Schüler der Brühlerwiesenschule setzen ein Zeichen gegen Rassismus
Die Brühlerwiesenschule will Teil des bundesweiten Projekts „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ werden. Dafür müssen noch Unterschriften gesammelt werden. Bis es so weit ist, haben die Schüler trotzdem schon mal ein Zeichen gegen Diskriminierung gefertigt. Das Thema berührt hier nämlich jeden.
Hofheim - Zum „Tag der offenen Tür“ Anfang Dezember wurde der „Baum gegen Rassismus“ in der Brühlwiesenschule präsentiert – und nun sucht er noch einen längerfristigen Standort. Auch eine „Tournee“ ist nicht ausgeschlossen. Denn der Baum liegt den Schülern am Herzen, und das nicht nur, weil sie ihn selbst gebaut haben. Knapp 100 Dachlatten waren nötig, um den rund drei Meter hohen Baum zusammenzuschrauben. „Er war nicht schwer zu erstellen“, sagt Michelle Schmidt, Schülerin der Klasse 11BfH, Berufsfachschule Holztechnik. „Aber er drückt aus, wie ich denke und fühle. Ich will den Menschen damit die Augen öffnen.“
Der Baum soll ein Zeichen setzen im Kampf gegen Rassismus und Diskriminierung. Bereits einige Wochen lang hatten sich auch die Schüler der Klasse 11BfM der Berufsfachschule Metallberufe intensiv mit dem Thema Vorurteile gegenüber anderen Menschen in Deutschland auseinandergesetzt und dazu Infoplakate gestaltet. Woher kommen die Vorurteile, wie entstehen sie, und was steckt dahinter? Bis wann ist es noch ein Witz, und wann fangen rassistische Beleidigungen an? Solchen Fragen gingen die Schüler dabei nach.
„Viele Schüler erfahren tagtäglich, wie es ist, wenn man Vorurteilen begegnet“, erzählt Claudia Rump, Klassenlehrerin der 11BfH. „Sei es auf Grund der Nationalität, der Haarfarbe, des Geschlechts, der Religion oder der Bildung.“ Das kann ihre Kollegin Isabel Bielefeld nur bestätigen. Zum Thema Rassismus könnten deshalb alle Schüler etwas sagen, sagt sie. Egal ob sie selber Migrationshintergrund hätten oder nicht. Denn jeder sei damit schon irgendwie in Berührung gekommen oder hätte es bei anderen erlebt.
Zwei Tage Arbeit stecken in dem selbstgebauten Baum
Die Idee zu diesem Baum wurde dann im November kurzfristig in die Tat umgesetzt. Zwei Tage lang wurde gesägt, gebohrt und zusammengesteckt, damit die charakteristische Spiralform entsteht. Parallel wurden Bilder von Schülern und Lehrern der Brühlwiesenschule gesammelt und an den fertigen Baum gehängt. Am „Tag der offenen Tür“ konnte dann jeder Besucher noch sein Foto hinzufügen. So hatten alle die Chance, ein weiteres „Gesicht“ im Kampf gegen Rassismus zu werden. Inzwischen hängen rund 100 Bilder dran, aber Platz ist noch genug. „Das Foto ist natürlich ein gewisses Statement“, so Rump. „Allerdings ohne Namen. Doch manche haben auch nur etwas geschrieben.“ Da habe es so manche Diskussionen gegeben, wenn einer kein Foto von sich machen lassen wollte. Manche hätten sich auch wortlos distanziert. „Aber insgesamt war die Resonanz sehr positiv“, sagt Rump.
So sehen das auch die Schüler. „Viele sagen, dass wir alle unterschiedlich sind, zum Beispiel Schwarz oder Weiß. Aber wir sind alle Menschen, wir gehören alle zusammen, und im Innern sind wir gleich“, weiß Alexander Schoeneberger aus der 11BfH. Und sein Mitschüler Meico Röder ergänzt: „Unsere Fotos hängen da dran, weil wir nicht wollen, dass an unserer Schule Rassismus stattfindet. Den Baum sollen daher viele Leute sehen.“
Allerdings steht auch die Frage im Raum, warum es überhaupt notwendig ist, ein solches Zeichen zu setzen. Es sollte doch für alle selbstverständlich sein, dass alle gleich sind.
Brühlwiesenschule will Teil eines großen Netzwerks gegen Rassismus sein
Da den Lehrkräften vor allem der gegenseitige Respekt und ein verantwortungsvoller Umgang miteinander wichtig sind, nimmt die Brühlwiesenschule an dem bundesweiten Projekt „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ teil. „Genauer gesagt, sammeln wir derzeit noch Unterschriften, damit wir uns bewerben können“, erläutert Sozialarbeiterin Viola Henrich die Initiative der Schülervertretung. „Mindestens 70 Prozent aller Menschen an der Schule verpflichten sich damit, sich gegen jede Form von Diskriminierung einzusetzen und bei Konflikten einzugreifen. Wenn wir das entsprechende Zertifikat bekommen, brauchen wir jedes Jahr eine solche Aktion wie den ’Baum gegen Rassismus’, um es zu behalten.“ Denn Aufgabe einer Schule sei es, nachhaltig daran zu arbeiten, Diskriminierung und Rassismus zu überwinden beziehungsweise dagegen vorzugehen, sagt Henrich. Damit wird die Schule Teil eines Netzwerkes, das sagt: „Wir übernehmen Verantwortung für das Klima an unserer Schule und in unserem Umfeld.“