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Hofheim: Bewährtes und eine Baustelle im neuen Jahr

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Hausleiter Bruder Stefan Federbusch (links) und seine Mitbrüder hatten am zweiten Weihnachtstag unter den üblichen Auflagen zum Gottesdienst im Garten des Exerzitienhauses eingeladen. Machen, was geht, ist in der Pandemie auch für die Franziskaner das, was bleibt. "Wie man so schön sagt: Es ist ein Fahren auf Sicht", so Bruder Stefan.
Hausleiter Bruder Stefan Federbusch (links) und seine Mitbrüder hatten am zweiten Weihnachtstag unter den üblichen Auflagen zum Gottesdienst im Garten des Exerzitienhauses eingeladen. Machen, was geht, ist in der Pandemie auch für die Franziskaner das, was bleibt. "Wie man so schön sagt: Es ist ein Fahren auf Sicht", so Bruder Stefan. © Knapp

Corona und die Zukunft des Bildungshauses der Franziskaner hinterlassen manches Fragezeichen.

Hofheim -Schon vor einigen Wochen ist es wieder sehr still geworden im Exerzitienhaus der Franziskaner auf dem Hofheimer Kapellenberg. Das Tagungsprogramm musste aufgrund der Corona-Auflagen eingestellt werden, Gäste darf das Haus, das über rund 80 Betten verfügt, ebenfalls derzeit keine beherbergen. Für Bruder Stefan Federbusch OFM, den Hausleiter, bleibt da derzeit nur die Hoffnung, dass es im kommenden Jahr mit dem neuen Programm zumindest vom 10. Januar an weitergehen kann. "Im Moment ist ja ziemlich vieles offen", sieht der Franziskaner noch nicht für alle Kurse im Frühjahr wirkliche Planungssicherheit. Vorsichtig habe man daher erst einmal vor allem auf Bewährtes und Kurse mit eigenen Kräften gesetzt. Das sei auch den Referenten über fairer, denen man sonst womöglich wieder absagen müsse. Ein Teil der Kurse, die 2020 wegen der Pandemie nicht stattfinden konnten, wurde ins Programm für 2021 aufgenommen. Auch für die beliebten Angebote zu Ostern und Pfingsten, die in diesem Jahr komplett ausfallen mussten, hoffen die Franziskaner, dass sie 2021 durchgeführt werden können.

Das ist nicht zuletzt auch eine Geld-Frage, denn das große Tagungshaus will unterhalten werden. Wie es mit Tagesseminaren oder anderen Treffen weitergeht, für die vor allem von kirchlichen Einrichtungen gern das Exerzitienhaus gebucht wurde, weiß Bruder Stefan aktuell nicht zu sagen. Digitale Formate sind in den vergangenen Monaten auch im kirchlichen Bereich vermehrt zum Einsatz gekommen - wie sehr das auf die Arbeit der Bildungshäuser wirkt, könne im Moment niemand prognostizieren, sagt der Franziskaner.

Schon länger geplant sind einige Bauarbeiten, die vor allem höheren Brandschutzauflagen geschuldet sind. Daher wurde im neuen Jahresprogramm eine längere Betriebspause als üblich im Sommer vorgesehen. Vom 26. Juli bis 15. September sollen die Handwerker das Regiment übernehmen und in dem Haus der Stille und Begegnung vor allem die lärmenden Arbeiten erledigen, die zur Ertüchtigung von Küche und Speisesaal unerlässlich sind. Es liege immerhin rund 40 Jahre zurück, dass in dem Bereich etwas gemacht worden sei, sagt Stefan Federbusch. Die Bereiche Warme Küche, Kalte Küche und Spülküche sind heute deutlicher voneinander zu trennen, außerdem braucht es bessere Brandabschottungen und Lüftungsanlagen. "Etwas offen" sei noch, ob auch eine Erweiterung des Speisesaal-Bereichs umgesetzt würde, für die ein Teil des Innenhofs genutzt werden könnte. "Damit könnten wir auch dem Wunsch vieler Gäste nach mehr Raum für ein schönes Buffet nachkommen", sagt der Hausleiter.

Die Kosten für diese Maßnahmen seien im Augenblick noch "extrem schwer abzusehen", zumal es schon grundsätzlich schwierig sei, Handwerksbetriebe zu finden, die noch Kapazitäten hätten. Der Orden, der die Maßnahmen als Eigentümer des Hauses tragen wird, rechne aber mit Mindestkosten von rund einer halben Million Euro, so Bruder Stefan.

Die Franziskaner haben wegen ihrer Nachwuchsprobleme auf Dauer vor, ihre Arbeit in der deutschen Provinz auf wenige Einrichtungen zu konzentrieren. Zwölf Klöster sollen über das Jahr 2030 hinaus noch weiterbetrieben werden, dazu eines der beiden Bildungshäuser. Eine Entscheidung, ob der Orden weiter in Hofheim oder im niedersächsischen Haus Ohrbeck präsent bleibt, ist noch nicht gefallen. Die Franziskaner führen Gespräche mit dem Ziel, dass beide Einrichtungen als solche erhalten bleiben. "Wir müssen schauen, welche Perspektiven sich eröffnen", sagt Stefan Federbusch, der auch der deutschen Ordensleitung angehört. Das Bistum Limburg habe bisher nur klar gemacht, dass es das Exerzitienhaus weiter finanziell unterstützen werde, "solange wir hier vor Ort sind". In Hofheim gehe es "zunächst weiter", versichert der Franziskaner und fügt hinzu: "Es gibt keine definitiven Entscheidungen." Niemand könne im Augenblick sagen, wie sich die Bildungslandschaft im Bereich der Erwachsenen insgesamt weiter entwickle. Nach dem ersten Lockdown sei den Hofheimer Franziskanern allerdings sehr klar von Kurs-Teilnehmern gespiegelt worden, dass Online-Seminare kein Vergleich zu einem Aufenthalt im Exerzitienhaus seien. Die anregende Umgebung, das Herauskommen aus dem Alltag, sei für viele gerade das, was sie für sich suchten. Für die Franziskaner ist dies immerhin auch eine ermutigende Erfahrung. babs

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