Hofheim: Nach 46 Jahren sagt Lorenzo „Arrivederci“

Home-Office und Kunden-Sparkurs Gründe für Aus / einige weitere Leerstände im Zentrum
Hofheim. Für schönes Schuhwerk ist Italien eine der ersten Adressen. Und schöne Schuhe aus seiner Heimat an den Mann und die Frau zu bringen, war für Lorenzo Palladino eine Lebensaufgabe. „Ich bin damit aufgewachsen“, sagt sein Sohn Rene Palladino. So alt wie das Geschäft des Vaters sei er selbst, meint der gelernte Groß- und Außenhandelskaufmann. 1977 haben seine Eltern es in Hofheim begründet, zunächst an der Wilhelmstraße, „da, wo früher auch Optik Waller war“, wie Palladino weiß. „Lorenzo“ ist seither in Hofheim ein Begriff. Bald nutzte der Inhaber die Chance, mitten auf die Hauptstraße zu ziehen, Nachbar war damals die Papierboutique im Eckhaus zwischen der Straße „Am Alten Bach“ und der Krebsgasse.
„Es hat mir immer Spaß gemacht“
Rene Palladino hat das Geschäft seines mittlerweile verstorbenen Vaters übernommen und wird es nun Ende März schließen. Die Eltern habe er zuvor schon unterstützt, erzählt er. „Es hat mir auch immer Spaß gemacht“, kann der Hofheimer sagen. Doch schöne Schuhe zu verkaufen, sei immer schwieriger geworden. Den Trend zu bequemen Sneakern, sportlicherer Schuhmode und mehr Casual- als Business-Kleidung auch in Büros und sogar in Banken ließ zuerst das Männerschuhgeschäft ausdünnen. Dann kam Corona und mit der Pandemie das Home-Office. Für Palladino war das eher schlimmer als die verordneten Zeiten der Schließung für den Einzelhandel. Denn nun gab es keinen Grund mehr, sich in hochhackige Pumps zum Kostüm zu schwingen. Wer nur vor dem Bildschirm sitzt, dem schaut keiner auf die Schuhe. „Das Konsumverhalten hat sich verändert“, stellt Palladino nüchtern fest.
Hinzu komme, dass immer weniger Menschen bereit seien, die hohen Preise für Schuhe zu zahlen, die sie am Ende womöglich kaum tragen. 170 bis 180 Euro koste ein in Italien handgenähter Mokassin nun einmal, sagt der Schuhhändler. Aus den Vorschauen weiß er, dass die Preise im Herbst noch deutlich anziehen werden. Zugleich habe sich nach den Lockdown-Jahren das Geschäft nicht wirklich wieder erholt. Für ihn höchste Zeit, die Aufgabe anzugehen - auch wenn sie weh tut. Noch mehr draufzahlen wolle und könne er nicht, sagt der 45-Jährige. „Ich habe einen Schlussstrich gezogen“. Zum 31. März hat er das Ladenlokal in bester Hauptstraßen-Lage gekündigt. Wie es für ihn weitergehe, wisse er noch nicht, sagt Palladino. „Vielleicht ergibt sich was Anderes“, hofft er und sagt doch, weitermachen in einem kleineren Ladenlokal, auch das sei noch eine Option.
Ein paar wenige leerstehende Geschäfte gibt es ansonsten gerade in der Innenstadt. Seit der Schließung des Testcenters gehört etwa der Pavillon „Am Alten Bach“ dazu, in dem auch schon verschiedene Mode-Geschäfte ihr Glück versucht haben. Er gehört zum früheren Schäfer-Besitz, der vor einigen Jahren versteigert wurde. Leer ist auch immer noch das Ladenlokal an der Hauptstraße 51 zwischen „Ciao Bella“ und einem Damenmoden-Geschäft. Ebenfalls unbelebt ist das Ladenlokal im Haus Hauptstraße 17, in dem bis 2019 „Bob’s Fine Wine“ firmierte. Auch an der Lorsbacher Straße 1 gibt es einen Leerstand. Hier ist mit dem Jahresende 2022 der Schlüsseldienst Datz ausgezogen. Der Fachmann für Sicherheits-Technik, Schließanlagen und Einbruchsicherung, Fritz Datz, bietet seine Dienste laut Aushang aber weiter an, nur eben ohne Ladenlokal. Für das sucht nun Skyline-Immobilien einen neuen Mieter. Ein gut 100 Quadratmeter großes Ladenlokal gibt’s auch an der Obermühle noch zu mieten.
Nahtlos einen Nachfolger hat dagegen das Fachgeschäft für Damenoberbekleidung „Linea Mora“ am Untertor gefunden. Die Hofheimerin Simone Desrochers wird es als „Desrochers Fashion“ übernehmen, das Sortiment weiterführen und auch die Mitarbeiterinnen weiterbeschäftigen.
Fotoladen schließt, Lokal möchte Weinbar
In den Arkaden am Untertorplatz wird sich auch etwas tun. Foto Gübert wird sich aus Hofheim zurückziehen, mit Rücksicht auf die Gesundheit möchten die Inhaber sich auf Rüsselsheim konzentrieren. Wann es so weit ist, hängt aber noch davon ab, wann das benachbarte „Balthasar“ die beantragte Baugenehmigung für eine Erweiterung seines Lokals erhält. Denn wie Barkeeper Georgios Sismanis verrät, möchte er mit seiner Frau Lisa Schmidt, der Inhaberin des „Balthasar“, nebenan eine Weinbar eröffnen.
Auch im Hofheimer Chinoncenter gibt es zumindest für das große Geschäftslokal im Obergeschoss Aussicht auf eine Neuvermietung, wie Centermanager Uwe Lippold auf Anfrage mitteilt. Nachdem hier lange ein Corona-Test-Center seine Dienste angeboten hatte, soll nun wieder ein Restaurant Einzug halten. Einziger Leerstand hier bliebe dann noch die Fläche zwischen Tom Tailor und Pizza-Hut. babs