Die Familie ist ihr sehr wichtig

Taunuskrimi-Autorin widmet neuen Roman ihren Schwestern Claudia und Camilla
Hofheim. „Wir waren schon um halb sieben hier. Aber das war gut so. Der Saal war bereits fast voll.“ Eine Erfahrung, die am Mittwochabend nicht nur Carola Löwenberg machte. Sie strömten wieder, die Fans ihrer Tochter Nele Neuhaus, für die 900 Plätze in der Hofheimer Stadthalle hieß es schon im Vorfeld: ausverkauft. Der frühere Main-Taunus-Landrat Dr. Bernward Löwenberg und Ehefrau Carola genossen sichtlich zu sehen, welcher Zuspruch und welche Sympathie ihrer prominenten Tochter schon vor Beginn der Premierenlesung für ihren neuen Taunus-Krimi „Monster“ entgegengebracht wurde.
Nele Neuhaus hatte nicht etwa in der Garderobe auf den Beginn der Veranstaltung gewartet, sondern schüttelte lieber vor der Bühne Hände. „Ich freue mich wahnsinnig auf diesen Abend“, hatte die Sodenerin schon vorab im Gespräch mit dieser Zeitung verraten. „Schreiben ist doch eine einsame Geschichte“, so Neuhaus, umso mehr werde sie nun die Buchpremiere genießen.
Das wollten auch ihre Fans. Mit den Worten: „Es ist immer so nett bei Ihnen“, trat eine Frau auf die mittlerweile das Haar deutlich kürzer tragende Neuhaus zu und überreichte eine Tüte selbst gebackener Plätzchen. „Oh, wie schön“, freute sich die Autorin, die auch wegen ihres sympathischen, ungekünstelten Auftretens so große Beliebtheit bei ihren Leserinnen und Lesern genießt.
Die echte Anne Böhlefeld
„Das ist meine älteste Freundin, wir kennen uns noch aus Paderborn, schon mehr als 40 Jahre. Jetzt ist sie meine Nachbarin - ist das nicht irre?“, stellte die Autorin eine andere Frau vor, die kam, sie zu begrüßen. Der Clou, den Neuhaus später auch auf der Bühne zum Besten gab: Anne Böhlefeld hat der Freundin aus Grundschulzeiten spontan erlaubt, ihren Namen im neuen, elften Taunuskrimi zu verwenden. Die Autorin hatte erzählt, dass es in der Vergangenheit schon mal Ärger mit Menschen gegeben habe, die in Wirklichkeit so heißen wie eine ihrer Romanfiguren. Anne Böhlefeld dagegen finde, das müsse man trennen können, Fiktion und Wirklichkeit. „Ich habe ja ein ganz anderes Leben“, zitierte sie Neuhaus.
Wie wichtig das persönliche Umfeld und vor allem ihre Familie für sie sind, daraus macht Nele Neuhaus kein Hehl. „Monster“ hat sie ausdrücklich ihren beiden Schwestern Claudia Cohen und Camilla Altvater gewidmet, als ein auch öffentliches Zeichen ihrer Wertschätzung und Dankbarkeit. „Sie stehen mir immer als Probe-Leserinnen und Sparringspartner bei der Schreibphase zur Verfügung“, sagt Neuhaus. Dass Camilla keine Scheu hatte und ihr schon bei ihrem ersten Krimi-Bestseller „Unter Haien“ bei einem Erguss über Computer-Hacking geraten habe, die 40 Seiten besser auf eine zusammenzustreichen, gehörte zu den kleinen Einblicken in ihren Schreiballtag, die Neuhaus wieder auf der Bühne gewährte.
Tim Bergmann und Schwaaalbach . . .
Unterhaltsam finden das ihre Fans. Nicht zuletzt, weil die Erfolgsautorin auch diesmal wieder mit Schauspieler Tim Bergmann, der in den Verfilmungen der Taunus-Krimis den adeligen Kommissar Oliver von Bodenstein mimt, einen exzellenten Vorleser und witzigen Gesprächspartner zur Seite hatte. Als Dritte im Bunde kam erstmals die vor allem als Radiomoderatorin bekannte Bärbel Schäfer dazu. Für den Running-Gag des Abends sorgte allerdings nicht Schäfer, sondern Tim Bergmann, der beim Lesen zunächst Schwalbach ein langes erstes a verpasst hatte. Nach dem zweiten Mal und dem leichten Grummeln im Saal korrigierte Neuhaus, was Bergmann auf humorvolle Art kommentierte, bevor er neu ansetzte. Als er für das korrekte „Schwalbach“ dann Szenenapplaus erhielt, riss er die Arme hoch und rief zum Amüsement seiner Zuhörerschaft: „Geschafft! Wir können aufhören.“ Das wollte aber wirklich niemand im Saal.
„Waldems“ und die korrekte Aussprache der L 3031 erwiesen sich als weitere Stolperfallen für den aus dem Rheinland stammenden Schauspieler, der nun jedes weitere „Schwalbach“ mit entsprechender Mimik begleitete und so immer wieder für Lacher sorgte. Bei der Verfilmung von „Monster“ werde er von dieser Lehrstunde profitieren, so Bergmanns Kommentar. Dass es dazu kommt, war für niemanden eine Frage. Die Bücher, besonders die signierten, fanden bereits vor Beginn der Premierenlesung am Stand der Buchhandlung Tolksdorf im Foyer reißenden Absatz. Bürgermeister Christian Vogt zeigte sich in seinem Grußwort sicher, bereits nach dem ersten Verkaufstag werde es keine Exemplare mehr geben und tröstete: „Sie können dann in unsere Stadtbücherei kommen und es ausleihen.“ Während das Team der Bücherei, die offiziell als Veranstalterin auftrat, das mit einem Lächeln quittierte, beeilte sich der Ullmann-Verleger zu versichern, man habe genug Bücher gedruckt. 300 000 Stück beträgt die Erstauflage.
Für eine weitere imposante Zahl gab’s am Ende des Abends einen Extra-Applaus. Die von Neuhaus diesmal ausgewählte Deutsche Herzstiftung erhielt für ihre Arbeit zugunsten herzkranker Kinder den Reinerlös der Benefiz-Veranstaltung in Höhe von 13 500 Euro.

