Hofheim: CDU stimmt sich auf zwei Wahlkämpfe ein

Staatsminister Wintermeyer zur L 3011: Hofheim hätte handeln können - Landrat Cyriax warnt: Kapazitäten für Flüchtlinge begrenzt
Hofheim. Keinen prominenten Gastredner hatte sich die Hofheimer CDU diesmal zu ihrem Frühjahrsempfang geladen. Aber sie hat ja Prominenz in den eigenen Reihen. Mit Axel Wintermeyer ist immerhin der dienstälteste Chef einer Staatskanzlei in der Bundesrepublik, der als solcher auch immer wieder an Entscheidungen im Bundesrat mitwirkt, einer der ihren. Und auch der erste Mann im Landkreis, Landrat Michael Cyriax, ist als Hofheimer Mitglied der hiesigen CDU.
Da beide Politiker in diesem Jahr einen Wahlkampf vor der Brust haben, standen sie am Sonntagnachmittag beim Frühjahrsempfang im Casino des Landratsamts im Mittelpunkt. In einer Art Talkshow-Format, bei den Christdemokraten schon länger gern genutzt, spielten ihnen CDU-Chef Christian Vogt und Andreas Hegeler als Fragesteller dabei thematisch die Bälle zu. Wahlkampf, wie die SPD geargwöhnt hatte, war das nicht, die von Axel Wintermeyer gewählte Bezeichnung „Parteiveranstaltung“ traf es deutlich besser.
Dabei gab es von Wintermeyer neben mancher Schelte in Richtung Berliner Ampel etwa zu deren Wahlrechtsreform oder dem noch vermissten Bürokratieabbau auch Nachdenkliches über die gesellschaftliche Entwicklung und die großen Herausforderungen, vor der nicht allein Hessen oder Deutschland stehen. Von einer „ganz gefährlichen Melange“ aus einer „Massenverunsicherung“ angesichts des Krieges in Europa und „Riesenaufgaben“ wie Deglobalisierung (weg von zu viel Abhängigkeiten von anderen) und Dekarbonisierung (weg vom CO2) sprach Wintermeyer und warnte, das könne dazu führen, dass sich die Menschen Parteien zuwendeten, die nicht mehr demokratisch zu nennen seien. Der Wert der Freiheit sei in einer „postmaterialistischen Wohlfühlgesellschaft“ vielen, auch jungen Menschen, heute eher gleichgültig. Umso wichtiger sei die Aufgabe der Parteien, „Vorbilder zu sein und den demokratischen Diskurs“ zu pflegen.
Dass die CDU die besseren Lösungen für die anstehenden Probleme habe, ist der Kreisvorsitzende, Landtagsabgeordnete und Minister selbstverständlich überzeugt. „Wir sind vielleicht nicht die Super-viel-Besseren“, räumte er ein, „aber wir sind kalkulierbar und wir hören auf die Menschen.“
Nicht ersparen konnte Moderator Andreas Hegeler es Wintermeyer, die Enttäuschung über die Ablehnung der Petition zur bevorstehenden einjährigen Sperrung der L 3011 vor Lorsbach auszudrücken. Der gab zurück, Landesregierung und Parlament könnten sich nicht über eine gutachterlich festgestellte Situation hinwegsetzen und Hofheim hätte das Vollsperrungs-Problem schon „ein paar Jahre vorher durch einen Grundstückserwerb umgehen können.“
Landrat Michael Cyriax machte vor den Parteifreunden noch einmal deutlich, dass es Grenzen für die Aufnahmemöglichkeiten von Flüchtlingen gebe. Diese seien nicht „von Woche zu Woche weiter ausbaubar“. Hier wie etwa auch bei Schulen und Betreuung gilt: Es braucht immer mehr Raum. Mehr Sorgen als dessen Beschaffung mache ihm aber die Suche nach Menschen, die dann auch dort die Arbeit tun, bekannte Cyriax.
Für den Landrat das Gebot der Stunde: „In unsicheren Zeiten verlässlich zu handeln“ und die richtigen Schwerpunkte zu setzen. Traditionell gehört bei der CDU das Thema Sicherheit dazu, bei der Cyriax, wie in anderen Bereichen auch, weiter nicht zuletzt das Engagement von Bürgern stärken will. Bei der Sprengung von Geldautomaten „können wir mir Präventionsarbeit nichts erreichen“, weiß indes der Chef der Kreisbehörde, der auch Aufsichtsratschef der Taunus-Sparkasse ist. Er hoffe, „dass unsere tüchtige Polizei da auch den restlichen Verbrechern noch das Handwerk legt“. Damit nicht auch das Landratsamt Ziel wird, hat er übrigens lieber vorgebeugt: Der Bankautomat der Taunus-Sparkasse - der letzte im gesamten Hofheimer Süden einschließlich Marxheim - sei vorsichtshalber abgebaut worden, berichtete er seinen Parteifreunden.
EXTRA: Vier wollen Landrat werden
Am Montagabend um 18 Uhr war Schluss: Die Frist, in der Kandidaten für die auf den 4. Juni terminierte Wahl zum Landrat oder zur Landrätin des Main-Taunus-Kreises angemeldet werden konnten, ist endgültig abgelaufen. Wie Kreissprecher Dr. Johannes Latsch gestern auf Anfrage mitteilte, wurden dem Wahlleiter folgende vier Personen als Kandidaten benannt: Michael Cyriax aus Hofheim soll für die CDU das Landratsamt verteidigen. Die SPD schickt gegen ihn die Hattersheimerin Özlem Bumin ins Rennen. Für die Linke soll Thomas Völker aus Hofheim Wähler von sich überzeugen. Das möchte auch Dr. André Kruschke, der ebenfalls in Hofheim wohnt und für „Die Basis“ antritt. Der Wahlvorbereitungsausschuss wird am Karfreitag, 7. April, um 10 Uhr im Kreishaus öffentlich entscheiden, ob alle Kandidaten zugelassen werden. babs