Foto Gübert schließt in zwei Wochen

Wehmütiger Abschied. Neue Weinstube eröffnet im Herbst, „Schwarzheiß“ in der Hauptstraße.
Hofheim -Es war schon angeklungen im letzten Bericht dieser Zeitung über Veränderungen im Geschäftsleben der Hofheimer Innenstadt: Foto Gübert, in den Arkaden am Untertor seit 22 Jahren eine Institution, wird schließen. „Am 22. April ist es endgültig soweit“, sagt Marion Gübert, die sich ihr Geschäft mitsamt Lotto-Annahmestelle, Zeitschriften- und Tabak-Verkauf in den mehr als zwei Jahrzehnten in Hofheim hat zur Herzenssache werden lassen. Ihr Stammkundenkreis ist groß - und wie sie schildert, derzeit so wehmütig wie sie selbst, dass die Tage des letzten Fotoladens in Hofheim nun gezählt sind. Aus gesundheitlichen Gründen will die Geschäftsfrau kürzer treten und künftig ausschließlich ihren Mann Rudolf im Stamm-Geschäft in Rüsselsheim unterstützen. 65 Jahre alt sind beide mittlerweile und in ihrer Branche schon so etwas wie Dinosaurier.
„Der Einzelhandel wird nicht leichter“
„Der Einzelhandel wird nicht leichter, die Fotobranche auch nicht“, macht Rudolf Gübert sich da wenig Illusionen. Was noch funktioniere, sei alles, was mit Service zu tun habe. Ein Passbild zu machen, das den hohen Anforderungen der Behörden entspricht, etwa, eines der wichtigsten Standbeine des Ladens in den Arkaden. Stammkunden haben aber vor allem der Zeitschriftenverkauf und das Lotto-Geschäft gebracht, die viele ganz regelmäßig bei Marion Gübert vorbeischauen ließen. Die ruhige, freundliche Inhaberin hat nicht nur gern den Kontakt mit ihrer Kundschaft gepflegt, sie kannte auch ihre Vorlieben, vor allem, was Zeitungen und Zeitschriften anging, und sorgte für das passende Angebot. „Menschen schätzen das Persönliche“, ist Marion Güberts Erfahrung.
Gern hätten die Güberts ihr Geschäft an einen Nachfolger übergeben. Es fand sich auch ein Interessent, „da war es aber leider schon zu spät“, sagt Rudolf Gübert. Denn für die Räume, für die das Mietverhältnis zum Jahresende gekündigt worden war, gab es bereits neue Pläne. Wie ebenfalls berichtet, wird sich das „Balthasar“ hier erweitern. Wirt Georgios Sismanis plant, der Bar eine Weinstube anzugliedern. Doch weil es mit den dafür nötigen Umbauplänen nicht so rasch ging, waren Sismanis und die Güberts sich einig, dass das Fotogeschäft so lange weiterlaufen sollte, bis der Umbau starten könnte. Das soll nun im Mai soweit sein.
„Richtung Herbst“, so Sismanis, wolle er das neue Angebot gern eröffnen. „Man muss sich ja weiterentwickeln“, sagt der Gastwirt, der seit 20 Jahren in Hofheim Gäste bewirtet. „Es macht hier einfach Spaß“, meint der Gastronom mit griechischen Wurzeln. Ganz ähnliche Erfahrungen haben auch die Güberts mit der Kreisstadt gesammelt. „Eigentlich alles“ habe sie hier gemocht, sagt Marion Gübert, allein schon „die schöne Umgebung“, schätzt sie das Flair der Altstadt und den Blick Richtung Wald. „Und die Menschen sind nett und grüßen“, das finde man längst nicht überall, ergänzt ihr Mann. „Mehr mit weinenden Augen“ sieht Marion Gübert dem endgültigen Abschied von ihrer Kundschaft entgegen. Die Eddersheimerin ist aber sicher, dass mancher Kontakt erhalten bleiben wird. „Das geht über Whatsapp“, verrät sie mit einem Lächeln.
Kaffeebohnen aus Diedenbergen
Die Freude am Kontakt mit Menschen ist auch ein wichtiger Beweggrund für die Personalerin Renata Dèzsi und ihren Entschluss gewesen, sich selbstständig zu machen und neben einem Coaching-Angebot gemein sam mit ihrem Partner Alexander Kühmichel den früheren „Kaffee-Laden“ im Haus Hauptstraße 55 zu übernehmen. Seit dem vergangenen Sommer schon sind sie nach kurzem Umbau mit „Schwarzheiß“ und einem weiterentwickeltem Angebot für ihre Kunden da. Von der Kaffeerösterei Laux in Diedenbergen erhält „Schwarzheiß“ eine speziell und exklusiv nur für dieses Café geröstete Kaffeemischung. Von der Krifteler Bäckerei Kilb, die noch handwerklich backt, wird „Schwarzheiß“ mit verschiedenen Kuchen beliefert. „Früher habe ich jeden Samstag hier meinen Espresso getrunken“, sagt Renata Dèzsi. Heute steht sie selbst hinter der kleinen Theke und hat sich damit einen Traum erfüllt. Wein gibt’s seither hier übrigens auch, natürlich regionaler Herkunft - aus dem Rheingau.

