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Strikte Verbote im Hofheimer Gebiet Vorderheide - Main-Taunus-Kreis droht Hobby-Gärtnerin

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Der Main-Taunus-Kreis verbietet das Aufstellen von Hütten und Zäunen im Hofheimer Gebiet Vorderheide. Das ist zwar rechtens, für Käufer der verwilderten Gärten aber enorm verwirrend.

Hofheim - Michaela Ludwig fiel aus allen Wolken. Einen Naturschutzgarten habe sie in Hofheim (Main-Taunus-Kreis) anlegen wollen, Obstbäume wollte sie pflanzen und Wildkräuter ziehen. Nistkästen für Vögel seien geplant und Wildblumen für Insekten. Es sei jede Menge alter Müll entsorgt worden, auch Reste eines gefährlichen Zauns und einer vermüllten Hütte. Beides sollte neu gebaut werden, die Hütte wurde schon geliefert, erste Zaunpfosten gesetzt, denn ohne Hütte und Zaun könne man einen Garten nicht nutzen. „Es wurde nichts errichtet, was genehmigungspflichtig ist, da es im Bestand gekauft wurde,“ schrieb sie.

Das sieht die Bauaufsicht allerdings anders. Michaela Ludwig flatterte ein Schreiben ins Haus. Hütten und Zäune seien nicht erlaubt, die Eigentümerin habe dafür keine Genehmigung bekommen und werde auch keine bekommen. Auch habe sie keine Genehmigung für die Rodungsarbeiten bekommen - auch derartige Eingriffe seien rechtswidrig. Die Arbeiten seien einzustellen, der Kreis drohte an, „die Wiederherstellung des früheren Zustandes des Grundstückes kostenpflichtig anzuordnen.“

Hofheim: Das geplante Baugebiet Vorderheide ist definitiv gescheitert

Nachdem die Gerichte dem Bauen einen Riegel vorgeschoben hatte, hatte Michaela Ludwig schon neue Pläne für ihr Grundstück im Gebiet Vorderheide. Doch auch daraus wird nichts.
Nachdem die Gerichte dem Bauen einen Riegel vorgeschoben hatte, hatte Michaela Ludwig schon neue Pläne für ihr Grundstück im Gebiet Vorderheide. Doch auch daraus wird nichts. © Becht

Das ist natürlich blanke Theorie. Weder wird der Kreis die verrottenden landwirtschaftlichen Geräte wieder auf das Grundstück schaffen lassen, noch das Brombeergestrüpp wieder anpflanzen. Auch die halb eingestürzte alte Hütte wird nicht wieder aufgebaut. Wie es mit dem Grundstück weiter geht, ist demnach offen. Und es geht letztlich auch um viele weitere Grundstücke.

Die Rede ist von der Vorderheide. Das geplante Baugebiet ist definitiv gescheitert. Es gibt jede Menge verwilderte Gärten dort, mit verrotteten Zäunen, Hütten in unterschiedlichem Zustand. Viele Eigentümer haben lange nichts gemacht in der Erwartung, eines Tages dort bauen zu können.

Eines davon hat Michaela Ludwig aus Bad Soden gekauft und, wie man schon formulieren kann, tabula rasa gemacht. Bäume, Sträucher, Stauden, Gräser, alles wurde gerodet, das Grundstück präsentierte sich wie ein frisch gepflügter und geeggter Acker. Aber das Gras sprießt, erste Sträucher wurden gepflanzt. Bis irgendjemand dem Main-Taunus-Kreis einen Hinweis gab und der dafür sorgte, dass die Arbeiten eingestellt wurden.

Verbote im Hofheimer Gebiet Vorderheide: In den sozialen Netzwerken wird heiß diskutiert

Klar, dass der Fall in den sozialen Netzwerken heißt diskutiert wurde. Klar auch, dass die Mehrheit der Facebook-Nutzer sich auf die Seite der Gartenbesitzerin schlugen. Die einen schlugen eine Unterschriftensammlung vor, andere beschimpften die Bürokratie und einzelne Parteien, wieder andere fragen sich, wie es sein kann, dass das ganze Gebiet voll ist von Hütten und Zäunen.

Dass der Kreis das Recht auf seiner Seite hat, das hat auch der Anwalt der Familie Ludwig eingeräumt. Im Außenbereich braucht man für Rodungsarbeiten in diesem Umfang eine Genehmigung der Naturschutzbehörde, und Zäune und Hütten sind im Außenbereich nicht erlaubt. Da gibt es auch keinen Bestandsschutz und auch kein Gewohnheitsrecht.

Das Problem ist, dass viele Käufer das nicht wissen. Auch Michaela Ludwig lässt erkennen, dass ihr die gesamte Problematik nicht bekannt war. Im Fall der Vorderheide kommt hinzu, dass rundum jede Menge Hütten und Zäune stehen. Der Main-Taunus-Kreis kündigt aber an, dass sich das ändern soll. Seit Jahren begehe die Naturschutzbehörde systematisch die Außenbereiche, um illegal errichtete Baulichkeiten festzustellen, berichtet Kreishaus-Pressesprecher Johannes Latsch. Im Moment seien die Mitarbeiter in Wallau unterwegs - keine Frage, dass eines Tages die Vorderheide an die Reihe kommt.

Hofheimer Vorderheide soll Außenbereich bleiben und Vogelschutzgebiet werden

Freilich gibt es reichlich Gartenhütten und Zäune, auch zwischen Hofheim und Kelkheim. Diese Bereiche wurden aber von der Stadt vor Jahren als „wohnungsferne Gärten“ ausgewiesen - dort sind Hütten und Zäune erlaubt. Ob das eine Option wäre für die Vorderheide? Aus Sicht des Naturschutzes würde man dies in einem Vogelschutzgebiet nicht favorisieren, drückt sich das Regierungspräsidium (RP) Darmstadt vorsichtig aus.

Auf Beschluss der Stadtverordnetenversammlung hat der Magistrat Kontakt mit dem Land aufgenommen, mit dem Ziel, ein Vogelschutzgebiet aus der Vorderheide zu machen. Die Stadt formuliert schon klarer, „dass die Vorderheide Außenbereich ist und bleibt. Anderweitige Planungen gibt es nicht.“ Aber was darf man mit seinem Grundstück im Vogelschutzgebiet anfangen? Klar ist derzeit nur, was man nicht darf. (Manfred Becht)

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