1. Startseite
  2. Region
  3. Main-Taunus
  4. Hofheim

„Genau das, was wir förderwürdig finden“

Erstellt:

Von: Barbara Schmidt

Kommentare

CTO Henk Oldenkamp (links) und CEO Julian Mattheis (rechts) sind die Gründer von Solarnative. Zur Eröffnung des Produktionsstandortes für Wechselrichter, die Solarmodule steuern, sprach Staatssekretär Philipp Nimmermann vom Hessischen Wirtschaftsministerium (Mitte).
CTO Henk Oldenkamp (links) und CEO Julian Mattheis (rechts) sind die Gründer von Solarnative. Zur Eröffnung des Produktionsstandortes für Wechselrichter, die Solarmodule steuern, sprach Staatssekretär Philipp Nimmermann vom Hessischen Wirtschaftsministerium (Mitte). © babs

Start-up Solarnative eröffnet Produktionsstandort in Diedenbergen.

Diedenbergen -Es ist eine Branche, in der Lockerheit den Berufsalltag genauso wie eine Eröffnungsfeier prägt, schlicht, weil sie Lebenseinstellung ist. Hier trägt der Geschäftsführer oder CEO zur Eröffnungsfeier ein T-Shirt mit Schriftzug der Firma wie alle anderen Mitarbeiter auch und jeder dutzt jeden. Getränke solle sich jeder aus dem Kühlschrank nehmen. „Bitte bedient euch“, steht daran. Der von den Mitarbeitern gebackene Kuchen wartet auf die rund 220 geladenen Gäste.

Unter diesen sind doch auch einige Herren im Anzug und wenige Damen in Business-Kleidung an diesem ungewöhnlich warmen Mai-Nachmittag. Die Stadt Hofheim hat ihren Wirtschaftsförderer und ihre Klimaschutzmanagerin geschickt. Aus Wiesbaden ist ein Staatssekretär, aus Brüssel die Geschäftsführerin des Europäischen Solarverbands angereist. Zeichen dafür, dass es nicht irgendein Start-up ist, das da im kleinen Diedenbergen an der Casteller Straße den offiziellen Startschuss für seine „Gigafactory“ gibt.

Im noch recht neuen Gewerbepark entsteht seit September der Produktionsbetrieb von Solarnative, in dem noch im Mai die ersten Mikro-Wechselrichter für Photovoltaik-Anlagen in Form von besonders leichten „Power-Sticks“ hergestellt werden sollen. Man suche noch Personal, sagt CEO Julian Mattheis. Mit Hilfe modernster Elektronik und einer automatisierten Fertigungsstraße werden winzigste Bauteile für die Wechselrichter zusammengefügt. Ganz ohne Handarbeit geht es aber nicht, wie Mitarbeiter von Solarnative den interessierten Gästen bei Rundgängen durch die beiden zusammenhängenden Hallen erläutern.

„Ganz ungezwungen, wie das in der Solarindustrie üblich ist“, wolle man nun Eröffnung feiern, sagt Julian Mattheis. Für die Begrüßung sind Mattheis und sein Geschäftspartner und Mit-Gründer Henk Oldenkamp, Erfinder der Technologie für den „Power-Stick“, einfach auf zwei umgedrehte Cola-Kisten gestiegen. Mattheis verriet, dass eigentlich der Technologiekonzern Heraeus habe in Oldenkamps Idee investieren wollen. „Es war aber klar, da passiert nichts“, daher habe er den Niederländer, der schon sehr lange in der Solarbranche unterwegs ist, gefragt: „Wollen wir es nicht selber machen?“

In Diedenbergen habe man die Immobilie für das Vorhaben gefunden, die ideal zur eigenen Philosophie passe. Gebaut im Passivhaus-Standard, mit Wärmepumpe und Solaranlage auf dem Dach. Gern wolle man allen Gästen heute zeigen, was hier in den vergangenen Wochen entstanden sei, sagt Mattheis, Geheimnisse gebe es an diesem Tag keine. „Und die richtigen Geheimnisse sind so kompliziert, dass sie eh keiner versteht“, fügt er lächelnd hinzu.

Dass die beiden Gründer von Solarnative „hartnäckig“ geblieben und ihrer Vision gefolgt seien, sei „genau das, was wir brauchen“, zeigt sich Walburga Hemetsberger vom Europäischen Solarverband sicher. Nun gelte es, die regulatorischen Bedingungen in Europa so zu gestalten, dass Photovoltaik „so schnell wie möglich wachsen kann“ und „auch die letzten noch zu überzeugen, dass Photovoltaik eine gute Lösung“ sei für das Hausdach.

An seinem Wohnort im Frankfurter Nordend sehe er das noch viel zu wenig, so Staatssekretär Philipp Nimmermann. Der Vertreter aus dem grün geführten Wiesbadener Wirtschaftsministerium findet aber „toll, dass wir hier ein Start-up haben in Hessen, das auch in Hessen produziert“. Das Land versuche, die richtigen Rahmenbedingungen für die Energiewende zu schaffen. „Dazu brauchen wir die Unternehmen“, so der Staatssekretär. Je schneller es funktioniere mit den erneuerbaren Energien, desto schneller könne man bei denen, die immer noch Angst hätten, dass es ohne Gas und Öl nicht gehen werde, diese Angst reduzieren. „Sie sind genau das, was wir für förderwürdig halten“, macht Nimmermann deutlich, dass auch das Land Hessen beim Aufbau des neuen Unternehmens finanziell geholfen hat. Das will noch in diesem Jahr die Produktion Schritt für Schritt so steigern, dass zum Jahresende 50 000 „Power-Sticks“ pro Monat aus Diedenbergen kommen, die dann auf Dächern und an Balkonen verbaut werden sollen.

Auch interessant

Kommentare