Messestandort mit Potenzial

Jens Frey: Der Geschäftsführer des Centers Rhein-Main in Wallau über Chancen und Probleme
Wallau. Jetzt ist eine Verschnaufpause angesagt. Seit den frühen Morgenstunden sind Jens Frey und seine Mitarbeiter in der Wallauer Messehalle in der Robert-Bosch-Straße 5-7 auf den Beinen. Wände werden abgebaut, verschoben, Tische und Stühle weggeräumt. Es wird geputzt. Der Abbau des Zubehörs der dreitägigen Messe am Wochenende zuvor, benötigte viele zupackende Hände und benötigt sie immer noch. Denn die nächste Veranstaltung findet bereits in einigen Tagen statt.
Jens Frey ist Projektleiter und Geschäftsführer des Messecenters Rhein-Main im Wallauer Gewerbegebiet. Damit er planen und agieren kann, ist er auf ein gut eingespieltes Team angewiesen. Dazu gehören 14 Angestellte und externe Unternehmen wie Standbauer oder Hallenelektroniker; und das Cateringunternehmen „Food & Fire“. Das jedoch gehört anteilmäßig zur Firma.
Das Messeunternehmen wirbt bei Ausstellern mit dem Slogan „Raum für neue Ideen“. Wer keine eigenen hat, bekommt sie geliefert. Oft sind es neben der Gestaltung auch Baupläne, die der gelernte Hotelfachmann mit einem BWL-Studium mit Fachrichtung Event, den Messeveranstaltern anbieten kann und dann mit seinem Personal umsetzen wird. Jens Frey ist vielseitig. Auch die eigene Homepage des Unternehmens gestaltet er mit selbst formulierten Texten und eigenen Fotos.
Mit einer Pandemie hat niemand gerechnet
Mit einer Pandemie wie Corona hatte niemand gerechnet. Als das Messecenter Rhein-Main - eine Tochtergesellschaft der Frankfurter Messe- und Veranstaltungsorganisation „Muveo“ - am 1. März 2020 gerade in den Startlöchern für einen Neubeginn in der Messehalle der Wallauer Robert-Bosch-Straße 5-7 stand, wurden sämtliche geplanten Veranstaltungen radikal gestoppt.
„Das war hart“, erinnert sich Jens Frey. So war beispielsweise für Lekkerland bereits alles in der Halle hergerichtet worden, um dann plötzlich drei Tage vor Messebeginn zu erfahren, dass die Türen nicht geöffnet werden dürfen. Das war eine heftige finanzielle Einbuße für alle. „Die Verträge mussten rückabgewickelt werden. Damals stand in keinen Verträgen drin, was man in so einem Fall macht“, sagt Jens Frey, der froh ist, dass das „glücklicherweise möglich war.“
Die herausfordernde Zeit haben der 44-Jährige und die Mitarbeiter gut überstanden: Mit Umbaumaßnahmen, Kurzarbeit, Überbrückungshilfen vom Staat und einem kooperativen Vermieter. „Es war die Ungewissheit, die besonders plagte“, so der gebürtige Hochheimer.
„Im Jahr 2021 konnten wir unter strengen Auflagen wieder Messen durchführen“. Als „krass“ jedoch bezeichnet Jens Frey die Energiekosten, die Ende 2022 und Anfang dieses Jahres ein großes Loch in die Kalkulation gerissen haben. „Die sind explodiert. Es gibt keinerlei Hilfen mehr, und die Kosten steigen und steigen!“ Ein Thema, das nicht nur ihn berührt. „Alle, die am Handel dran hängen, bekommen das zu spüren!“ Und zu all dem, stöhnt Jens Frey, „kommt hier noch eine Auflage und da noch eine Auflage.“ Daher versucht der Geschäftsführer mit viel Fingerspitzengefühl und einem Blick auf die Kosten die zweistöckige Halle als Messe- und Event-Ort zu handeln und zu vermarkten.
Auflagen entfallen
„Mittlerweile“, erzählt Jens Frey erleichtert, „können die Messen wieder ohne Auflagen besucht werden.“ Zehn Fremd-Messen sind es derzeit und drei hauseigene Messen sowie einige Veranstaltungen wie Abitur-Abschlussbälle und Firmenfeiern. Zudem werden die Räume als Prüfungslocation für Gestalter für visuelles Marketing, verschiedene kaufmännische Berufe, angehende Juristen und Steuerberater genutzt. Ein vielversprechendes „Hofheimer Winterdorf“ ist für das Jahr 2024 geplant.
Jens Frey setzt auf Kollegialität in der Zusammenarbeit und zielführende Vernetzung. Nach der herausfordernden Corona-Zeit möchte er im Umland mehr für die Nutzung seiner Messehalle mit einer Nutzfläche von über 12 000 Quadratmetern werben. „Wir möchten uns gerne in der Region noch besser aufstellen.“ Am Standort im Wallauer Gewerbegebiet, gelegen zwischen Frankfurt, Wiesbaden und Mainz und mit der geplanten Wallauer Spange, sieht er ein großes Potenzial. Jens Frey findet: „Je mehr Messen hier reinkommen, desto mehr profitieren wir alle davon.“
EXTRA: Das Unternehmen
Drei Millionen Euro Jahresumsatz macht das Messecenter Rhein-Main, das sich bald in das Messecenter Hofheim Rhein-Main umbenennen möchte.
Das Wallauer Unternehmen bietet neben Fachmessen drei hauseigende Messen wie die „Gardiente“ (für den Outdoor Living Fachhandel), die Textilmesse „Innatex“ (Europas größte und internationale Messe für nachhaltige Textilien) und die „Inova Collection“ (Fachmesse für Schmuck, Edelsteine, Perlen und Uhren) auf dem eigenen Gelände in der Robert-Bosch-Straße sowie im In- und Ausland an.
Die Muttergesellschaft - die Frankfurter „Muveo GmbH“ - ist seit mehr als 60 Jahren im Messe-Business tätig und war bis Ende Februar 2020 Mieter der Wallauer Messehalle.
Im kommenden Jahr sollen wieder Ausbildungsplätze für Veranstaltungskauffrauen und -männer angeboten werden. dp