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Europa ist keine Selbstverständlichkeit

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Von: Barbara Schmidt

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Thomas Mann (Mitte), Landesvorsitzender der Europa-Union, moderierte den Europatag in der MTS.
Thomas Mann (Mitte), Landesvorsitzender der Europa-Union, moderierte den Europatag in der MTS. © babs

MTS-Schüler diskutierten aktuelle Themen rund um die Europäische Union.

Hofheim -Er brennt für Europa, auch wenn er mittlerweile nicht mehr Mitglied des Europäischen Parlaments ist. „Ich bin ja noch Landesvorsitzender der Europa-Union und als solcher gerade wieder gewählt“, sagt der Schwalbacher Thomas Mann. Nicht nur aus diesem Engagement heraus könne er nach wie vor „frische Informationen“ über die EU bieten - und gebe sie immer gern weiter.

Manns hohe Motivation haben auch die Schüler der Jahrgangsstufen 10 und 11 (E-Phase) der Main-Taunus-Schule (MTS) gespürt, mit denen der 77-Jährige jetzt mit einigen Mitstreitern von der Europa-Union der CDU einen Vormittag lang vier aktuelle Themenkomplexe rund um Europa beackert hat.

Über die internationale Rolle der EU, die Migrations- und Flüchtlingspolitik, Projekte zur Zukunft junger Menschen und den Klimawandel als Herausforderung wurde in vier Arbeitsgruppen von den Referenten Wissen vermittelt und mit den Schülern dann auch inhaltlich diskutiert.

„Mein Horizont hat sich schon ein bisschen erweitert“, lautete am Ende das Fazit des 15-jährigen Paul, der in der Gruppe zum Klimawandel dabei war und auch im Plenum zum Schluss einige der Ergebnisse vortrug. Ganz nah an der Lebenswirklichkeit der jungen Leute war dabei eines der Beispiele für nachhaltigeres Wirtschaften, die Nutzung sogenannter „grauer Energie“. Statt Häuser abzureißen, sei es besser, sie zu sanieren, erläuterte Paul seinen Mitschülern. Grau heißt diese Energie übrigens mit Bezug auf die Farbe von Beton, dessen Weiterverwendung deutlich CO2 spart. Das beste Beispiel hatten die Schüler zum Greifen nah - für ihre eigene Schule hat sich der Main-Taunus-Kreis gegen einen Abriss und für eine Kernsanierung entschieden, das Betongerippe wird weitergenutzt. „Das stimmt, aber das ist mir so schnell gar nicht eingefallen“, meinte Paul, der schon weiß, dass er in der Oberstufe Politik und Wirtschaft (Powi) als Leistungsfach wählen will. „Als Wahlpflichtkurs haben wir alle Powi ja schon“, erläuterte Mitschülerin Jule (16), dass Nadine Gerhard, Fachsprecherin für dieses Fach am Hofheimer Gymnasiums, ganz gezielt eine besonders interessierte Schülergruppe für den Europa-Vormittag ausgewählt hatte.

Überrascht waren übrigens nicht nur die Schülerinnen und Schüler, als sie aus der Gruppe, die sich mit Projekten zur Zukunft junger Menschen in Europa befasst hatte, vom „Europäischen Jahr der Jugend 2022“ hörten. Auch Referentin Christina Broda, engagiert in der Flüchtlingsarbeit in Schwalbach, merkte an: „Ich finde das so toll, hab aber darüber leider nie was gehört, schade“. Der 16-jährigen Julia ging’s genauso. „Davon habe ich gar nichts mitbekommen“, bedauerte auch sie.

Gerade die Begegnungsprojekte hätten die Schülerin interessiert. Dass Europa eine Menge spannender Themen und eben auch Projekte mit Beteiligungsmöglichkeit zu bieten hat, war denn auch sicher etwas, was von diesem Vormittag hängen blieb. Gut, so Julia, habe sie zudem gefunden, dass ihnen klargemacht worden sei, dass vieles, was sie als selbstverständlich erfahren, es nicht sei. Etwa, dass früher Geld getauscht werden musste für den Urlaub und Grenzkontrollen normal waren. „Das haben wir ja nie erlebt“, sagt Mitschülerin Jule. Lehrerin Nadine Gerhard hatte das zum Schluss ebenfalls unterstrichen. „Für euch ist Europa eine Selbstverständlichkeit, aber das ist es nicht. Es muss immer wieder daran gearbeitet werden. Und da braucht’s Bürger, die sich engagieren.“ Sich erst mal mit Europa zu beschäftigen, ist für Thomas Mann schon mal ein guter Schritt in diese Richtung. Er lobte die „kommunikative und kreative Qualität“ der Diskussion und nahm den Eindruck mit, dass die EU als Thema nun stärker im Blick ist. „Die haben richtig Bock drauf, das merkt man.“

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