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Wildschweine plündern Maisfelder

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Der Langenhainer Landwirt Winfried Löw in seinem Maisfeld, das von einer Rotte Wildschweinen heimgesucht wurde. Die Tiere haben erst die Pflanzen umgeknickt und dann den Mais gefressen.
Der Langenhainer Landwirt Winfried Löw in seinem Maisfeld, das von einer Rotte Wildschweinen heimgesucht wurde. Die Tiere haben erst die Pflanzen umgeknickt und dann den Mais gefressen. © babs

Ungebetene Fresser kommen nachts, gelbe Kolben sind eine Delikatesse.

Langenhain -Über zu viele Rehe wird viel geklagt, von Förstern oder von Waldbesitzern wie der Stadt. Doch es gibt noch einige andere Waldbewohner, die sich offenbar derzeit stark vermehren. Die Folgen sehen die Landwirte, denn an ihren Maisfeldern „bedienen“ sich die wilden Wutzen aktuell besonders gern.

Der Langenhainer Winfried Löw gehört zu den Leidtragenden. Er baut Mais als Winterfutter für seine Rinder an. Auf drei Hektar hatte er eigentlich eine gute Ernte zu erwarten. Doch die haben in den vergangenen Tagen schon zu einem Großteil die Wildschweine vernichtet. Wird es dunkel, wagen sie sich gleich im Rudel aus der Deckung und an die reich gedeckte Tafel. Interessiert seien sie nur an den Kolben, sagt Löw.

Aktuell gibt’s gute Lebensbedingungen

„Der Mais ist für die Tiere natürlich ein Leckerbissen“, unterstreicht Kreislandwirt Jürgen Pauly. Um an die Kolben zu kommen, brechen die Wildschweine die hochgewachsenen Pflanzen um. Für die Bauern doppelt ärgerlich, denn sie verlieren nicht nur die Früchte ihrer Arbeit, sondern haben mit der Beseitigung der umgeworfenen Pflanzen noch zusätzlichen Aufwand. „Und das bei den Dieselpreisen“, sagt Löw. Mindestens einer seiner drei Hektar Mais sei schon verloren, glaubt der Langenhainer, der auch auf den benachbarten Feldern am Sportpark Heide, die ein Kollege bewirtschaftet, die Spuren der ungebetenen Fresser zeigen kann.

Dass „für Wildschweine die Lebensbedingungen gut“ sind aktuell, ist für Löw wie auch für Kreislandwirt Pauly keine Frage. Milde Winter und Bäume, die aufgrund der trockenen Sommer massenhaft Früchte wie Eicheln oder Kastanien produzieren und abwerfen, so dass im Winter auch genügend Futter vorhanden ist, sorgten dafür, dass nahezu alle Frischlinge eines Jahres durchgebracht werden könnten. Bis zu zehn Frischlinge pro Sau könnten das sein, meint Winfried Löw, denn die langen warmen Perioden erlaubten ohne weiteres, dass die Tiere gleich zwei Mal im Jahr Nachwuchs haben.

Drei Rotten in Langenhain

Drei Rotten solle es in Langenhains Wäldern derzeit geben, glaubt Löw. Jedes zähle bis zu 40 Tiere. Ihre Vermehrung in Grenzen zu halten, ist Sache der Jäger. Der Langenhainer Jagdpächter sei allerdings derzeit gar nicht im Lande, ärgert sich der Landwirt. Ein Versuch, ihn telefonisch zu erreichen, bleibt tatsächlich ohne Erfolg, die Rückrufbitte unbeantwortet. Kreislandwirt Jürgen Pauly macht die Rechtslage klar. Für Schäden, die Landwirten durch Wild entstehen, könnten die Jagdpächter zur Kasse gebeten werden. Das sei aber keine angenehme Sache.

Löw hat auch ein gewisses Verständnis für die Probleme der Jäger. Da im Wald mittlerweile „Tag und Nacht Betrieb“ sei, Jogger oder Mountainbiker auch zu später Stunde oder sehr früh am Morgen unterwegs seien, sähen sich die Jäger immer mehr in ihren Möglichkeiten eingeschränkt. Die Sorge sei groß, jemanden unbeabsichtigt zu verletzen. Er fürchtet zudem, dass die Abschusszahlen nicht der derzeitigen Entwicklung entsprechen und einfach zu gering sind.

Die Landwirte tun von sich aus schon einiges, um ihre Ernten zu schützen. Jürgen Pauly meint, beim ebenfalls als Futter beliebten Weizen helfe in waldnahen Bereichen der Anbau von Züchtungen mit kurzen Grannen. Denn die piksen unangenehm, was den Wutzen so gar nicht schmeckt . . .

Extra: Das Schwarzwild wagt sich sogar bis in die Großstadt

Wildschweine sind Allesfresser. Verstärkt haben sie sich in den vergangenen Jahren immer mehr in die Nähe der Menschen getraut. In Berlin filmten Kameras Wildschweine sogar nachts mitten in der Stadt, wo sie unter anderem Müll fraßen. Immer wieder gibt es auch Ärger, weil die Tiere in Hausgärten eindringen und deren Boden auf der Suche nach Nahrung durchwühlen. Das Aufbrechen des Bodens ist typisch für die Tiere. Gefrorene Böden oder hohe Schneedecken machen ihnen das Überleben schwerer. Wohl fühlt sich das sogenannte Schwarzwild in Mischwäldern mit vielen Eichen und Buchen, wie es sie auf Hofheimer Gemarkung gibt. Hier finden die Tiere, die in Rotten auftreten, Deckung und reichlich Nahrung.

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