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Wie gefährdet ist das Hofheimer Krankenhaus wirklich?

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Welche Fachbereiche bleiben künftig am Standort Hofheim? Diese Frage wird zurzeit intensiv diskutiert.
Welche Fachbereiche bleiben künftig am Standort Hofheim? Diese Frage wird zurzeit intensiv diskutiert. © kajo

Schwerpunktbildung gefordert - Sanierungskonzept auf Zielgerade

Hofheim. 2018 wurde der Neubau des Hofheimer Krankenhauses fertiggestellt. Droht ihm nun die Schließung? Das zumindest fürchten Linke, SPD und Verdi, die sich in einem „Bündnis für sichere Gesundheitsversorgung im Main-Taunus-Kreis und im Frankfurter Westen“ zusammengeschlossen haben. Hofheim ist nur ein Standort des Gesundheitsdienstleisters Varisano, der daneben mit Bad Soden und dem Vollversorger in Höchst zwei weitere Krankenhäuser zu seinen Einrichtungen zählt, Getragen wird Varisano, das sich selbst den größten öffentlichen Klinikverbund im Rhein-Main-Gebiet nennt, vom Main-Taunus-Kreis und der Stadt Frankfurt als Gesellschaftern. Ziel des Zusammenschlusses war 2016, Synergieeffekte zu nutzen und aus dem Dauerzustand roter Zahlen zu kommen. Denn diese müssen am Ende bei öffentlichen Trägern die Steuerzahler berappen.

Anfang Juli war öffentlich geworden, dass der Klinikverbund, der in den ersten Jahren seine Defizite tatsächlich verringern konnte, wieder tief in den roten Zahlen steckt. Der Aufsichtsrat hatte in seiner Sitzung am 17. Juli daraufhin beschlossen, ein Sanierungskonzept von der Geschäftsführung zu fordern. Dieses sollte, so hat es Landrat Michael Cyriax im Ausschuss für Eigenbetriebe angekündigt, bis zum 15. September erstellt werden. Auf Nachfrage dieser Zeitung teilt Kreissprecher Johannes Latsch nun mit, die für dieses Konzept „nötigen sehr komplexen Arbeiten laufen noch; wenn es fertig ist, werden Details vorgestellt und öffentlich erörtert.“ Über das weitere Vorgehen, so der Kreissprecher, würden „die Kliniken in den kommenden Tagen öffentlich informieren.“

In der Kreistagssitzung am nächsten Montag, 25. September, steht das Thema auf der Tagesordnung, weil SPD, Linke und Die Partei in einem gemeinsamen Antrag vom Kreistag ein Bekenntnis „zum Erhalt des Klinikverbundes Bad Soden-Höchst-Hofheim und der Sicherung aller drei Klinikstandorte“ wollen. Das Bekenntnis zum Verbund gibt es von der Koalition schon, explizit wird aber auf die drei Standorte abgehoben. Weiter heißt es „für eine wohnortnahe und gute stationäre Gesundheitsversorgung ist der Erhalt der Notfallversorgung an allen drei Standorten unerlässlich.“ Unruhe am Standort Hofheim löst offenbar die Tatsache aus, dass es schon länger Planungen für eine Schwerpunktbildung für die Lungenheilkunde gibt. Das entspricht ganz den Forderungen, Stärken im Verbund zu stärken, um so die geforderte Profilierung zu verbessern.

Der langjährige Chefarzt in Hofheim, Dr. Thomas Müller, wird zum 15. Oktober in dieser Funktion in den Ruhestand gehen. Müller wird der Klinik aber mit seiner anerkannten Expertise weiter im Medizinischen Versorgungszentrum zur Verfügung stehen. Wie berichtet, hatte Varisano schon vor längerer Zeit in einer Stellenanzeige darauf hingewiesen, dass hier eine Nachfolgeregelung anstehe. Eine verstärkte Zusammenarbeit mit Höchst ist bereits begonnen worden.

Dass es nicht wirklich eine Option ist, ein neues Krankenhaus aufzugeben, hatte die Geschäftsführung schon in früheren Gesprächen deutlich gemacht. Eine Umstrukturierung wird aber sicher Teil der Konzept-Überlegungen sein. Die beiden weiteren Schwerpunkte Geriatrie und Psychiatrie in Hofheim stehen aufgrund des medizinischen Versorgungsauftrags und der Bindung von Zuweisungen psychiatrischer Betten an Landkreise und der eher steigenden Nachfrage nach Behandlungskapazitäten wohl kaum zur Disposition.

Eher wird es darum gehen, was sonst in Hofheim bleibt. Die Opposition im Kreistag fürchtet um die Notfallversorgung. Am ehesten meint das wohl die sogenannte „Stroke Unit“ zur Akut-Versorgung von Schlaganfallpatienten, die von den Internisten hier mit unterhalten wird. Den auch von der Krankenhausreform Karl Lauterbachs geforderten hohen Fallzahlen wird sie kaum entsprechen können. Ein Verbund, der einen Vollversorger (Höchst) hat, wird auch hier eher eine Bündelung anstreben müssen, zumal die Wege zu anderen Kliniken im Rhein-Main-Gebiet im Vergleich zu anderen Regionen sehr kurz sind. babs

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