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Kelkheim: „Geisterhaus“ soll offene Anlaufstelle werden

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Kontraste in der Stadtmitte: links das heruntergekommene Geisterhaus, rechts das moderne Gesundheitszentrum.
Kontraste in der Stadtmitte: links das heruntergekommene Geisterhaus, rechts das moderne Gesundheitszentrum. © wein

Nutzung für Archiv oder als „Infobüro“ geplant

Kelkheim. Die Stadt habe das Zentrum für zig Millionen Euro neu gestaltet und saniert, die Neue Stadtmitte und das Ärztehaus geschaffen. Die Privatleute an der Hauptstraße hätten viele Häuser saniert. Und dann stehe da ausgerechnet am „Eingang“ der alten Kelkheimer Verkehrsader ein Schandfleck. „Das können wir uns nicht erlauben“, macht Bürgermeister Albrecht Kündiger deutlich. Daher hat die Stadt das so genannte „Geisterhaus“ oder „Gespensterhaus“ gleich hinter dem Parkplatz des Gesundheitszentrums Ende 2020 gekauft. Rund 40 000 Euro standen dafür im Haushalt bereit. Ziel ist es, das Gebäude zu sanieren, damit es die Bürger und Gäste angemessen im Ort „empfängt“.

Kooperation mit Sanierungsbüro

Lange war es nun nach außen „gespenstisch“ ruhig um das Haus, das seinen Namen von den Geisterbildern an der Fassade bekommen hat. Nun aber berichtet der Rathauschef auf Anfrage, was dort geplant ist. Im hinteren Wohnbereich seien derzeit noch Flüchtlinge untergebracht. Mittelfristig sei aber eine komplett öffentliche Nutzung angedacht, so Kündiger. Denn ein Teil des Stadtarchivs soll hierhin umziehen. Im vorderen Fachwerkbau könnte auch die Archivverwaltung einen Raum bekommen, Stadtarchivar Julian Wirth dort Sprechstunden anbieten. Derzeit passiert dies beengt im Bürgerhaus Fischbach, wo auch ein Teil des Archivs beheimatet ist. Ebenso im Rathaus und im Feuerwehrhaus Kelkheim. Diese Standorte sollen laut Kündiger aber bleiben.

Vorgesehen sei in jedem Fall eine Nutzung „für öffentliche Zwecke“, formuliert es der Bürgermister, könnte sich auch eine Art „Infobüro“ Kelkheims vorstellen. „Wir wollen Stadtgeschichte transparenter machen.“ Die Kommune arbeite hier inzwischen mit einem Büro für Fachwerk-Sanierungen zusammen und kooperiere eng mit dem Denkmalschutz. Die nächsten Schritte sind die Vorbereitung einer Baugenehmigung mit einer genauen Kostenschätzung. Kündiger rechnet hier schon mit einem Betrag um oder über 200 000 Euro. Denn das Haus sei „in keinem guten Zustand“.

Die Kommune setzt aber auf Zuschüsse von Land und Bund, denn des Gebäude liegt im Bereich des Stadtkernsanierungsprogramms. Das soll schon seit einiger Zeit auslaufen, wie die Stadt immer wieder ankündigte. Laut dem Bürgermeister sollte die Verwaltung das Projekt daher „so schnell wie möglich umsetzen“. Entscheiden muss über Konzept und Kosten am Ende aber die Stadtverordnetenversammlung.

In der Nähe des Untertors wurde im Jahr 1730 das Haus Hauptstraße 49 gebaut. Es markiert heute das erste Gebäude hinter dem südlichen Zugang zum alten Dorf. Die Fachwerk-Konstruktion verschwand im Laufe der Jahre hinter einer Putzfassade.

Holz wurde 1730 verbaut

Bauuntersuchungen des Landesamts für Denkmalschutz Hessen in den Jahren 2009 und 2011 ermittelten, dass dieses Gebäude aus zwei Fällungen stammt, in den Wintermonaten 1728 und 1729 geschlagen wurde. Verbaut wurde es 1730. Das Anwesen hat untypische Proportionen und eine besondere Aufteilung in ein Wohn- und Scheunenhaus. Es vereinte eine Vielzahl von Funktionen: einen Handwerksraum im Erdgeschoss, eine Küche und Stube im Obergeschoss. Die Schlafkammern waren im Dachgeschoss. Rückwärtig schloss sich die Scheune mit Tenne, Keller und Ställen, die 1934 für den Bau eines neuen Wohnhauses abgerissen wurde, an.

Programm für weiteren Ortsteil?

Die Stadt will dieses Projekt auf jeden Fall noch im Sanierungsprogramm unterbringen. Danach würde sie laut Kündiger versuchen, einen anderen Ortskern in eine Förderung zu bekommen. Entsprechende Anträge werden vorbereitet. Die große Frage hier aber ist, welcher Stadtteil es sein wird. Sowohl für Münster als auch für Fischbach wurde großes Interesse angemeldet. „Beides werden wir nicht genehmigt kriegen“, weiß der Bürgermeister, fügt aber seine Tendenz durchaus an: Fischbach hätte eine Auffrischung im Zentrum „dringend nötig“. Aber auch das müsse letztlich die Politik entscheiden.

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