Ikea verbaut 55 Millionen Euro in Zentrale in Wallau

Bei Ikea in Wallau wird im großen Stil gebaut. Das Unternehmen orientiert sich zwar neu, aber am Standort Wallau als Deutschland-Zentrale wird nicht gerüttelt.
55 Millionen Euro verbaut der schwedische Möbelkonzern Ikea an seinem Standort in Wallau, zweifellos eine gewaltige Summe. So viel Geld für neue Büros und mehr Lagerflächen, fragen sich sicher Kunden, die nur einen schnellen Blick auf die Baustelle werfen. Nimmt man das Gelände aber genauer in Augenschein, dann wird klar, dass es sich um ein Großprojekt handelt, nicht nur was die Investitionssumme angeht. Dafür spricht auch, dass noch eine ganze Weile gebaut werden soll. Erst im Jahre 2020 solle alles fertig werden, berichtet Chantal Gilsdorf von der Pressestelle des Unternehmens.
Es wird schon einige Monate gearbeitet in Wallau. Im vergangenen Jahr wurde ein alter Bürotrakt abgerissen und ein neuer auf das Dach des Einrichtungshauses gebaut. Anstelle des alten Bürotraktes zwischen Markt, Umgehungsstraße und Parkdeck entstehen größere Lagerflächen, anschließend werden auf das Dach des neuen Lagers weitere Büros gebaut. Abschließend sollen noch ältere Büros saniert werden. In Wallau befindet sich bekanntlich die Deutschland-Zentrale des Unternehmens, dies erklärt die große Zahl der Büroflächen dort.
„Das Haus stößt schon seit einiger Zeit an seine Grenzen“, berichtet Gilsdorf. Mehr Lagerplatz wird gebraucht, damit mehr Produkte in Wallau vorrätig gehalten werden können und so die Lieferzeiten für bestellte Waren kürzer werden. In Zeiten, in denen die Kunden auf immer kürzere Lieferzeiten Wert legen, ist das wichtig. Mehr Platz soll es auch im Selbstbedienungsbereich geben – dort holen die Kunden die Möbel verpackt aus dem Regal, die sie in der Ausstellung ausgesucht haben. Bemerkbar machen soll sich der Umbau für die Kunden durch eine modernisierte Optik an den Kassen und dort, wo die Serviceangebote untergebracht sind.
Mit der Neuorientierung des Konzerns und dem Internetgeschäft haben die aktuellen Investitionen nichts zu tun. Bekanntlich möchte Ikea neuerdings Filialen in großen Innenstädten eröffnen, für die Kunden, die kein Auto haben, und Ikea-Produkte dort bestellen möchten. Sie und auch Bestellungen über das Internet werden derzeit von einem großen Lager in Dortmund aus bedient. Ein Standort für ein solches Logistik-Zentrum im Rhein-Main-Gebiet werde zwar gerade gesucht, berichtet Gilsdorf. Wallau aber kommt aus Platzgründen nicht in Frage, auch wenn die Lage an der Kreuzung zweier Autobahnen mitten im Ballungsraum sehr günstig ist.
Feuchter Untergrund
Zurück zur aktuellen Baustelle. Dort werden gerade Löcher gebohrt, rund einen Meter stark und mehrere Meter tief in die Erde hinein. Nebenan werden Konstruktionen aus Bewehrungsstahl vorbereitet, die genau in diese Löcher passen. Anschließend kommen die Betontransporter, und die Löcher werden ausgegossen. So entstehen Bohrpfähle, auf denen der Neubau ruht und trotz des bekannt feuchten Untergrundes dort nicht einsinken kann. Einige Bohrpfähle sind schon gegossen, andere werden gerade erst ausgeschachtet. Nebenan werden weitere Vorbereitungen für die Fundamente getroffen, noch ein paar Meter weiter sind noch Erdarbeiten im Gange. In die Höhe wachsen wird das neue Gebäude erst, wenn das Fundament fertig ist.
Besondere Herausforderungen über das übliche Baustellengeschehen hinaus gebe es nicht, so Gilsdorf. Bereits vor einem Jahr allerdings hatte es ein Problem mit dem amerikanischen Militärflugplatz in Erbenheim gegeben. Die Befürchtung wurde laut, dass startende oder landende Flugzeuge mit den Baukränen kollidieren könnten.
Stark ausgeleuchtet
Dies hat dazu geführt, dass die Kräne am Morgen abgesenkt und abends wieder in die Höhe gefahren wurden. Transporte mit den Kränen wurden daraufhin nachts vorgenommen, entsprechend stark war die Baustelle jeweils ausgeleuchtet. Momentan sind diese Manöver nicht notwendig, gearbeitet wird auf dem natürlichen Geländeniveau.
Weitere Bauvorhaben am Standort Wallau seien derzeit nicht geplant, lässt die Pressestelle noch wissen. Das Einrichtungshaus in dem Hofheimer Stadtteil wurde 1977 eröffnet, 1984 brannte Ikea in Wallau völlig nieder. Der Sachschaden wurde auf umgerechnet 35 Millionen Euro geschätzt, es folgte ein vollständiger Neuaufbau. Der wurde auch nicht viel älter als sein Vorgänger, kurz nach der Jahrtausendwende gab es erneut einen kompletten Neuaufbau. Danach entstanden auf dem Gelände noch Fachmärkte für Spielwaren, Sportartikel und Elektro.