Hofheim: Abschied mit Wehmut und Dankbarkeit

Nach fast 100 Jahren schließen die Franziskaner ihr Exerzitienhaus. Noch immer ist unklar, was aus dem markanten Gebäude in Bestlage wird.
Hofheim/Marxheim. „Gott sei Dank, dass er uns die Franziskaner geschickt hat!“ Weihbischof Thomas Löhr sprach den Satz zwar nicht persönlich. Weil er am Sonntag aus terminlichen Gründen nicht nach Hofheim kommen konnte, hatte er Bezirksdekan Klaus Waldeck darum gebeten. Doch traf er damit zum Abschied des Ordens nach 101 Jahren in Hofheim einen ganz wesentlichen Punkt. Wie gut es doch war, dass es dieses Exerzitienhaus auf dem Kapellenberg gab, das wollten an diesem dritten Advent alle zum Ausdruck bringen, die der Einladung zu einem adventlichen Abschieds-Gottesdienst in der Klosterkirche des Haus vom Guten Hirten in Marxheim gefolgt waren. Selbst der fast 93-jährige frühere Stadtdekan von Frankfurt, Klaus Greef, hatte sich aufgemacht, genauso wie sein Vorgänger als Freundeskreisvorsitzender, Pfarrer Ludwig Reichert. Die Stadt war mit Stadtverordnetenvorsteher, Bürgermeister und Erstem Stadtrat hochkarätig vertreten. Das komplette Team des Refugiums, langjährige Referenten, Vertreter verschiedener Orden, der Hofheimer Ortspfarrer, vor allem aber viele, viele Menschen, denen das Exerzitienhaus „geistliche Oase im Rhein-Main-Gebiet“ war, füllten das Gotteshaus der Schwestern vom Guten Hirten und machten verständlich, dass es für diesen Abschied einfach mehr Raum gebraucht hat, als ihn die Franziskaner in ihrer Kapelle hätten bieten können.
Einige kritische Worte
Gekommen waren aus München auch der Provinzialminister der deutschen Ordensprovinz, Bruder Markus Fuhrmann, und aus Fulda sein Vorgänger Bruder Cornelius Bohl. Trotz allen grundsätzlichen Lobes und aller Dankbarkeit blieben ihnen an diesem Tag einige kritische Worte zu dem Prozess nicht erspart, der die Zukunftsfrage für die Immobilie lösen soll. Bürgermeister Christian Vogt, der deutlich machte, er hätte lieber als den Abschied das 100-jährige Bestehen des Exerzitienhauses 2025 gefeiert, bemängelte, dass die Frage, „wie geht es weiter mit dem Exerzitienhaus“, noch ungelöst sei. „Wir als Stadt versuchen unseren Anteil dazu beizutragen, dass das Haus im gleichen Geist weiterhin karitativen und sozialen Zwecken dient“, so Vogt. Das sei „der Wunsch der Stadtgesellschaft und auch des Freundeskreises“.
Für diesen fand der letzte Vorsitzende Dr. Thomas Tauchnitz noch deutlichere Worte. „Wir sind enttäuscht darüber, wie die Frage läuft, was mit Haus und Grundstück passiert und dass sie immer noch nicht geklärt ist.“ Die rund 280 ehemaligen Mitglieder des im Oktober aufgelösten Vereins, „die seit Jahren zum Haus stehen und beitragen, was sie beitragen können“, seien aber „dankbar“, dass die Franziskaner Helmut Schlegel und Norbert Lammers „noch ein bisschen in Hofheim bleiben dürfen“. Das sei angesichts der personellen Lage des Ordens nicht selbstverständlich. Lammers und Schlegel werden im Haus vom Guten Hirten ein „Projekt geistlicher Ort“ starten. Das hatte Schwester Gudula Busch, langjährige Oberin im Marxheimer Haus vom Guten Hirten, noch vor ihrem Tod am 30. August mit auf den Weg gebracht.
„Das Exerzitienhaus war ein Ort, wo wir Gott spüren konnten, wo wir Gott nahe waren. Und wenn man Gott nahe ist, ist man auch seinen Brüdern und Schwestern nahe“, sagte Thomas Tauchnitz. „Wir verlieren damit viel“, meinte Ortspfarrer Helmut Gros. Die Franziskaner hätten von dort aus „diese Stadt, diese Region, diese Diözese mitgeprägt“. Einen „Anders-Ort“ hatte Provinzial Markus Fuhrmann das Exerzitienhaus in seiner Ansprache genannt, einen Ort zum Aufatmen, an dem spürbar werde, „es gibt mehr“. Ein Ort auch, „an dem man noch mal anders Kirche sein konnte“. „Wenn für jede Gottesbegegnung in diesem Haus ein Licht leuchten würde, dann würde es brennen“, diese Worte auf einer Dankes-Karte, gestand Hausleiter Bruder Stefan Federbusch, hätten ihn sehr berührt. Die Ordensleitung, der er angehört, hoffe, „dass das Gebäude zumindest in seiner äußeren Gestalt erhalten bleibt“, meinte Federbusch, wichtiger seien aber vielleicht „die inneren Bilder, die uns jetzt vor Augen stehen“.
„Segensreiches Wirken in Hofheim“
Federbusch dankte den Mitarbeitern, die dem Haus teilweise sehr lange die Treue gehalten und ihren Teil dazu beigetragen haben, diesen, wie Bezirksdekan Waldeck befand, „immer offenen und einladenden, glaubwürdigen und authentischen Ort franziskanischer Spiritualität“ zu gestalten. Über Jahrzehnte haben das auch die Thuiner Franziskanerinnen getan, sie waren eingeschlossen in das von der Benediktinerin Lydia Stritzel, Vorsitzende des Ordensrats im Bistum, formulierte „Vergelt’s Gott für Ihr segensreiches Wirken hier in Hofheim. Das wird in den Herzen der Menschen bleiben.“