Hofheim: „Es ist noch Luft nach oben“

Halbzeitbilanz beim Hofheimer Eiszauber auf Rollen - Weniger Besucher als auf der Eisbahn
Hofheim. „Das müssen Sie auch mal ausprobieren, es macht voll Spaß“, ruft Richard Weber. Der 53-Jährige ist aus Mainz zum „Hofheimer Eiszauber auf Rollen“ gekommen. Seit 40 Jahren habe er nicht mehr auf Rollschuhen gestanden. „Es ist großartig und abenteuerlich, ich fühle mich wieder wie ein Kind“, strahlt er. Die Rollschuhbahn findet er eine gute Alternative. Das sieht auch sein Kumpel Colin aus Wallau so: „Natürlich hätte ich gerne wieder eine Eisbahn gehabt, aber ich verstehe, dass das wegen der Energiekosten nicht geht.“
Ganz bewusst hatte sich die Stadt Hofheim in Zusammenarbeit mit Organisator Holger Helmiss in diesem Jahr entschieden, eine Rollschuhbahn anzubieten, um Energie zu sparen. „Gleichzeitig möchten wir gerade angesichts der krisenhaften Zeiten unseren Bürgerinnen und Bürgern sowie Gästen einen Treffpunkt bieten, der Spaß, Wärme, Leckereien und gute Gespräche verspricht“, so Bürgermeister Christian Vogt (CDU). Wegen des Abriebs von Mikroplastik sei eine Kunststoffeisbahn keine Option gewesen, genauso wenig wie alternativ gar nichts stattfinden zu lassen, erläutert Helmiss.
Die Entscheidung für eine Rollschuhbahn können aber nicht alle nachvollziehen. Kritik hatte es vor allem daran gegeben, dass die Bahn nur mit Rollschuhen befahren werden darf, die für fünf Euro geliehen werden können. Hinzu kommt der Eintritt in Höhe von fünf Euro. Inliner, die viele zu Hause haben, sind nicht erlaubt. „Wir haben viel recherchiert und mit Betreibern von Rollschuhdiscos gesprochen. Die Verletzungsgefahr ist wegen der Schnelligkeit auf Inlinern einfach zu hoch, vor allem bei einer gemischten Nutzung. Das wollen wir den Kindern und älteren Rollschuhläufern nicht antun“, unterstreicht Betreiber Josef Weinheimer.
Schade findet Holger Helmiss einige unreflektierte Kommentare auf Facebook. „Man kann mich fragen, Ideen einbringen und wir können über alles offen miteinander reden“, unterstreicht er. Die Stromkosten seien zwar geringer, aber es mussten Rollschuhe angeschafft werden, die Preise für die Holzplanken ringsum, die die Bahn stützen, seien ums Dreifache gestiegen, ebenso die Speditionskosten, die Beleuchtung wurde wegen der Energiekosten auf neuste LED-Technik umgestellt. Zusatzkosten entstünden zudem durch das Karussell und das gerne genutzte Angebot eines Weihnachtsoldtimers, der Besucher kostenfrei durch Hofheim kutschiert. Gestemmt wird das gesamte Programm mit Partnern und Sponsoren.
Im Gegensatz etwa zum Winterzauber in der Skyline Plaza Frankfurt, wo eine Stunde Eislaufen auf synthetischem Eis für Kinder vier, für Erwachsene fünf und die Ausleihe ebenfalls fünf Euro kosten, gibt es in Hofheim für die fünf Euro Eintritt ein Ticket für den ganzen Tag. „Damit liegen wir im Vergleich im unteren bis mittleren Preissegment“, so Helmiss.
Die Hofheimerin Nadja Herzog ist mit ihrer vierjährigen Tochter zum Eiszauber auf Rollen gekommen. Die Kleine fahre zum ersten Mal und sei begeistert. Schlittschuhfahren kenne sie nicht, von daher vermisse sie nichts. Die nötigen Rollschuhe habe der Nikolaus gebracht. Im Bekanntenkreis hört Herzog jedoch, dass viele die Rollschuhbahn wegen des Verbots von Inlinern und der Ausleihkosten meiden.
Die Resonanz sei natürlich eine andere als bei der Eisbahn, resümiert Helmiss nach drei Wochen Laufzeit. Nach verhaltenem Start liefe es jetzt aber ganz gut. Man müsse einbeziehen, dass an den Wochenenden rund herum mehrere Stadtteilweihnachtsmärkte stattgefunden hatten, die die Menschen nach zwei Jahren Pandemie-Pause gerne besuchen würden.
An den Schlemmer-Stationen rund um die Rollschuhbahn sieht Betreiber Weinheimer ebenfalls noch Luft nach oben. „Die Leute kommen später, aber fühlen sich dann wohl“, hat er beobachtet. So wie die Mitarbeiter vom Finanzamt, die sich hier jährlich mit Ehemaligen zum gemütlichen Austausch treffen. „Es ist doch schön hier“, sagt Josef Weinheimer und deutet auf den neuen „Sternenhimmel“ aus LED-Leuchten, der zwischen den Ständen aufgespannt ist.
Die Glühweinpreise (3,50 Euro) habe man trotz gestiegener Lebensmittelpreise nicht angehoben. In größeren Städten zahle man deutlich mehr für das Heißgetränk. Trotz Einnahmeausfällen wegen der Coronapandemie versuche man, die Preise, so lange es gehe, auf gleichem Level zu halten. Das gehe nur, weil die ganze Familie mitarbeite. „Wir leben auf schmalen Fuß“, so Weinheimer. Er hofft, dass sich das Interesse an dem Angebot auf dem Hofheimer Kellereiplatz noch steigert, geöffnet ist bis zum 8. Januar.
Für die Hofheimerin Yvonne Herzog gilt: „Immerhin gibt es was. Und das ist eine vernünftige Alternative in diesen Zeiten. Alles andere ist Jammern auf hohem Niveau in unserer Kreisstadt.“ Eva-Maria Homann
EXTRA: Öffnungszeiten & Preise
Eintritt: An den nicht gesponserten Tagen (Patenfreien Tagen) beträgt der Eintritt pro Person 5 Euro; Kinder bis 12 Jahre zahlen 4,50 Euro.
Die 10er Karte für Erwachsene kostet 45 Euro, für Kinder 40 Euro.
Öffnungszeiten: Montag bis Donnerstag von 11 bis 21 Uhr;
Freitag und Samstag von 11 bis 22 Uhr;
Sonntag von 11 bis 21 Uhr.
Besondere Öffnungszeiten: Heiligabend 11 bis 16 Uhr;
1. Weihnachtstag 13 bis 20 Uhr;
2. Weihnachtstag 13 bis 20 Uhr;
Silvester 11 bis 16 Uhr;
Neujahr 13 bis 20 Uhr.
Rollschuhe: Grundsätzlich können eigene Rollschuhe benutzt werden (Inliner sind auf der Bahn allerdings nicht gestattet). Zum Verleih stehen Rollschuhe in den Größen 28 bis 48 zur Verfügung. Die Leihgebühr beträgt 5 Euro pro Person, und es ist ein Pfand zu hinterlegen. red