Hofheim: Neue Büros am Landratsamt - See wird trockengelegt

Der Kreis plant einen Erweiterungsbau für 250 Mitarbeiter auf dem Hochfeld. Kosten: 33 Millionen Euro.
Hofheim. -Das Landratsamt soll erweitert werden, weil mehr Platz für die wachsende Zahl der Mitarbeiter gebraucht wird. Wo die Architekten den Anbau für am besten platziert halten, hat bei der Vorstellung der ersten Pläne aber schon für überraschte Gesichter gesorgt. Auf dem Gelände des kleinen Sees - ursprünglich als Löschteich angelegt und längst ein Stück Naherholungs-Idyll - soll Büroraum für 250 Menschen und viel Platz für Archivzwecke und technische Einrichtungen sowie 140 Stellplätze in einer Tiefgarage geschaffen werden. Landrat Michael Cyriax (CDU) gab gestern bei einem Pressegespräch unumwunden zu, auch er habe sich das im ersten Moment nicht vorstellen können. Doch das habe sich beim näheren Hinschauen geändert. "Ich stehe jetzt zu 100 Prozent hinter diesem Vorschlag", sagt Cyriax.
Die Gründe sind vielfältig. Da die Zufahrt zur Baustelle und später zur Tiefgarage unter dem Anbau nördlich direkt am Landratsamt vorbeiführt, werde eine Belastung der Anwohner vermieden, erläuterte der Landrat. Der See selbst, der als Löschwasser-Reservoir nicht mehr benötigt wird, da es anders als in den 1980er Jahren mittlerweile genügend Hydranten im Umfeld gibt, habe nach mehr als 30 Jahren eine brüchig werdende Folie, so Cyriax. Weil er keinen natürlichen Zulauf hat, sei er zudem in den zunehmend trockeneren Sommern immer häufiger in der Gefahr, "umzukippen". Der Sauerstoffgehalt musste zuletzt per Luftsprudler erhöht werden. Dennoch hatte es gerade vor wenigen Wochen wieder ein größeres Fischsterben gegeben. Zudem sei die Frage, ob der See aus Sicherheitsgründen eingezäunt werden müsste, so Jurist Cyriax. Wird das See-Gelände bebaut, kann nicht zuletzt der einst als Provisorium gedachte Containerbau im Park (scherzhaft auch "Haus am See" genannt) solange von den 80 Mitarbeitern dort weitergenutzt werden, bis der Umzug in den Neubau möglich ist. Wo er jetzt steht, hatten die Erbauer des Kreishauses die ideale Erweiterungsfläche gesehen.
Die Idee von Architekt Raimund Haubrich (H2S Architekten Darmstadt) für den Anbau: Zunächst eingeschossig erfolgt der Anschluss an das Landratsamt, das Gebäude führt dann aber zweigeschossig im Karree um einen Innenhof. Aufgesetzt wird, mit dem Eingang zur Parkseite hin, noch ein zweistöckiger Aufbau. Die Dachfläche des zweigeschossigen Baus soll komplett begrünt werden, begehbar sein und als "grünes Besprechungszimmer" in sieben Metern Höhe vor allem in der schönen Jahreszeit genutzt werden können.
Die 250 Arbeitsplätze - 50 mehr als aktuell nötig wären - sollen nach den gerade modernen Grundsätzen gestaltet werden, die nicht mehr separate Büros für je ein oder zwei Mitarbeiter vorsehen. Vielmehr gibt es, je nach Notwendigkeit, offene oder ruhigere Arbeitsbereiche. Das ermögliche dann auch, Arbeitsplätze zu teilen, erläuterte der Leiter des Hochbau- und Liegenschaftsamtes des Kreises, Peter Wesp.
Für die Erweiterung des Landratsamtes, die bis Ende 2023 realisiert sein soll, hat der Kreistag 33 Millionen Euro bewilligt. Sie stammen aus der Summe, die der lukrative Verkauf des 2016 als Flüchtlingsunterkunft erworbenen "Kastengrunds" bei Hattersheim gebracht hat. Dort arbeiten aktuell 120 der insgesamt 1400 Kreis-Mitarbeiter.
Dass aufgrund der Erfahrungen in der Corona-Pandemie die Frage kommen wird, ob die zusätzlichen Büroflächen tatsächlich Sinn machen, wenn mehr von zu Hause aus gearbeitet wird, darauf zeigt sich der Landrat gestern vorbereitet. Auch er sieht einen Wandel kommen. Doch für viele der Arbeitsplätze im Kreis sei eine Präsenz der Mitarbeiter auch künftig nötig. Und die Verwaltung werde aufgrund neuer Aufgaben etwa im Gesundheitsbereich oder in der Folge der Digitalisierung weiter Personal aufbauen. Cyriax: "Das Homeoffice fängt diese Entwicklung nicht auf."
Der Kreisausschuss und die Anwohner wurden gestern über den Stand der Planungen informiert, die sich im Rahmen des gültigen Bebauungsplanes bewegen. Die Stadt Hofheim, mit der man in gutem Gespräch sei, unterstütze die Pläne, so der Landrat, der die Verkehrsprobleme am Kreishaus mit der Erweiterung gelöst sieht. Barbara Schmidt