1. Startseite
  2. Region
  3. Main-Taunus
  4. Hofheim

Das Jubiläumsjahr endet mit einem Wechsel der Inhaberinnen

Kommentare

Noch-Inhaberin Stefanie Müller-Faust (rechts) übergibt das Traditionsunternehmen Faust zum Jahreswechsel an Nathalie Krüger.
Noch-Inhaberin Stefanie Müller-Faust (rechts) übergibt das Traditionsunternehmen Faust zum Jahreswechsel an Nathalie Krüger. © Preusche

Nach 75 Jahren im Familienbesitz übernimmt Nathalie Krüger die Firma „Faust Raumausstattung“.

Hofheim -„Manchmal muss man einfach andere Wege gehen.“ Diesem Satz, den Stefanie Müller-Faust in einem Brief an ihre Kunden schreibt, ging in ihr ein langer innerer Kampf und Ablösungsprozess voraus. „Doch dann ging alles schnell“, sagt die Inhaberin des bekannten Hofheimer Familienunternehmens „Faust Raumausstattung“, das seit ziemlich genau 75 Jahren existiert. Am 1. Januar 2024 übergibt Stefanie Müller-Faust ihr Geschäft an die Raumausstatter-Meisterin Nathalie Krüger. Das Traditionsunternehmen Faust, das seit dem 1. Oktober 1948, von ihrer Familie in der dritten Generation geführt wird, bekommt nun eine andere Inhaberin.

Für Nathalie Krüger ist die Entscheidung von Stefanie Müller-Faust ein Glücksfall. Denn selbstständig zu sein, auf eigenen Beinen zu stehen und Kundenwünsche umzusetzen, war schon in jungen Jahren ihr Ziel. Sie wusste bereits in der achten Klasse: „Ich will Raumausstatterin werden!“ Und so setzte sie ihren Wunsch nach ihrem Realschulabschluss in die Tat um. Mit 16 Jahren ging sie in Frankfurt in einem Familienunternehmen in die Lehre, absolvierte eine dreijährige Ausbildung, arbeitete vier weitere Jahre als Gesellin, um sich anschließend eineinhalb Jahre lang und während einer sechstägigen Arbeitswoche an den Wochenenden in Darmstadt auf die Meisterprüfung vorzubereiten. Auch die hat sie geschafft.

Nun stand die nächste Stufe der persönlichen wie beruflichen Weiterentwicklung an. So kam das Angebot von der Handwerkskammer, ein alteingesessenes Geschäft in Hofheim zu übernehmen, wie gerufen.

„Sie ist sehr strukturiert“, hat Stefanie Müller-Faust während der kurzen Zusammenarbeit bereits festgestellt. Seit einigen Tagen steht Nathalie Krüger in dem Geschäft für die Kunden „zum Einarbeiten und Kennenlernen bereit“, sagt Stefanie Müller-Faust. Für sie brauchte es nur kurze Zeit, um persönliches Vertrauen aufzubauen und einen Einblick in die beruflichen wie handwerklichen Fähigkeiten ihre Nachfolgerin zu bekommen.

Starker Familienverbund

„Ich bin kreativ und praktisch veranlagt“, sagt Nathalie Krüger, die in ihrer Kindheit von ihrem Vater an das handwerkliche Arbeiten herangeführt wurde. Sie weiß, dass sie damit gute Voraussetzungen für ihre täglichen Anforderungen mitbringt. Dass praktisch veranlagt zu sein, auch an- und zupacken heißt, ist der 25-Jährigen wohl bewusst. Und noch eines hat sie festgestellt: „Frauen im Handwerk werden nicht so gewürdigt wie Männer!“ Doch davon lässt sich die selbstbewusste Meisterin für Raumausstattung nicht irritieren. Denn sie weiß was sie kann.

Mit frischen und neuen Ideen möchte sich die gebürtige Frankfurterin, die mit ihrem Lebensgefährten in Mörfelden-Walldorf lebt, bei ihren zukünftigen Kunden einbringen. Das Geschäft in der Kirschgartenstraße wird sie anfangs mit Unterstützung ihrer Adoptivmutter und ihres Lebensgefährten führen. „Sie stehen bereits in den Startlöchern“, berichtet die junge Raumausstatterin, zu deren starkem Familienverbund noch drei Brüder gehören.

Als die Geschäftsnachfolge zu ihrer vollsten Zufriedenheit geregelt war, ist Stefanie Müller-Faust ein großer Stein vom Herzen gefallen. „Ich sehe unsere Firma und Kunden in guten Händen“, stellt die 53-Jährige erleichtert fest und kann sich ab dem neuen Jahr auf einen anderen persönlichen Weg freuen.

Am kommenden verkaufsoffenen Sonntag ist das Geschäft während des Gallusmarktes von 13 bis 18 Uhr geöffnet. Nathalie Krüger freut sich auf ein Zusammentreffen mit hoffentlich vielen Marktbesuchern in Hofheim. Ihre Meisterarbeiten können im Schaufenster von „Faust Raumausstattung“ in der Kirschgartenstraße 1 besichtigt werden. Für die Stammkunden wird es zur Feier des 75-jährigen Firmenbestehens und zur anstehenden Geschäftsübergabe einen Umtrunk geben.

Extra: Firmengeschichte

Hermann Faust eröffnete mit seiner Frau Leni am 1. Oktober 1948 als Meister im Tapezier- und Polsterhandwerk ein Geschäft in der Kirschgartenstraße 1. Sein Sohn Albrecht übernahm mit seiner Frau Beate später das Unternehmen (1972 bis 2009) und erweiterte die Angebote. Sie übergaben ihrer Tochter Stefanie Müller-Faust nach deren Ausbildung zur Industriekauffrau und einer weiteren Ausbildung zur Raumausstatterin das namhafte Unternehmen mit mehreren Angestellten. In all den Jahren unterstützte das Ehepaar Faust ihre Tochter, die in Kriftel verheiratet und Mutter von zwei Kindern (Lisa, 21 Jahre, und Julian, 23 Jahre) ist. Angeboten werden individuelle Planung und Gestaltung von Wohnräumen, Beratung bei der Auswahl von Materialien- und Farben sowie die Ausführung der handwerklichen Arbeiten.

Vor 70 Jahren, wenige Jahre nach der Firmengründung: Leni Faust, die Frau des Firmengründers Hermann Faust, mit Christel Faust (heute Schumann) und ihrem Bruder Albrecht (damals 7 Jahre alt).
Vor 70 Jahren, wenige Jahre nach der Firmengründung: Leni Faust, die Frau des Firmengründers Hermann Faust, mit Christel Faust (heute Schumann) und ihrem Bruder Albrecht (damals 7 Jahre alt). © Preusche

Auch interessant

Kommentare