Die Standortfrage im Jubiläumsjahr

Die Musikschule feiert das 50-jährige Bestehen mit einem großen Programm. Groß ist auch der Bedarf an Räumlichkeiten - dem alten Pfälzer Hof ist man entwachsen.
Hofheim. Als Sven-Müller-Laupert im Jahre 2019 davon sprach, die Musikschule leide an Platzmangel und brauche ein neues Domizil, da hätte man auf den Gedanken kommen können, die Erfüllung dieses Wunsches sei doch zum 50. Geburtstag der Einrichtung genau das richtige Geschenk. Nun ist das Jubiläumsjahr gekommen, aber nach einem neuen Musikschulhaus sieht es definitiv nicht aus. Trotzdem sieht der Leiter der Musikschule die Einrichtung auf einem guten Weg.
Zumal die Botschaft, dass der Pfälzer Hof am Bahnhof als Bleibe nicht mehr ausreicht, längst auch im Rathaus angekommen ist. Ein neues Musikschulhaus, das sei vor allem eine Frage des Standortes, lässt Bürgermeister Christian Vogt wissen. Einig sind sich alle Beteiligten, dass eine recht zentrale Lage wichtig wäre. Zumal die Musikschule es nach den Worten von Müller-Laupert ausdrücklich darauf abgesehen hat, eine präsentere Rolle in Hofheim zu spielen.
Verwaltung prüft neue Standorte
Nun wurde in den vergangenen Monaten schon einmal das Gelände der ehemaligen Stadtbücherei ins Gespräch gebracht. Es überrascht nicht, dass sich Bürgermeister Vogt in diesem Punkt nicht zu sehr aus dem Fenster lehnt. Er und andere hätten dort gerne ein Hotel gesehen, manche wollen das immer noch. Außerdem ist ein Verfahren zur Bürgerbeteiligung zur Zukunft dieses Grundstücks angelaufen - da sollte es ein Bürgermeister vermeiden, öffentlich Ergebnisse vorwegzunehmen. Vogt berichtet aber, dass die Verwaltung an dem Thema arbeite und dass Standorte geprüft werden. Womöglich werde es gegen Ende des Jahres dazu Ergebnisse geben.
Bis dahin gestaltet die Musikschule ein umfangreiches Festprogramm mit rund einem Dutzend musikalischer Veranstaltungen. Den Auftakt macht ein musikalischer Festakt am 26. Februar in der Stadthalle. Bei freiem Eintritt wird unter anderem ein Projektchor auftreten, der speziell für diesen Anlass gegründet wurde. Zusammengerechnet mit Orchester und anderen Beteiligten stehen dann mehr als 200 Akteure auf der Bühne.
Natürlich wird an diesem Abend auch ausführlich unterstrichen, wie wichtig eine Musikschule ist. „Musikalische Bildung und musikalische Praxis sind unverzichtbar für eine ganzheitliche Bildung“, sagt vorher schon einmal Dorothee Graefe-Hessler, die Aufsichtsratsvorsitzende der Musikschule. Die Musik verschaffe Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen „Zugang zu ihrem Kreativpotenzial und zu einer nachhaltigen Persönlichkeitsentwicklung und kulturellen Teilhabe.“
Land will Mittel für Musikschulen verdreifachen
Das haben viele erkannt oder ahnen es wenigstens. Denn derzeit lernen 2000 Menschen bei der Musikschule ein Instrument, wirken in einem der Ensembles mit, nehmen Angebote wie Tanz oder Bandcoaching wahr oder wurden von den Eltern in der frühkindlichen Musikerziehung angemeldet. Nach den Worten von Müller-Laupert erlebt die Musikschule gerade einen besonderen Ansturm, der Einbruch durch die Corona-Pandemie ist längst wettgemacht. 50 Musiklehrer arbeiten derzeit für die Musikschule.
Die positive Resonanz auf den derzeit probenden Projektchor hat bei Müller-Laupert und den anderen Verantwortlichen die Überzeugung verstärkt, dass die Arbeit in Projekten ein Angebot sein kann, das die Musikschule für viele interessant macht, die sich nicht auf unbestimmte, aber längere Zeit fest binden wollen. In diese Richtung soll auch künftig weitergedacht werden.
Die Voraussetzungen für neue Ideen und den Ausbau des Angebots scheinen gut, finanziell wenigstens. Denn das Land Hessen habe für die nächsten Jahre eine Verdreifachung seiner Mittel für die Musikschulen vorgesehen, weiß die Aufsichtsratsvorsitzende Graefe-Hessler. Die Stadt Hofheim gibt zurzeit 145 000 Euro jährlich dazu - da sie zu 49 Prozent Eigentümerin der Musikschule ist, besteht zumindest eine politische Verpflichtung. Die anderen 51 Prozent hält übrigens der Volksbildungsverein, unter dessen Dach die Musikschule einst entstanden ist.
Eine Verbesserung der Situation erhoffen sich die Macher der Musikschule auch von einem Förderverein, der in den nächsten Wochen gegründet werden soll. Dass Leute, die Spenden können, der Musikschule gewogen sind, zeigt eine aktuelle Spendenaktion. Bereits 30 000 Euro für 120 neue Stühle sind zusammengekommen. Die Musikschule ist zuversichtlich, dass die fehlenden 12 000 Euro hinzukommen werden.
Das Jubiläumsprogramm
Der Musikalische Festakt am 26. Februar ist - bei freiem Eintritt ab 17 Uhr in der Stadthalle - der Auftakt zu einer ganzen Reihe von Veranstaltungen zum Jubiläumsjahr. Am 26. März (17 Uhr) spielen Lehrkräfte der Musikschule beim Dozentenkonzert Musik vom Barock bis zum Pop. Am 4. Juni (16 Uhr) ist ebenfalls die Stadthalle Schauplatz des Preisträgerkonzerts des Mendelssohn-Wettbewerbs 2023.
Am 18. Juni (17 Uhr) geht es im Wasserschloss mit einer Aufführung der Musiktheatergruppe weiter, am 8. Juli (15 Uhr) konzertiert im Haus der Vereine der Fachbereich Gitarre. Tags darauf (11 Uhr) treten die Hofheimer Sinfoniker im Rahmen einer Klassik-Matinée in der Stadthalle auf. Die 17. Auflage des Interkeltischen Musikfestivals wiederum verteilt sich vom 13. bis 16. Juli auf die Kirche Peter und Paul sowie das Wasserschloss.
„Anschauen, anhören, ausprobieren“ lautet das Motto beim Tag der offenen Tür der Musikschule am 9. September (10 bis 13 Uhr). Der nachfolgende Tag (12 bis 16 Uhr) steht im Zeichen eines Picknickkonzerts - wo, das steht noch nicht fest.
Der Fachbereich Klavier lädt für den 4. November (15 Uhr) zum Konzert in das Kellereigebäude. Zum Abschluss des Konzertjahres gibt es beim Benefizkonzert in der Stadthalle am 3. Dezember (17 Uhr) festliche Weihnachtsmusik.
