„Neubauaktivitäten sind eingebrochen“

IHK-Präsident sorgt sich um Immobiliengeschäft - In der Homburger Straße in Hofheim tut sich nichts
Hofheim. Immobilien sind derzeit kein einfaches Geschäft. „Besorgniserregend“ nennt der Präsident der Industrie- und Handelskammer Frankfurt, Ulrich Caspar, die Lage auf dem Wohnimmobilienmarkt in der Main-Metropole wie auch im Main- und Hochtaunus. Trotz hohen Bedarfs an Wohnraum seien „die Neubauaktivitäten komplett eingebrochen und der Druck auf dem Mietmarkt wächst kontinuierlich“, kommentiert Caspar Umfrageergebnisse der Frankfurter Immobilienbörse bei der IHK Frankfurt zur aktuellen Situation auf dem Wohnimmobilienmarkt im IHK-Bezirk. Rund 67 Prozent der befragten Unternehmen der Immobilienbranche sind der Ansicht, dass die Nachfrage nach Wohnimmobilien zum Kauf in den vergangenen Monaten weiter abgenommen hat. „80 Prozent geben an, dass ehemals Kaufinteressierte von ihrem Vorhaben zurückgetreten sind“, so Helmut Christmann, Vorstandsvorsitzender der Frankfurter Immobilienbörse. Viele ihrer Mitglieder rechnen nun mit sinkenden Preisen aber auch mit einer „Rücknahme der Kaufimmobilien vom Markt“. Als größte Herausforderung werden „die Finanzierungsschwierigkeiten für Privatpersonen“ genannt, zu denen die Inflation, die hohen Energiepreise und die deutlich gestiegenen Bauzinsen geführt haben.
Dass sich auch in Hofheim Wohnungen nicht mehr zu fast jedem Preis verkaufen oder vermieten lassen, lässt sich schon länger beobachten. Immer noch Leerstand gibt es bei hochpreisigen Mietwohnungen in zwei Neubau-Projekten an der Niederhofheimer Straße, auch für einen Neubau im Langgewann werden noch Käufer gesucht.
Länger schon brach liegt im Hofheimer Norden das ehemalige Polar-Mohr-Gelände an der Homburger Straße. Die Instone Real Estate hatte das rund 8000 Quadratmeter große Grundstück gekauft und Ende 2022 den Abriss des Bestands vorgenommen. Zudem war eine Aktion gestartet worden, bei der sich Kaufinteressenten vormerken lassen konnten. Ein Verkaufscontainer steht auch am Liederbacher Weg, dort, wo die Städtische Kita entstehen soll, die Teil des Projekts ist, das vor allem aus rund 100 Wohnungen besteht. 20 davon sollen gefördert werden. Sie will die Hofheimer Wohnungsbaugesellschaft kaufen und bewirtschaften. Von daher hat die Stadt ein großes Interesse daran, ob aus dem Vorhaben etwas wird. Das Ihre getan hat sie mit der raschen Erstellung eines Bebauungsplanes. Doch noch tut sich an der Homburger Straße nichts. Dafür ist das große Plakat, das Werbung für das „W.H.A.T.18“ betitelte Projekt direkt am Ortseingang Zeilsheimer Straße machte, vor kurzem ersetzt worden. Hier wirbt Instone jetzt für eine Wohnanlage in Frankfurt-Bockenheim.
Auf Anfrage dieser Zeitung teilt eine Sprecherin des Unternehmens mit, der Austausch sei kein Alarmsignal, sondern „bei uns so üblich, um zu vermeiden, dass das Werbeplakat nach einer gewissen Zeit nicht mehr wahrgenommen wird und um somit wieder mehr Aufmerksamkeit zu erzielen“. Informationen, das Projekt solle bei Instone wegen der eingebrochenen Nachfrage bei Immobilienkäufen auf Eis gelegt werden, widerspricht das Unternehmen klar.
Richtig sei, „dass wir aktuell noch auf die Baugenehmigung warten.“ Der Kreis hat gestern bestätigt, dass das Verfahren bei der Bauaufsicht noch laufe. Daher beschränkten sich die Aktivitäten von Instone „aktuell auf die Vorankündigung, in deren Rahmen sich Interessenten vormerken lassen können.“ Verkauft sei aus diesem Grund noch keine der Wohnungen. „Der offizielle Vertrieb beginnt nach Vorliegen der Baugenehmigung.“ Und solange diese fehle, könne man „noch keinen genauen Zeitpunkt des Baubeginns nennen“, so die Instone-Sprecherin.
Auch die Stadt, die nicht nur wegen der Kita ein großes Interesse an der Umsetzung hat, hat bereits bei dem Unternehmen nachgehakt und eine ähnliche Antwort erhalten, wie eine Nachfrage im Rathaus ergab. Auf der Internetseite von Instone ist das Projekt unter „Coming soon“ eingeordnet. Das heißt es übrigens auch für die deutlich größeren „Günthersburghöfe“ in Frankfurt, die im Frühjahr in der geplanten Form gekippt worden waren. Da erscheint dann „Coming soon“ doch reichlich dehnbar.
EXTRA: 210 Kita-Plätze fehlen in der Kreisstadt
Für junge Eltern ist die Frage nach Kinderbetreuung vor allem eine finanzielle. Denn ohne Kita-Platz wird die Rückkehr in den Beruf für den betreuenden Elternteil schwierig. Daran hängt vielfach aber dann auch die Finanzierbarkeit von Wohnraum, die zur Frage führt: Ziehen wir lieber woanders hin?
In Hofheim fehlt es nach wie vor an Kita-Plätzen. Dass sich das Projekt an der Homburger Straße und damit die für Ende 2024 angekündigte Fertigstellung einer weiteren Kita verzögert, hatte der Magistrat bereits im Juni im Sozialausschuss mitgeteilt. Damals lautete die Prognose, in der Kreisstadt fehlten für das neue Betreuungsjahr 2023/24 119 Plätze für Kinder unter drei Jahren und 120 für Kinder über drei Jahren.
Auf Anfrage dieser Zeitung, wie es nach dem Sommerferienende nun tatsächlich aussieht, ließ Stadtsprecher Jonathan Vorrath wissen, die aktuelle Erhebung weise ein Defizit bei den U3-Plätzen von 120 aus. 90 Kindergartenkinder, die allesamt einen Rechtsanspruch auf Betreuung haben, warten zudem auf einen Platz. Das entspricht von der Größenordnung her einer ganzen Einrichtung, die fehlt. babs