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Faule und Braune werden herausgeschnitten

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Bei sonnigem Wetter genossen die freiwilligen Helfer die Arbeit an der frischen Luft auf dem Weinberg in Diedenbergen.
Bei sonnigem Wetter genossen die freiwilligen Helfer die Arbeit an der frischen Luft auf dem Weinberg in Diedenbergen. © Niklas Müller

Weinlese am Sonnenhang, Qualität im Spätlesebereich, Weinlehrpfad bald fertiggestellt.

Hofheim -Gelb leuchten die Blätter der Weinreben in der hellen Oktobersonne. Versteckt zwischen den Reihen knien freiwillige Helfer, um bei der diesjährigen Weinlese auf dem Diedenbergener Weinberg auszuhelfen. Später wird es noch ein herzhaftes Frühstück mit selbstgemachter Wurst, Spundekäs, Kaffee und natürlich Wein geben. Zehn Helfer sind bereits auf dem Weinberg unterwegs, 14 hatten sich angemeldet. Aus den gesammelten Trauben des „Diedenbergener Sonnenhangs“ soll später Wein für den Jahrgang 2022 entstehen. Ursprünglich für vergangenen Samstag angedacht, war der Termin für die traditionelle Weinlese wegen des regnerischen Wetters auf den gestrigen Montag verschoben worden.

Über die Qualität des Weins des Jahrgangs 22 kann Petra Fuchs noch keine Aussage treffen. Dieser müsse erst noch abgefüllt werden. Die Qualität liege aber im Spätlesebereich, so Jana Seidemann, die Weinproduktion studiert hat und als Inhaberin den Weinhandel Konrad Seidemann oHG in Hofheim in zweiter Generation betreibt.

Die Menge sei auch nicht schlecht. Die Trauben schmecken angenehm süß. Petra Fuchs, die für den städtischen Weinberg in Diedenbergen zuständig ist, hofft, dass dieses Jahr ertragreicher als das vergangene wird. Da hatte die Lese nur 265 Flaschen ergeben. „Das war sehr wenig“, so Fuchs. „Wir hatten schon Jahrgänge mit 1000 Flaschen.“ Der Durchschnitt liege bei etwa 650 Flaschen. Doch diese sind ohnehin nicht für den Massenverkauf gedacht.

Ein Tropfen nur für besondere Anlässe

Der Wein dürfte nicht verkauft werden, auch nicht auf Festen, erklärt Fuchs. Vielleicht mal gegen eine Spende von 15 Euro, wenn jemand unbedingt eine Flasche möchte, ergänzt Seidemann. „Wir hatten schon immer treue Fans.“ Das Geld komme der Bürgerstiftung zugute.

Vornehmlich sei der Wein aber für Jubilare gedacht, für besondere Ereignisse wie den 90. oder 100. Geburtstag oder für Goldene Hochzeiten. Auch die Kirche bekomme einen kleinen Anteil, genauso wie Diedenberger Bürger, die bei der Lese mithelfen oder Wahlhelfer, die bei der Landtagswahl mitgeholfen haben. Auch der Preisträger des Weinetiketts bekommt 24 Flaschen. Die Gestaltung wird jährlich neu ausgeschrieben. Das Bild, das die Flaschen des 21er Jahrgangs prägt, hatte der Diedenberger Künstler Jürgen Henrich entworfen. Für dieses Jahr wollte dieser sich aber aus dem Wettbewerb heraushalten. Die Auswahl, wer für den Entwurf des Etikett 2022 infrage kommt, ist derzeit noch nicht getroffen.

Jetzt steht ohnehin erst einmal die Auswahl der Trauben an. „Einfach abschneiden ist nicht“, erklärt eine Erntehelferin aus dem Rathaus, die ihren Namen nicht nennen möchte. Man müsse, das habe aber mit der fortgeschrittenen Jahreszeit zu tun, mehr selektieren. Faule oder braune Trauben werden abgeschnitten und von den reifen Früchten getrennt. Die Arbeit an der frischen Luft mache ihr Spaß. vor allem bei dem schönen Wetter. Zudem gefalle der Weintrinkerin das Gemeinschaftsgefühl, das in Zusammenarbeit mit den anderen Teilnehmern hier auf dem „Diedenbergener Sonnenhang“ entsteht. Auch interessiere sie sich für Wein, habe so etwas allerdings noch nie gemacht. Der Neugier wegen sei sie hier.

Diese könnte künftig auch weitere Weinliebhaber in die Gemarkung locken. So ist ein Weinlehrpfad mit neuer Beschilderung und neuen Tafeln geplant, der über Untergründe und die Geschichte des Weins in Hofheim aufklären soll, erklärt Jana Seidemann. In vier bis sechs Wochen soll dieser fertiggestellt sein.

Extra: Weinbau in Diedenbergen

Der Weinbau in Diedenbergen hat Tradition. Von den Römern eingeführt, finden sich erste urkundliche Erwähnungen in Diedenbergener Gerichtsbüchern ab 1550. Mit der Industrialisierung kam der Weinbau im Ortsteil zum Erliegen. In den 60ern und 70er Jahren wurde dieser sukzessive aufgegeben. Um die Weinbau-Tradition in Diedenbergen aufrechtzuerhalten, folgte 1988 ein Antrag auf Genehmigung einer Neuanlage beim Weinbauamt in Eltville. Diesem wurde zu Forschungszwecken stattgegeben. 1990 folgte die Neuanlage für den städtischen Eigenbedarf, 405 Setzlinge der Rebsorte „Weißer Riesling“ wurden gepflanzt. Die erste Weinlese 1991 bestand aus gut zwei Handvoll Trauben. Ab 1994 wurden die Reben zum Schutz vor Staren mit Netzen verpackt.

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