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Neue Fußballplätze an der Therme?

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Mit Baseballplatz, neuer Halle, verbesserten Sport- und Tennisplätzen soll auf dem Sportpark Heide auch Potenziale für den Spitzensport gehoben werden.
Mit Baseballplatz, neuer Halle, verbesserten Sport- und Tennisplätzen soll auf dem Sportpark Heide auch Potenziale für den Spitzensport gehoben werden. © Knapp

Sportentwicklungsplan für die Kreisstadt vorgestellt, Stadtverordnete wollen Prioritätenliste.

Hofheim -Auf dem Sportpark Heide in Marxheim ersetzt eine Baseball-Anlage den derzeitigen Hartplatz, und auf dem derzeitigen Baseballplatz wird eine neue Sporthalle gebaut, außerdem wird das Angebot unter anderem um eine Beachvolleyballanlage und eine Tennisarena ergänzt. In der Nachbarschaft der Rhein-Main-Therme im Hofheimer Norden entsteht ein neuer Fußballplatz, dafür fällt das Gelände des SV 09 an der Zeilsheimer Straße weg. Dies und anderes mehr soll kurz- bis mittelfristig realisiert werden, auf jeden Fall bis zum Ende des Jahrzehnts.

So jedenfalls steht es in einem sogenannten Sportentwicklungsplan, der im Auftrag der Stadt erarbeitet und der jetzt dem Ausschuss für Sport und Soziales vorgestellt wurde. Die Stadtverordneten sind es auch, die am Ende über alle Vorschläge entscheiden werden, aber von konkreten Entscheidungen sind sie weit entfernt. Beschlossen wurde lediglich, dass der Magistrat eine Prioritätenliste ausarbeiten soll.

Erarbeitet hat den Sportentwicklungsplan die in Stuttgart ansässige PAN GEO Gesellschaft für Angewandte Geografie mbH. Den Autoren kann man nicht vorwerfen, sich keine Arbeit gemacht zu haben - der Plan basiert auf zahlreichen Interviews, einer Umfrage und vielerlei Recherchen an Ort und Stelle. Herausgekommen ist ein 439 Druckseiten starkes Papier, das vor allem durch immense Detailfreude auffällt. Noch zu jedem Bolzplatz wurde ermittelt, wie oft ein Bus dort hält und wie viele Mülleimer rundum stehen. Ein gutes Zeugnis als Sportstadt stellen die Autoren Hofheim freilich nicht aus. Sie haben die Sportstätten mit denen von acht vergleichbar großen Städten verglichen und ermitteln für Hofheim dabei nur einen Platz im Mittelfeld. Ermittelt wurde dies anhand verfügbarer Flächen von Sportplätzen, Turnhallen und anderen Einrichtungen. Schlimmer: Sowohl aus der Bürgerschaft als auch bei den Sportvereinen gab es nur geringe Rückläufe. Es gebe, schlussfolgern die Autoren, „ein eher geringes Interesse in der Kreisstadt Hofheim am Sportgeschehen“.

Andererseits werden 14 000 Mitglieder in rund 40 Sportvereinen zusammengerechnet. Das ist für die Experten aber nur ein Hinweis darauf, dass es ein Potenzial für eine sportbegeisterte Stadt gibt, kein Hinweis auf aktuelles Interesse. Überhaupt ist so manche Schlussfolgerung der Autoren nicht nachvollziehbar. Sie stellen fest, dass es in Hofheim ein starkes Interesse an sportlicher Betätigung außerhalb der Vereine gibt; dass sich relativ viele Sportler an den Befragungen beteiligt haben, die einem Verein angehören, ist aus ihrer Sicht ein Beweis dafür.

Die konkreten Vorschläge des Sportentwicklungsplanes beziehen sich, wie man es von einem so umfassenden Plan erwarten kann, auf die unterschiedlichsten Dinge. So wird erläutert und geplant, wie die Sportvereine besser auf der städtischen Webseite repräsentiert werden können, und es wird eine Zusammenarbeit der Vereine im Rahmen eines speziellen Sport-Vereinsringes vorgeschlagen. Dabei ist es schwer, sich zurechtzufinden. Unterschieden wird zwischen den Zielen, die der Magistrat verfolgt, und denen der Verwaltung - dabei ist der Magistrat die Spitze der Verwaltung und hat im Rathaus das Sagen.

Das größte öffentliche Interesse gilt natürlich der Frage, wie es mit den Sportstätten in der Stadt weitergehen soll. Am meisten tun soll sich demnach auf dem Sportpark Heide, mit dem erwähnten Baseplatz und einer neuen Halle, aber auch verbesserten Kleinsportplätzen, Tennisplätzen und anderen Anlagen bis hin zu einer neuen Buslinie - diese Zeitung berichtete bereits. Damit sollen auch die Potenziale für Spitzensport gehoben werden, die die Gutachter etwa beim Baseball, beim Tanzen und in der Leichtathletik sehen.

Die Idee zum Neubau eines Fußballplatzes wird vor allem mit den zahlreichen Mängeln auf dem Gelände an der Zeilsheimer Straße begründet. Praktisch alle Bestandteile der Anlage befinden sich in einem schlechten Zustand, und der Platz reicht für die vielen Mannschaften, die dort trainieren wollen, nicht aus. Vorgeschlagen wird eine neue Anlage unter anderem mit zwei großen Fußballplätzen in der Nachbarschaft der Rhein-Main-Therme.

Extra: Kommentar „Ein großer Datenfriedhof“

Es ist vielleicht ein bisschen billig, sich darüber lustig zu machen, dass die Autoren des Sportentwicklungsplanes die Zahl der vorhandenen Mülleimer ermittelt haben und auch akribisch festhalten, welche Busse welcher Linie wie oft am Tag dort halten. Aber im Ernst: Entstanden ist ein Datenfriedhof, der zwar viele detaillierte Informationen beinhaltet, dessen zentrale Aussagen aber als solche nicht gekennzeichnet sind. Für ehrenamtliche Kommunalpolitiker, die am Ende aber die Entscheidungen fällen sollen, ist das ganz schwere Kost oder, um es noch deutlicher zu sagen, in weiten Teilen nutzlos. Durch diese 439 Seiten kämpft sich kein Mensch.

Das ist aber nicht das Schlimmste. Die Ertüchtigung und Erweiterung von Sportstätten einschließlich des Baus eines neuen Fußballplatzes seien sehr wichtig und sollten kurzfristig erfolgen, schreiben die Planer. Wer auch nur eine leise Ahnung von kommunalen Projektabläufen hat, winkt an dieser Stelle ab. Da werden Erwartungen geweckt, die niemals zu erfüllen sind und die schnell zu der Schlussfolgerung führen, den ganzen Plan könne man nicht ernst nehmen. Bestätigt wird dies durch die Feststellung des Ortsbeirates Marxheim, dass das dortige Bürgerhaus als Sportstätte schlicht vergessen worden ist. Hat den Planern eigentlich irgendjemand aus dem Rathaus zugearbeitet? Haben die schon vom Bürgerhaus gehört? Oder hat man die Planer ohne jede Vorgabe machen lassen?

Auf dem Tisch liegt ein Werk, das das Schicksal all der Stadtentwicklungspläne, Generalverkehrspläne und anderer Gesamtkonzepte ereilen wird, die in der Hofheimer Politik auch ganz gerne von den Zuschauerbänken aus gefordert werden. Sie werden mit viel Aufwand erarbeitet und mit Pathos präsentiert. Umgesetzt aber wird nur ein kleiner Teil und nur das, was die Parteien ohnedies gerne umsetzen würden. Wenn sie den Plan darüber hinaus als Steinbruch begreifen und die eine oder andere Idee daraus realisieren, dann wäre viel gewonnen. Hochfliegende Erwartungen zu wecken ist nicht nützlich.

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