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Bundeswehr sucht Freiwillige für Heimatschutz

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Landrat Michael Cyriax und Oberstleutnant Tilmann Engel bei der Übergabe der Partnerschaftserklärung im Landratsamt.
Landrat Michael Cyriax und Oberstleutnant Tilmann Engel bei der Übergabe der Partnerschaftserklärung im Landratsamt. © MTK

Kreis ist offizieller Partner, Initiative ist unterstützenswert.

Hofheim -Die Bundeswehr startet in Hessen ein Pilot-Projekt, das vor Augen führt, wie sehr sich die Zeiten geändert haben. Gesucht werden Freiwillige für den sogenannten Heimatschutz. Sie sollen in Bedrohungslagen etwa für die Sicherung von Transportwegen sorgen. Die wichtigsten wie die Autobahnen 3 und 5 führten allesamt durch Hessen, erläuterte Oberstleutnant Tilmann Engel vom Landeskommando der Bundeswehr in Hessen jetzt bei einer Pressekonferenz im Hofheimer Landratsamt.

Die Idee, für Heimatschutzregimenter eigens Reservisten auszubilden und zu schulen, resultiert aus der Einsicht, dass die Bundeswehr im Fall der Fälle keine Kapazitäten mehr für solche Aufgaben hat. Die „Zeitenwende“ mit dem Überfall Russlands auf die Ukraine hat ihr viele neue Verpflichtungen gebracht. Die Zeiten, in denen Soldaten etwa bei Flutkatastrophen wie im Ahrtal oder während der Pandemie hätten helfen können, seien vorbei, machte Engel deutlich.

Der Heimatschutz als spezielle Aufgabe, zu der der Schutz kritischer Infrastruktur und die Sicherung von Marsch- und Transportwegen, aber auch regionale Hilfeleistungen bei Katastrophenlagen zählen, soll daher künftig durch zusätzliche Kräfte sichergestellt werden. Gesucht werden dafür nun Freiwillige. Das Geschlecht spielt keine Rolle, die deutsche Staatsbürgerschaft und eine gute körperliche Verfassung sind aber Bedingung. Die Altersgrenze wird nicht ganz scharf gezogen. „Bevorzugt bis 57 Jahre alt“, nennt der selbst „spätberufene“ Oberstleutnant Engel, ein Jurist und Historiker, der früher einmal unter anderem im Management der Frankfurt Galaxy tätig war, die Formel, die man sich dafür überlegt hat. Eine 1 200 Köpfe starke Einheit soll nach Möglichkeit für Zwecke des Heimatschutzes gebildet werden.

Weil es eine gewisse Ausbildung, auch an der Waffe, und ein regelmäßiges Training braucht, hat die Bundeswehr vorab mit zahlreichen größeren Arbeitgebern in Hessen gesprochen und abgeklopft, wie es um die Bereitschaft steht, Mitarbeiter für diesen Reservistendienst für zehn Arbeitstage im Jahr freizustellen. 200 immerhin habe man gefunden, die diese Bereitschaft sogar in Form einer offiziellen Partnerschaft manifestieren wollten, führte Engel aus. Der Main-Taunus-Kreis ist einer davon.

Landrat Michael Cyriax, dessen Behörde immerhin 1500 Menschen beschäftigt, unterstrich, es sei „eine wichtige Aufgabe“ für den Staat, „Schutz und Sicherheit der Menschen nach außen wie nach innen zu gewährleisten“. Der Kreis halte die Initiative der Bundeswehr für den Heimatschutz für „unterstützenswert“. Dazu brauche es aber „immer auch Menschen, die bereit sind, es umzusetzen“, sieht Cyriax hier die größere Hürde. Wie Engel sprach er die Hoffnung aus, dass auf den Appell der Bundeswehr hin sich viele nicht nur wegduckten und sagten: Lass mal die anderen machen.

Arbeitgeber wie der Kreis, die Personen für die ehrenamtliche Reservistenaufgabe freistellen, erhalten von der Bundeswehr einen Lohnausgleich, müssen also finanziell nicht drauflegen. „Was uns fehlt, ist die Arbeitsleistung in diesem Zeitraum“, machte Michael Cyriax deutlich, dass auch die Partner schon etwas einsetzen.

Wer schon bei THW oder Feuerwehr engagiert ist - bisher die typischen Einsatzbereiche, für die Arbeitgeber ihre Mitarbeiter freistellen - sollte sich nicht jetzt auch noch für den Heimatschutz melden. „Doppelaufgaben machen im Ernstfall keinen Sinn“, sagt Oberstleutnant Engel. Häufiger habe die Bundeswehr aber zuletzt Kriegsdienstverweigerer begrüßen können, die ihre Verweigerung zurückzögen, weil sie heute angesichts der neuen politischen Entwicklungen umgedacht hätten. Auch wer noch nie gedient habe, sei willkommen.

Jüngere Jahrgänge sind spätestens mit der Abschaffung der allgemeinen Wehrpflicht gar nicht mehr mit der Frage nach dem Dienst fürs Vaterland konfrontiert worden. Nun sind auch sie aufgerufen, sich zum Appell der Bundeswehr zu verhalten. Es gehe hier um ein „gesamtgesellschaftliches Verständnis der Mitverantwortung“, waren sich Bundeswehrvertreter und Landrat einig. Neu sei, so Cyriax, dass die Bundeswehr dabei „so offen auf die Zivilbevölkerung“ zugehe. Den Bürgern soll es möglichst leicht gemacht werden, Interesse zu bekunden. Das geht in den Partnerunternehmen über die Personalabteilung oder direkt bei der Bundeswehr.

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