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Hofheims Colibri hat mehr als 2000 Fahrgäste im Monat

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Von: Manfred Becht

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Die Hofheimer Colibri-Flotte hat ihr Quartier auf dem Parkdeck des Chinon-Centers.
Die Hofheimer Colibri-Flotte hat ihr Quartier auf dem Parkdeck des Chinon-Centers. © kajo

Neues Kleinbus-Angebot der MTV kommt gut an - Es gibt aber noch Probleme

Hofheim. Wenn der CDU-Stadtverordnete Michael Henninger abends nach Hause fährt, begegnet er nach eigenem Bekunden meistens einem Colibri. Das ist in diesem Fall kein Vogel, sondern das ist ein Fahrzeug eines im vergangenen Jahr eingeführten Verkehrsangebotes auf Abruf - „on Demand“, wie die Macher aus Marketinggründen lieber sagen. Für Henninger sind seine häufigen Begegnungen mit den Kleinbussen ein Zeichen dafür, dass das Angebot funktioniert. Frei von Kinderkrankheiten ist das Angebot allerdings nicht.

Der Colibri fährt, wenn die Stadtbusse Pause machen, also vor allem abends, nachts und am Wochenende. Im Unterschied zum Anruf-Sammeltaxi führt der On-Demand-Bus weder nach einem Fahrplan noch auf festgelegten Strecken, sondern kurzfristig auf Anforderung zwischen rund 400 Haltestellen im Stadtgebiet. Eine besondere Neuerung ist, dass der zentrale Computer immer versucht, verschiedene Fahrten zusammen zu legen und das System so effektiver zu machen.

Spitzenwert im Oktober

Wie die Main-Taunus Verkehrsgesellschaft (MTV) berichtete, wurden nach dem Start im Juni des vergangenen Jahres jeweils monatlich zwischen 2100 und 2200 Fahrgäste gezählt. In den Winter- und Herbstmonaten waren es dann mehr als 2700, im Oktober sogar fast 2900. Die Spitze im Oktober wird auf den Gallusmarkt zurückgeführt. Die Zahl der Fahrten lag jeweils um ein Viertel niedriger - einige haben den Colibri also gemeinschaftlich benutzt.

Interessant ist der Blick auf die Nachtschwärmer. 1065 haben den Colibri nach Mitternacht benutzt, dazu 927 nach 1 Uhr und 442 nach 2 Uhr. Kritisiert wurde allerdings im Verkehrsausschuss der Stadtverordneten, dass schon deutlich vor 2 Uhr keine Fahrten mehr angenommen wurden. Nach Darstellung der MTV geht das nicht anders, denn um 2 Uhr müssen alle Fahrzeuge im Depot sein. Die MTV schließt aber nicht aus, das Angebot auszuweiten.

Gesichert ist offensichtlich der Betrieb über die Erprobungsphase hinaus. Bekannt ist, dass die Bundesförderung für das Projekt zu Beginn des Jahres 2025 ausläuft. Wie MTV-Verkehrsplaner Jörg Lunkenheimer aber berichtete, haben das Land und der Rhein-Main-Verkehrsverbund in Aussicht gestellt, die dadurch fehlenden Gelder bereit zu stellen, die Belastung für Hofheim - derzeit 400 000 Euro jährlich - würde damit nicht weiter ansteigen.

Öffentlich heftiger kritisiert wurde, dass man ohne Registrierung nicht mitfahren kann. Manche kommen mit der entsprechenden Smartphone-App nicht zurecht, andere finden die Registrierung zu umständlich. Ohne die Registrierung der Fahrgäste sei der Colibri einem herkömmlichen Taxi zu ähnlich, argumentiert auf der anderen Seite Lunkenheimer. Schon von der Konzession her müsse man aber aufpassen, um den Taxiunternehmen nicht zu sehr Konkurrenz zu machen.

„Telefonische Buchung funktioniert nicht“

Von unterschiedlichen Seiten, zum Beispiel vom Seniorenbeirat, kam die Kritik, die telefonische Buchung des Colibri funktioniere gar nicht, man hänge ständig in einer Warteschleife fest. Dieser Vorwurf wird auch dadurch bestätigt, dass nur wenige der zustande gekommenen Fahrten per Telefon gebucht wurden. Man werde dem nachgehen und die Situation verbessern, versprach MTV-Geschäftsführer Roland Schmidt. Auch die Handhabbarkeit der App soll noch optimiert werden.

Erklärtermaßen ein Dorn im Auge ist der MTV die Tatsache, dass viele nicht per App, sondern mit Karte im Wagen oder sogar bar bezahlen. Die Stadt Hofheim hatte auf dieser Möglichkeit bestanden, die es andernorts gar nicht gibt, und sieht sich darin nun auch bestätigt. Viele Kinder und Jugendliche und auch manche Erwachsene verfügten nicht über ein eigenes Konto, argumentiert die Linken-Stadtverordnete Barbara Grassel, warum diese Möglichkeit unbedingt erhalten werden solle.

Die Linken wollen ohnehin in die allgemeine Begeisterung über das neue Angebot nicht einstimmen, denn sie weisen auf andere Nutzerzahlen hin. Hochgerechnet auf ein ganzes Betriebsjahr hätten das abgeschaffte Anruf-Sammeltaxi 24 000 Fahrgäste genutzt, den Colibri aber nur 21 500. Dafür seien die Colibris 224 000 Kilometer unterwegs gewesen, 44 000 mehr als die Vorgängerfahrzeuge.

Dieser Vergleich sei unzulässig, so dazu MTV-Geschäftsführer Roland Schmidt auf Anfrage. Denn die Linken hätten beim Anruf-Sammeltaxi auch das Anschluss-Sammeltaxi eingerechnet, das aber auch nach dem Start des Colibri noch verkehrte. Im Vergleich zum Anruf-Sammel-Taxi habe der Colibri im Jahre 2022 rund 112 Prozent mehr Fahrten durchgeführt und 78 Prozent mehr Fahrgäste befördert. Fest steht: Auch das Anschluss-Sammeltaxi wurde zum Jahresbeginn 2023 abgeschafft - mit den Zahlen für das laufende Jahr wird der Vergleich aussagekräftiger.

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