Sorgen um Sarah und ihre Familie

Junge Hofheimerin lebt in Tel Aviv, nach Terroranschlägen Übernachtung im Schutzraum.
Hofheim/Höchst -Voller Sorge verfolgt Angelika Brecht-Levy seit Samstag alle Nachrichten aus Israel. Die Sorge um Tochter Sarah, ihren Lebensgefährten und den gemeinsamen Sohn Oz sind der Mutter und Großmutter deutlich anzumerken.
Sarah Levy (34) wohnt mit ihrer Familie in Tel Aviv. Die junge Frau hatte sich vor einiger Zeit für ein Leben dort entschieden, wo sie sich den eigenen Wurzeln näher fühlte: In Israel. Über den Entscheidungsprozess hat sie ein Buch geschrieben, „Fünf Wörter für Sehnsucht“. Im vergangenen Herbst hatte sie es auch in der Hofheimer Stadtbücherei bei einer Lesung vorgestellt. Denn Sarah Levy ist in Hofheim aufgewachsen und nach dem Besuch der jüdischen Schule in Frankfurt auf die Main-Taunus-Schule gegangen.
Mittlerweile leben ihre Eltern, denen das Familien-Haus zu groß geworden war, in Höchst. Sie lenke sich derzeit damit ab, Blumen umzutopfen, sagt Angelika Brecht-Levy. Ein großes Pflanzgefäß für den Balkon habe sie gerade passend geliefert bekommen. Doch die Gedanken gehen eigene Wege und wandern - was Wunder - im Grunde beständig in Richtung Tel Aviv.
Flucht in den Ostteil der Stadt
Sarah sage zwar, sie habe keine Angst, sagt ihre Mutter. Doch so recht mag sie das nicht glauben. Die kleine Wohnung im Stadtteil Yafo habe die Familie verlassen, weil es in der Umgebung keinerlei Schutzraum gebe. „Sie können dort nur ins Treppenhaus gehen bei einem Alarm“, weiß Angelika Brecht-Levy nicht zuletzt, weil Sarah genau das schon in ihrem Buch geschildert hatte.
Die junge Familie hat sich daher zu Verwandten geflüchtet, die im Osten von Tel Aviv ein Haus mit einem privaten Schutzraum haben. In diesem werde seither übernachtet. Ihr Enkelkind schlafe sogar besonders gut, gibt Brecht-Levy wieder, was ihre Tochter ihr erzählt hat. Denn durch die dicken Wände sei es vollkommen still dort.
Tagsüber versuchten sich Sarah und ihre Schwägerin bei der Kinderbetreuung ein wenig abzuwechseln. Denn beide versuchen trotz der belastenden Situation zumindest einige Stunden zu arbeiten. Die Autorin und Freie Journalistin, die in Hamburg die Henri-Nannen-Schule besucht und unter anderem für „Die Zeit“ gearbeitet hat, erreichten ungezählte Anfragen aus Deutschland, sagt Brecht-Levy, die auch selbst Journalistin ist. Auch in dieser Rolle, sagt sie, sei sie aktuell „ganz nah dran“ an der Situation in Israel, denn sie übersetzt für eine israelische Hilfsorganisation Aufrufe für Spenden. „Da wird viel Geld gebraucht jetzt.“
Flug nach Frankfurt schon lange gebucht
Schwer zu ertragen findet Angelika Brecht-Levy die Bilder der massakrierten Menschen, darunter Mütter mit kleinen Kindern im Arm. Umso mehr wünscht sie sich, dass ihre Tochter - wie lange geplant - es schafft, am kommenden Sonntag mit dem Flugzeug nach Frankfurt zu kommen. Lesungen in den jüdischen Gemeinden in Wiesbaden, (23. 10.) und Mainz (26. 10) stehen an. Ob es mit der lange gebuchten Linienmaschine der Lufthansa klappt, verfolgt die ganze Familie in Frankfurt gespannt. Sarah habe sich als deutsche Staatsangehörige aber auch mit Kind und Lebensgefährten in eine der Listen für einen der Flüge setzen lassen, die die Bundesregierung initiiert hat, sagt Angelika Brecht-Levy.
Wie viele andere Menschen in Israel hat auch ihre Tochter mit der politischen Situation im Land zuletzt sehr gehadert. Dass manche Provokation aus dem ultraorthodoxen Lager mit zur jetzigen Eskalation beigetragen hat, ist auch Angelika Brecht-Levy sicher. Jetzt hielten aber alle in Israel erst einmal zusammen, hat ihr auch Sarah geschildert. Ihr Satz: „Die Wut heben wir uns für später auf“, ist ihr im Kopf geblieben. Für die Höchsterin selbst aktuell das Wichtigste: Ihre Tochter mitsamt Familie wohlbehalten wieder in die Arme schließen zu können. Dass Sarah ihren Auswanderungsentschluss nach dieser Erfahrung revidiert, glaubt sie derzeit nicht.
Ihre Vermutung: „Sie wird zurückgehen.“
Extra: „Der Ausbruch der sinnlosen Gewalt führt zu nichts anderem als Leid und Zerstörung“
Wir verurteilen auf das Schärfste die ungeheure Brutalität des Angriffs“, zeigt sich die Gesellschaft für Christlich Jüdische Zusammenarbeit (CJZ) Main-Taunus entsetzt über die Ereignisse in Israel. Der Ausbruch einer „erneuten völlig sinnlosen Gewalt“ durch die Hamas werde „zu nichts anderem führen als zu Leid und Zerstörung“, ist sich der CJZ-Vorstand sicher. Rücksichtslos gehe man nicht nur mit den Menschen in Israel, sondern auch mit der eigenen palästinensischen Bevölkerung um, schreiben für den Vorstand Günter Pabst und Franz Kroonstuiver.
Die CJZ möchte ein Zeichen der Solidarität mit Israel setzen und ruft zu Spenden für das Post Traumatic Stress Disorder (PTSD) & Traumabehandlungszentren im Süden Israels auf. Es ist Teil des Jüdischen Nationalfonds Keren Kavemeth LeIsrael (JNF-KKL). Die JNF-KKL unterstützten die Resilience Center, das sind Einrichtungen die traumatisierten Gewaltopfern und ihren Angehörigen helfen. Zwar seien viele dieser Zentren aufgrund der Angriffe beschädigt oder geschlossen, die Teams, die dort arbeiten, seien aber im Einsatz und unterstützten die Betroffenen. „Wir alle können einen Beitrag dazu leisten, die Menschen im Süden Israels in diesen schwersten Stunden voller Angst, Gewalt und Ungewissheit nicht im Stich zu lassen“, so der CJZ-Vorstand. Spenden unter dem Stichwort „Israel Solidarität“ können auf das Konto der CJZ bei der Taunussparkasse, IBAN DE 67 5125 0000 0049 0055 63 eingezahlt werden.