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Widerstand gegen Stromtrasse wächst

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Karin Lübbers aus Wildsachsen organisiert den Zorn der Hofheimer gegen den geplanten Bau der Hochspannungsleitung. Wird daraus eine Bürgerinitiative, will sie sich dem Aktionsbündnis Ultranet anschließen.

Als die Bürgerinitiative Eppstein/Niedernhausen unlängst wegen der geplanten Hochspannungsleitung Ultranet zum Informationsabend einlud, war die Niedernhausener Autalhalle voll besetzt, es mussten noch Stühle hereingebracht werden. In beiden Kommunen gibt es erheblichen Widerstand gegen die Leitung, die von der Firma Amprion von Nordrhein-Westfalen nach Baden-Württemberg gebaut werden soll. Aus dem Hofheimer Stadtteil Wildsachsen waren nur eine Handvoll Bürger gekommen.

Karin Lübbers aus Wildsachsen hat dafür überhaupt kein Verständnis. Nicht nur Wildsachsen, auch andere Hofheimer Stadtteile seien betroffen, sagt sie. Deshalb ist sie dabei, den Widerstand in den Hofheimer Stadtteilen zu organisieren. Läuft alles wie geplant, wird eine feste Bürgerinitiative daraus. Um Kräfte zu bündeln, soll sich die Gruppe dem Aktionsbündnis Ultranet anschließen. Dem gehören etwa ein Dutzend Initiativen aus Orten entlang der möglichen Trasse an.

Abstand als Sichtschutz

Die Hofheimer Stadtteile sind unterschiedlich stark betroffen. In Wildsachsen geht die Leitung dicht am nördlichen Ortsrand vorbei, vor allem aber dann quer durch das Gebiet Junghainzehecken. In Langenhain streift die Leitung den südwestlichen Ortsrand, es stehen Häuser unmittelbar unter der Leitung. In Diedenbergen steht die Leitung 200 Meter von den Häusern entfernt, in Marxheim 320 Meter. Würde die Leitung neu gebaut, müsste ein Abstand von 400 Metern eingehalten werden. Diese Vorgabe mache der Gesetzgeber ausdrücklich nicht wegen des Gesundheitsschutzes, sondern wegen des Sichtschutzes, so der Netzbetreiber Amprion auf Anfrage dieser Zeitung. Und: „Die Einhaltung gesundheitsrelevanter gesetzlicher Grenzwerte stellen wir in jedem Fall sicher.“ Diese Zusage ist aus Sicht der Kritiker nicht viel Wert. Sie weisen darauf hin, dass es noch gar nicht genug wissenschaftliche Erkenntnisse über das Zusammenwirken von Gleich- und Wechselstromleitungen gibt, die Grenzwerte also keine gesicherte Grundlage haben können.

In den Mittelpunkt des Interesses rückt derzeit auch die Frage nach der Genehmigung der vorhandenen Starkstromtrasse, über deren Masten auch die neuen Leitungen geführt werden sollen. Der Niedernhausener FDP-Bundestagsabgeordnete Alexander Müller hat verschiedene Behörden nach den Bau- und Betriebsgenehmigungen gefragt. „Sollte es sich tatsächlich um Schwarzbauten handeln, wäre dies ein starkes Stück und stellt die neuen Nutzungen mit zusätzlichen Leitungen weiter in Frage“, sagt Müller. Die Stadt Hofheim hat dazu bereits im Jahre 2008 mitgeteilt, dass es tatsächlich keinen Planfeststellungsbeschluss für die alte Leitung gebe, dieser aber auch nicht notwendig sei.

„Nicht illegal“

Auch die Firma Amprion glaubt nicht, dass sie an dieser Stelle ein Problem hat: „Der Umstand, dass für eine Bestandsleitung seinerseits keine Planfeststellung erforderlich war, heißt nicht automatisch, dass sie daher illegal betrieben wurde.“

Man werde aber „alle hierfür relevanten Aspekte sorgfältig prüfen.“ Dass dies passiert, dafür werden sicher auch die Gegner der Leitung sorgen – angesichts der Vehemenz des Widerstandes kann man davon ausgehen, dass auch geklagt wird. Karin Lübbers aus Wildsachsen ist überzeugt, dass nicht alle notwendigen Genehmigungen erteilt wurden. Im Jahre 2010 habe es einen Umbau ohne Planfeststellungsbeschluss gegeben, obwohl der notwendig gewesen wäre. Gut möglich also, dass über die neue Leitung am Ende ein Gericht entscheidet. Wer sich der Bürgerinitiative anschließen will, kann unter wildsachsengegenultranet@gmx.de Kontakt aufnehmen.

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