1. Startseite
  2. Region
  3. Main-Taunus
  4. Hofheim

Hofheims Tulpenkönig wird 90

Kommentare

Bernardus te Molder liebt seinen Garten, in dem auch allerlei Essbares gedeiht. Hier hat er gerade rote Rüben geerntet.
Bernardus te Molder liebt seinen Garten, in dem auch allerlei Essbares gedeiht. Hier hat er gerade rote Rüben geerntet. © babs

Bernardus te Molder kämpft immer noch für viel Grün in der Stadt

Hofheim. Eine ganze Kiste voller Schreiben, Zeitungsberichte und Fotos hat Bernardus te Molder zusammengetragen. Es ist ein Kaleidoskop seines Einsatzes in den vergangenen Jahrzehnten, das sich so anschauen und nachlesen lässt. So findet sich auf einem Blatt die Geschichte von der Pflanzung einer Linde am Kellereigebäude. Gleich zweimal hatte jemand in der Nacht nach der Pflanzung die Säge angesetzt. Für te Molder, damals Leiter des Garten- und Friedhofsamtes, war der Baumfrevel ein großes Ärgernis. Doch statt sich auf eine Anzeige zu beschränken, sann te Molder auf eine List, mit der sich dem Unhold ein Schnippchen schlagen ließe.

Er holte sich einen großen Ast aus dem Wald, steckte ihn in eine Stahlhülse, umkleidete diese mit Jute und Lehm und „pflanzte“ das Ergebnis dort, wo zuvor die Linden den Tod fanden. Tatsächlich kam der Täter ein drittes Mal. „Er hat gesägt und gesägt“ , kann sich te Molder noch heute bei der Erinnerung diebisch freuen, dass diesmal dem „Baum“ nicht beizukommen war. Stattdessen weckte das Kreischen von Metall auf Metall gleich mehrere Nachbarn, so dass der Frevler das Weite suchte. Nach einiger Zeit wurde dann erfolgreich gewagt, erneut eine echte Linde zu pflanzen. Sie steht noch heute. Und ist längst nicht der einzige Baum, dessen Pflanzung der gebürtige Holländer in Hofheim umgesetzt hat.

Von einer „Verwaldung“ war da sogar die Rede, als der Gewerbeverein IHH im Verein mit dem Gartenamtsleiter Jahr für Jahr zum Wäldchestag einen neuen Baum in die Innenstadt setzte. Das hat nicht immer jedem gepasst, doch Bernardus te Molder ist keiner, der sich von Widerständen irritieren lässt, wenn er von einer Sache überzeugt ist. Zeit seines Lebens, das nun immerhin schon 90 Jahre währt, hat er seinen eigenen Kopf gehabt.

Der Traum von der eigenen Gärtnerei

In den Niederlanden ist te Molder am 22. November 1933 geboren, als eines von acht Kindern einer katholischen Familie. Seine Eltern hätten eine kleine Landwirtschaft betrieben, doch seine Liebe zur Natur und den Pflanzen habe er „nicht so sehr dort“ entdeckt, meint der Holländer. Spannender als Kühe und Felder fand er den Obstbau. „Das mit den Äpfeln und den Bäumen, das hat mich interessiert.“

Also wollte te Molder den Gartenbau erlernen. Gern hätte er eine kleine Gärtnerei gekauft, um sein eigener Herr sein zu können, doch der Onkel, von dem er sich eine Bürgschaft erhofft hatte, sagte dazu Nein. Nach dem Wehrdienst zog es te Molder nach Deutschland. Sein älterer Bruder habe die Idee gehabt, Bernardus könne doch an einem der frühen europäischen Austauschprogramme teilnehmen, weiß er noch. Das führte ihn 1955 in eine große Gärtnerei in Hamburg-Wandsbek. Zu viert ein Zimmer teilen - das war damals normal. Das Angebot, im Rahmen des Programms für vier Wochen die Gärten von Versailles kennenzulernen, hätte te Molder zu gern angenommen. „Aber ich hatte kein Geld für die Zugfahrt“, erinnert er sich.

Nicht das einzige, was im Leben anders lief, als es sich der leidenschaftliche Gärtner gewünscht hätte. „Aber manche harte Sache hat sich am Ende doch wieder in Positives gewendet“, sagt er im Rückblick auf ein nun schon sehr langes Leben. Das hat ihn über Stationen, unter anderem in Kiel, wo er an der Fachschule seinen Gartenbau-Meister machte, und Geisenheim, wo der Gartenbau-Ingenieur folgte, ins Gartenamt nach Frankfurt gebracht.

Hier fand er auch mit Gertrud die Frau, die er 1961 zum Traualtar führte. Drei Töchter bekam das Paar, das zunächst in Kelkheim-Münster, dann in Frankfurt-Erlenbach und schließlich in Hofheim wohnte. Nach 14 Jahren bei der Stadt Frankfurt wechselte te Molder 1974 zur Stadt Hofheim, wo er unter Bürgermeister Friedrich Flaccus begann, die Kreisstadt zum Grünen und Blühen zu bringen.

Die Eiche ist sein Lieblingsbaum

Der „Tulpenkönig von Hofheim“ blieb auch nach dem Wechsel in den Ruhestand, für den er sich 1996 entschied, ein Kämpfer für eine grüne Kreisstadt. „Wenn’s mir mal nicht so gut geht, gehe ich in den Garten, dann geht’s mir wieder gut“, sagt der für sein Alter noch unglaublich fit wirkende Marxheimer. Den Tod seiner Frau musste er vor zwölf Jahren verkraften, und auch gesundheitlich gab es schon mal Probleme. Doch Bernardus te Molder hat sich immer festgehalten an seinem Glauben und nie aufgehört, sich für die Welt um ihn herum zu interessieren.

Zum Geburtstag am Mittwoch freut er sich auf viel Besuch aus der niederländischen Heimat und will mit Töchtern, Enkeln und anderen lieben Menschen 90 runde Jahre Leben feiern. Seinen Lieblingsbaum, eine Eiche, haben ihm zu Ehren Freunde schon vor zwei Jahren am Ypsilon-Haus gepflanzt. Für te Molder ein tolles Zeichen: „Es geht was - wenn man will.“

Auch interessant

Kommentare