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Hofheim: HWB will nachhaltige Nachverdichtung

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Von: Barbara Schmidt

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Das Wohnquartier zwischen der Berliner Straße und der Chattenstraße in Marxheim soll im Laufe der nächsten Jahre umgestaltet werden.
Das Wohnquartier zwischen der Berliner Straße und der Chattenstraße in Marxheim soll im Laufe der nächsten Jahre umgestaltet werden. © HWB

Mehr Wohnraum und Bestandsmodernisierung an der Chattenstraße geplant. Mieter dürfen mitreden

Marxheim. Nachverdichtung ist eine Möglichkeit, mehr Wohnraum zu schaffen ohne zusätzlichen Flächenverbrauch im Außenbereich von Siedlungen. Dass damit mehr Menschen auf demselben Gelände wohnen, was unter anderem mehr Verkehr und auch Konflikte bedeuten kann, und oft bisherige Grünflächen innerhalb der geschlossenen Bebauung in Anspruch genommen werden, gehört zu den Nachteilen. Alles wollen nach dem Motto „Wasch mir den Pelz, aber mach mich nicht nass“ geht im Wohnungsbau eben nicht.

Dass es nicht so ganz einfach ist, direkt Betroffene von einer Nachverdichtung zu überzeugen, hat die Hofheimer Wohnungsbaugesellschaft (HWB) bereits 2004 beim Projekt „Fichtestraße“ im Hofheimer Norden erfahren, dass damals mangels Akzeptanz zurückgezogen wurde. Daraus hat sie selbst viel gelernt, unter anderem, dass es keine gute Idee ist, Menschen mit fertigen Plänen zu überfahren und sie nicht genügend einzubeziehen.

Mittlerweile ist die Wohnungsnot, vor allem was preiswerten sowie alten- und behindertengerechten Wohnraum betrifft, zudem im Rhein-Main-Gebiet noch deutlich größer geworden, die Warteliste bei der HWB länger denn je. Deshalb will die stadteigene Gesellschaft nun ein neues Projekt zur Nachverdichtung in Angriff nehmen, das sie schon länger auf dem Schirm hat.

Ins Auge gefasst ist dafür das Gelände zwischen Berliner Straße und Chattenstraße in Marxheim, auf dem die HWB mehrere große Wohnhäuser mit insgesamt 140 Wohneinheiten aus den 1960er Jahren mitsamt der Grundstücke (insgesamt rund 20 000 Quadratmeter) ihr Eigen nennt. Gedacht sei dabei konkret nur an die Seite zur Chattenstraße hin, konkretisiert HWB-Geschäftsführer Norman Diehl auf Nachfrage.

Diehl berichtet, es habe bereits vor fünf Jahren mal eine erste Mieterversammlung dazu in der Heiligenstockschule gegeben, wegen der vielen Projekte, mit denen die HWB zu der Zeit beschäftigt war, habe man das Thema aber zunächst nicht weiter verfolgt. Nun wolle sie es aber „voll wieder aufnehmen“.

Dass das „nur mit den Mietern gehen wird“, ist für Geschäftsführer Diehl keine Frage. Zunächst will sich die HWB aber selbst noch Gedanken machen, was gehen kann. Als oberste Ziele nennt Diehl hier „A: zusätzlichen Wohnraum zu schaffen und B: den vorhandenen Bestand energetisch zu ertüchtigen“. Die HWB möchte mit diesem Projekt zudem gern älteren Mietern eine Perspektive bieten, im Quartier wohnen bleiben zu können. Dafür braucht es barrierefreie Wohnungen, wie es sie derzeit dort nicht gibt.

In der ersten Planungsphase, die jetzt beginnen soll, werde es „keine Denkverbote“ geben, sagt Diehl. Möglich sei, Gebäude aufzustocken, anzubauen oder auch etwas abzureißen und auf dem gewonnenen Platz einen Neubau zu errichten. Erst nach der Ideenentwicklung soll ein Architekturbüro einbezogen werden.

Als weitere Ziele des Projekts nennt die HWB zudem, die Qualität der Freiflächen zu verbessern. Sie bestehen derzeit großenteils aus Rasenflächen mit einigen Büschen und Bäumen. Neben der von Diehl angesprochenen „klimaschonenden und energieeffizienten Wärmeversorgung“ nennt die HWB in einer Pressemitteilung als weitere Nachhaltigkeitsthemen eine Dachbegrünung und einen anderen Umgang mit Niederschlagswasser. Auch Carsharing-Angebote gehören zu den Überlegungen, die in der Planung konkretisiert werden sollen.

Das gesamte Projekt habe eine 10-Jahres-Perspektive; bis sich konkret etwas tue, werde es mindestens 2025/26, gibt Diehl auch noch eine zeitliche Einordnung. Dass sich bis dahin etwas tut in Sachen Fördermittel, darüber ist der HWB-Geschäftsführer zuversichtlich. Wegen der schärferen Bedingungen für eine KfW-Förderung war das Projekt, 60 Wohnungen an der Höchster Straße zu bauen, vorerst auf Eis gelegt worden. Auch hier hofft die stadteigene Gesellschaft aber auf Bewegung bei den Fördergeldern. „Uns ist unsere Rolle als öffentliches Wohnungsbauunternehmen bewusst“, sagt Diehl und fügt hinzu: „Wenn diese aufhören, Wohnraum zu schaffen, geht gar nichts mehr.“

EXTRA: Was die Hofheimer Wohnungsbau alles vorhat

Die HWB hat noch einige weitere Projekte in Arbeit:

In Diedenbergen soll nach der Kerb im August der Abriss des alten Feuerwehrgerätehauses in der Ortsmitte erfolgen. Der Platz an der evangelischen Kirche wird so zum Dorfplatz mit Service-Gebäude erweitert. Aktuell geschätzte Kosten: 500 000 Euro.

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Tätig wird die HWB auch im Sportlerheim der SG Nassau. Die überfällige Sanierung der technischen Anlagen inklusive der Umkleideräume am Diedenbergener Sportplatz ist aktuell auf 900 000 Euro veranschlagt und soll im Sommer starten.

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Bereits passiert ist der Neubau des Ballsport-Areals zwischen der Hofheimer Feuerwehrwache und dem Finanzamt. Ein neuer Weg verbindet den alten Bolzplatz an der Höchster Straße mit dem neuen Gelände und der Katharina-Kemmler-Straße. Beides hat knapp 400 000 Euro gekostet und soll nach den Osterferien für die Öffentlichkeit freigegeben werden. Der bisherige Bolzplatz ist Teil des Geländes, auf dem die HWB 60 neue Wohnungen bauen will; aus Kostengründen ist das Projekt aufgeschoben.

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Der Nahkauf-Markt in Lorsbach ist im Februar abgebrochen worden. Hier sollen ab dem Sommer eine Kita, Lebensmitteleinzelhandel, SB-Finanzdienstleistung und Wohnraum entstehen. Investiert werden dafür rund 9 Millionen Euro.

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Am Neubau mit Stadtteiltreff an der Homburger Straße im Hofheimer Norden (Kosten rund 2 Millionen) beginnen die Arbeiten an der Fassade und der Innenausbau. Anfang 2024 soll das Gebäude bezugsfertig sein.

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Nahezu durch ist die Sanierung von zwei Wohnhäusern in der Straße „Am Forsthaus“ mit insgesamt zwölf Wohneinheiten. Dämmung, neue Fenster, Wohnungs- und Hauseingangstüren, kontrollierte Lüftung und neue Zentralheizung für insgesamt 1,7 Millionen Euro sorgen nun für eine deutliche Energieeinsparung. babs

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