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Hofheim: Rettung eines Abriss-Kandidaten

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Von: Manfred Becht

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Blick in einen der schön ausgeauten Innenräume des denkmalgeschützten Gebäudes.
Blick in einen der schön ausgeauten Innenräume des denkmalgeschützten Gebäudes. © Bürgervereinigung Hofheimer Alt

Bürgervereinigung Hofheimer Altstadt saniert historisches Häuschen in der Bärengasse

Hofheim. Dass die Stadt Hofheim der Bürgervereinigung Hofheimer Altstadt das Haus Bärengasse 17 überlassen hat, ist eine stimmige Sache. Denn es war die Bürgervereinigung, deren Mitstreiter in den 70er Jahren einen wichtigen Meinungswechsel in der Hofheimer Politik bewirkt haben. Zuvor sollte ein beachtlicher Teil der Altstadt abgerissen und neu bebaut werden - und ohne das Engagement der Bürgervereinigung wäre dies wohl auch passiert. Da ist es angemessen, wenn der Verein ein Domizil in einem der Häuser bekommt.

Stimmig ist das auch, weil das Haus ein wenig diesen Teil der Geschichte der Altstadt widerspiegelt. Denn die Stadt hatte das Gebäude nach dem Kauf 1990 leer stehen und vergammeln lassen. Wie das noch kleinere Nebengebäude sollte es abgerissen werden, aber die Denkmalschutzbehörde machte einen Strich durch diese Rechnung. Es war dann für die Stadt eine praktische Lösung, ihr marodes Haus der Bürgervereinigung zur Verfügung zu stellen - man hat keinen Aufwand mit Sanierung und Unterhaltung, bekommt es aber zurück, sollte sich die Bürgervereinigung eines Tages nicht mehr darum kümmern können.

In den vergangenen Jahren jedenfalls hat sich die Bürgervereinigung viel um das Häuschen gekümmert. „Wir haben - Stand jetzt - 109 000 Euro investiert, und es sind mehr als 2000 Arbeitsstunden geleistet worden“, bilanziert Andreas Friedrich, Vorsitzender der Bürgervereinigung Hofheimer Altstadt. Aus dem Projekt konnte nur etwas werden, weil viele Spender Beiträge leisteten, und weil einige Mitglieder der Bürgervereinigung eine Menge Freizeit auf der Baustelle opferten. Natürlich mussten einige Arbeiten, zum Beispiel die Elektroinstallationen und die Zimmermannsarbeiten, von Fachhandwerkern erledigt werden.

Viel Eigenleistung neben der Arbeit der Profis - das ist durchaus ein typischer Mix für die Sanierung eines Fachwerkhauses. Typisch ist auch, dass nicht alles rund läuft. So gab es innerhalb und außerhalb der Bürgervereinigung eine Diskussion, ob das Fachwerk wieder verputzt werden soll oder nicht. Dabei hätte man sich die Debatte sparen können - an einer Entscheidung der Denkmalbehörde in diesem Punkt ist zumeist nichts zu ändern.

Und die argumentierte ganz klar, dass das Fachwerk dort nie sichtbar gewesen ist und daher auch nicht sichtbar gemacht werden soll. Das Haus entstand, wie eine Untersuchung der Balken ergeben hat, in den 1820er Jahren - und in dieser Zeit mussten Häuser aus Brandschutzgründen verputzt werden. Es handelt sich auch nicht um ein Haus wohlhabender Hofheimer, die mit einer repräsentativen Fassade glänzen wollten, sondern um ein Wohnhaus wenig begüterter Menschen. Von einem „Arme-Leute-Haus“ ist gelegentlich die Rede, das im Kontrast steht zum herrschaftlichen Kellereigebäude gleich nebenan. Alte Adressbücher zeigen, dass lange zwei Familien gleichzeitig in dem Haus lebten.

Diese Diskussionen sind ebenso vergessen wie die Probleme mit dem Putz. Da das Haus nicht bewohnt wird, wird auch nicht kontinuierlich geheizt. Mit der Heizung aber bekommt man oft die Feuchtigkeit aus solchen Häusern - es musste deshalb ein Putz verwendet werden, der gut mit Feuchtigkeit zurechtkommt.

Inzwischen haben die Mitglieder der Bürgervereinigung das Gebäude in Besitz genommen, zum Beispiel haben sich die Arbeitskreise des Vereins - zur Stadtgeschichte und zum Thema Heizen in der Altstadt - dort getroffen. Wenn alles fertig ist, soll außerdem das Archiv der Bürgervereinigung dort untergebracht werden. Im Erdgeschoss ist dann Platz zum Beispiel für kleinere Ausstellungen und für den Verkauf von Dingen wie Postkarten und Hofheim-Andenken.

EXTRA: Tag der offenen Tür

Viele haben beobachtet, wie sich das Haus der Bürgervereinigung in der Bärengasse im Laufe der Sanierung von außen verändert hat. Anlässlich der offiziellen Einweihung gibt es nun Gelegenheit, sich das Häuschen auch von innen anzuschauen. Eingeladen ist für Samstag, 3. Juni, von 16 bis 20 Uhr. Das Haus ist nicht groß, und deshalb soll vor allem auf der Bärengasse gefeiert werden. Die Bürgervereinigung stellt Kaffee und Kuchen, Getränke und auch einen herzhaften Imbiss in Aussicht. Ein offizielles Programm gibt es nicht - so bleibt Zeit genug für Gespräche, Kontakte und eine Besichtigung des Hauses, wo sich im Obergeschoss auch der Historische Arbeitskreis der Bürgervereinigung präsentiert. bt

Die Fotomontage zeigt das Haus in seinem Zustand heute (links) und im Jahre 2015 (rechte Hälfte).
Die Fotomontage zeigt das Haus in seinem Zustand heute (links) und im Jahre 2015 (rechte Hälfte). © Bürgervereinigung Hofheimer Alt

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