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Main-Taunus: Es fehlt auch an Pünktlichkeit und Komfort

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Bessere Verbindungen, Zuverlässigkeit, Pünktlichkeit und mehr Komfort - bis dahin ist es noch ein gutes Stück Weg.
Bessere Verbindungen, Zuverlässigkeit, Pünktlichkeit und mehr Komfort - bis dahin ist es noch ein gutes Stück Weg. © Kröner

Nahverkehrsplan: ÖPNV steht vor großen Herausforderungen

Hofheim. Es ist ein aufwendiges Unterfangen, das derzeit sowohl die Main-Taunus-Verkehrsgesellschaft wie den Bau-, Planungs-, Verkehrs-, Umwelt- und Energieausschuss des Kreises beschäftigt. Die Fortschreibung des Nahverkehrsplans für den Main-Taunus-Kreis ist aber auch für viele Bürger wichtig, denn es geht ja darum, wie der Öffentliche Personennahverkehr (ÖPNV) in den nächsten Jahren aufgestellt sein wird. Der, das ist erklärtes Klimaziel, soll deutlich mehr genutzt werden und muss selbst zugleich seinen Schadstoffausstoß verringern. Der „Weg zum CO2-freien ÖPNV“ oder Dekarbonisierung, so der zuständige Kreisbeigeordnete Johannes Baron (FDP) ist von der Europäischen Union vorgegeben. Mit der Fortschreibung des Nahverkehrsplans allein ist es daher nicht getan. „Gleichzeitig stemmen“, so Baron, müsse der Kreis die Erstellung der nötigen Infrastruktur. Im „Saubere Fahrzeuge Beschaffungs-Gesetz“ etwa ist festgelegt, wie der Anteil von Bussen, die nicht mit Verbrenner-Motoren betrieben werden, zu wachsen hat. E-Busse aber benötigen dann auch Ladestationen.

Von einer „Elektrifizierungs-Strategie“ spricht MTV-Geschäftsführer Roland Schmidt, die auch „Strategie 2030 plus“ genannt werde, weil sie bis in die 2030er Jahre hineinstrahlen werde. Begleitet wird die MTV bei der Fortschreibung des Nahverkehrsplans, der zuletzt 2013 überarbeitet worden war, von einem Fachbüro aus Kassel, der Mathias Schmechtig Nahverkehrsconsult. Dieses hat bereits einige Vorarbeiten geleistet, die Grundlage für die Fortschreibung des Nahverkehrsplans sein sollen. So wurden alle Kommunen im Kreis nach Wünschen und Anregungen gefragt.

Mindeststandards schon vielfach erfüllt

Dass dies drei der zwölf Kommunen, nämlich Kelkheim, Flörsheim und Liederbach, nicht nutzten, stieß im Ausschuss auf Unverständnis. „Wir reden ständig darüber, wie schlecht der ÖPNV ist“ und nun erfahre man, dass es einige Kommunen nicht für nötig hielten, „sich überhaupt drum zu kümmern“, kritisierte SPD-Vertreter Michael Antenbrink. Baron verwies darauf, es werde noch ein Anhörungsverfahren der Kommunen geben und sah die Sache weniger dramatisch.

Schmechtig machte deutlich, dass im Kreis schon vielfach die Mindeststandards für ÖPNV-Verbindungen erfüllt seien. Probleme gebe es im Grunde nur für wenige Orte wie Wildsachsen oder Massenheim, in Mittelzentren zu gelangen. In Richtung der Oberzentren wie Frankfurt mangelt es im MTK an Angebot vor allem in den Randzeiten, also in den Nachtstunden bis hin zum frühen Morgen. Zum Flughafen als großem Arbeitgeber seien die Verbindungen tagsüber ebenfalls gut bis auf eine kleine Ausnahme ab Eschborn.

Was die Qualitätsprüfung angeht, ist die Situation aktuell aber nicht rosig. Fahrermangel und Fachkräftemangel und infolgedessen Fahrten, die nicht durchgeführt werden könnten, und auch eine gesunkene Qualität, was die Busfahrer angehe, nannte Schmechtig als Herausforderungen, die aber nicht dazu führen dürften, die Qualitätsmaßstäbe zu senken. Bei der Neuausschreibung der Buslinien, die nach und nach erfolgen soll, müsse der Auftraggeber vielmehr deutlich machen, dass ihm Qualität wichtig sei.

Es fehlen gute Querverbindungen

Drei Visionen für den ÖPNV nannte Schmechtig den Kreistagsmitgliedern: Er sei leistungsstark und nachhaltig, solle Mobilität für alle bieten und sei Basis für einen lebenswerten MTK. Klar für den Experten: „Wenn man die Autofahrer im ÖPNV haben will“, diese also umsteigen sollen auf Bus und Bahn, „muss man andere Komfort-Ansprüche haben.“ Dazu zählen nicht zuletzt Zuverlässigkeit und Pünktlichkeit, aber eben auch genügend Raum in den Fahrzeugen. Wie die Finanzierung neu gedacht werden kann, etwa indem Nutznießer eines guten ÖPNV beteiligt werden, hat der Aufsichtsrat schon diskutiert. Das Thema der Verbesserung von Querverbindungen im Kreis vermisste Barbara Grassel (Linke) in Schmechtigs Ausführungen. Kreisbeigeordneter Baron versicherte, das Thema Querverbindungen werde im laufenden Planungsprozess noch aufgegriffen und zeigte sich sicher: „Es wird ein gutes Ergebnis zustande kommen.“

EXTRA: Das ist die MTV

Die Main-Taunus-Verkehrsgesellschaft (MTV) mit Sitz in Hofheim wurde Ende 1986 gegründet. Sie ist Aufgabenträgerorganisation des Main-Taunus-Kreises und als solche zuständig für Organisation und Finanzierung des öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) im MTK. Der Kreis und seine zwölf Kommunen nutzen die MTV, um Kriterien für das ÖPNV-Angebot zu formulieren. Die dafür nötigen Leistungen werden dann in der Regie der MTV ausgeschrieben. Das MTV-Spektrum ergänzt im Kreis die regionalen ÖPNV- Angebote, die vom Rhein-Main-Verkehrsverbund (RMV) gemacht werden. babs

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