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Main-Taunus-Kreis: Einzelhändler rechnen mit großem Ansturm – und dann massiven Einbußen

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Eigentlich ist dieser Covid-19-Einlasszähler in der Bücherei Tolksdorf eine tolle Sache. Inhaberin Kim Otto schaut auch ganz genau hin, dass niemand reinhuscht, wenn die Ampel rot zeigt. Foto: Knapp © Knapp

Einen Tag vor dem Lockdown haben heute einige Geschäfte in der Kreisstadt länger geöffnet. Sie rechnen noch mit einem großen Ansturm.

Hofheim – Bernd Wischert ist richtig sauer, wie er zugibt. Dass es einen harten Lockdown geben würde, damit hatte der Geschäftsmann gerechnet. Doch er hätte gewettet, dass erst ab Weihnachten alles dicht gemacht wird. Dass es nun jedoch so schnell geht und er sein Lederwarengeschäft in der Hofheimer Altstadt bereits ab Mittwoch geschlossen halten muss, das habe ihn doch überrascht. Angesichts der steigenden Infektionszahlen gebe es allerdings nun auch keine andere Chance.

Doch was Wischert richtig sauer macht - "es hätte gar nicht so weit kommen müssen", ist er überzeugt. Mit konsequenteren Maßnahmen im vorhinein hätte das exponentielle Ausbreiten des Coronavirus verhindert werden können. Unverständlich ist es seiner Ansicht nach, dass im November dem Main-Taunus-Zentrum erlaubt worden war, mit Schnäppchen-Angeboten zum "Black Friday" die Kunden zu locken, von denen dann viele am Glühweinstand in Grüppchen beisammen waren. Wenig Verständnis hat er auch, dass sich bis zuletzt auf dem Hofheimer Wochenmarkt am Weinstand vor allem Hochrisiko-Patienten zum Schoppen treffen durften.

Main-Taunus-Kreis: Bestellservice für Bücher im Lockdown möglich

Nun muss Wischert wie viele Einzelhändler kurz vor seiner umsatzstärksten Woche im Jahr schließen und rechnet mit Einbußen zwischen vier bis fünf Prozent. In den vergangenen Jahren habe sich das Weihnachtsgeschäft vor allem auf die letzte Woche vor dem Fest konzentriert.

Ganz so extrem sieht dies Kim Otto von der Buchhandlung Tolksdorf nicht. Viele ihrer Kunden hätten bereits im November ihre Lektüre für den Gabentisch gekauft. Doch auch für die Buchhändlerin gehören die letzten Wochen vor Weihnachten zu den umsatzstärksten im ganzen Jahr. Sie berichtet von einigen chaotischen Situationen, die sich gestern Vormittag in dem Geschäft an der Hauptstraße abgespielt hätten. Eine Ampel am Eingang zeigt grün, wenn sich noch nicht die zwölf erlaubten Kunden in dem Laden aufhalten. Doch nicht jeder hat offenbar verstanden, dass er bei roter Ampel nicht noch eben reinhuschen kann, um nur kurz eine Karte zu bezahlen. Auch heute erwartet Kim Otto noch einen großen Andrang. Selbst wenn ab Mittwoch geschlossen ist, so können bei ihr die Kunden weiterhin Bücher bestellen - telefonisch oder online.

Main-Taunus-Kreis: Keine Ausgabe von Büchern an der Seitentür

Noch nicht genau geklärt ist jedoch, wie die bestellten Werke dann die Kunden erreichen. Das Ordnungsamt hat untersagt, dass die Bücher über eine Seitentür ausgegeben werden dürfen, wie es im ersten Lockdown erlaubt war. Nun müsse geschaut werden, ob sie per Post verschickt oder andere Lieferdienste hier mit eingebunden werden.

Trotz Schließung sind auch Bestellungen in der Buchhandlung am Alten Rathaus möglich wie schon beim ersten Lockdown. Doch auch Inhaberin Catarin Röser konnte noch nicht endgültig klären, wie die Ausgabe erfolgen soll. Dass der Lockdown so schnell kommt, damit habe sie nicht gerechnet, sondern gehofft, dass ihr noch diese ganz Woche wenigstens zum Verkauf bleiben würde. Bei ihr gingen kurz vor Weihnachten fünfmal so viele Bücher über den Ladentisch als normal, sagt sie und hat heute ihre Buchhandlung bis 20 Uhr geöffnet. Auch Bernd Wischert lässt sein Geschäft heute bis 20 Uhr geöffnet, und er weiß, dass einige Hofheimer Kollegen dies ebenfalls tun.

Auch bei den gerade für das Weihnachtsgeschäft mit seinen vielen Geschenken wichtigen Umtauschregeln zeigen sich die Einzelhändler in der jetzigen Situation kulant. Wenn nach dem Lockdown wieder geöffnet sei, hätten seine Kunden noch zwei Wochen Zeit, um Dinge zurückzugeben, sagt Bernd Wischert. Auch die Papierboutique versprach, sogar im neuen Jahr einen Kalender, der als Geschenk unterm Weihnachtsbaum gedacht ist, gegen einen Gutschein zurückzunehmen.

Lockdown in Hessen: Weitere Branchen betroffen

Bei vielen Friseuren klingelte gestern das Telefon, ob sie noch kurzfristig einen Termin einschieben könnten, bevor auch sie am Mittwoch schließen müssen. Wer in der Woche vor dem Fest einen Termin hatte, hat das Nachsehen. Auf Anfragen wie im Salon Doris an der Burgstraße gab es gestern meist die Antwort: Es gibt keine kurzfristigen Termine mehr.

Der Gewerbeverein IHH hatte im ersten Lockdown den Service "Hofheim liefert" ins Leben gerufen, bei dem nicht nur für Gastronomen, sondern auch für Einzelhändler und Dienstleistungen geworben wird. Dieser sei noch aktiv, werde jetzt aber in den nächsten Tagen wieder stärker in den Fokus genommen, verspricht Bernd Wischert.

Anders als im ersten Lockdown müssen jetzt die Baumärkte schließen, auch der Globus-Baumarkt am Nordring - nur der Verkauf der Weihnachtsbäume läuft weiter. (Ulrike Kleinekoenen)

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