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Diese Baustelle nervt die Geschäftsleute

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Von: Frank Weiner

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In der Hauptstraße wird wieder gebuddelt ? die Firmen arbeiten sich von der Einmündung Mühlstraße bis zur Neuen Stadtmitte durch.
In der Hauptstraße wird wieder gebuddelt ? die Firmen arbeiten sich von der Einmündung Mühlstraße bis zur Neuen Stadtmitte durch. © Knapp

Im Oktober hat die Umgestaltung der Hauptstraße zu einem verkehrsberuhigten Bereich begonnen. Nach eine längeren Weihnachtspause geht es nun weiter. Die Ladeninhaber üben sich in Durchhalteparolen.

„Ganz schlecht.“ „Wir merken das schon.“ „Dramatisch.“ „Ich hätte den Laden nicht genommen.“ Vier Aussagen von Geschäftsleuten, die ihren Betrieb an der Hauptstraße haben. Da, wo Bagger und Baumaterial jetzt wieder das Bild bestimmen. Mehr als einen Monat war Pause bei der Umgestaltung der Hauptstraße. Die Ladeninhaber verzeichnen schlechtere Umsätze. Es wird auch schon über erste Konsequenzen nachgedacht.

„Wir überlegen jetzt, mittags komplett zu zulassen“, sagt Salvatore Benllomo von der Trattoria „da Toto“, der das Lokal seit zweieinhalb Jahren führt. Gerade habe der Aufbau des Restaurants Früchte getragen – nun der Rückschlag. Mal mache er 20 Euro Umsatz beim Mittagstisch, mal etwas mehr, mal gar nichts, erzählt der Firmenchef offen. Er kritisiert auch die Beschilderung und Ankündigung. Von einer Sperrung war die Rede, „doch die Straße war nie richtig zu“, sagt Benllomo. Dass die Hauptstraße dicht ist, sei aber in den Köpfen der Leute so drin. Und dann der Dreck: Die Hauswand werde verschmutzt durch die Löcher voller Dreckwasser. „Das spritzt sogar bis zum Fenster hoch. Cool bleiben kann man da nicht.“ Er hofft, dass der Umbau schnell geht. Der neue verkehrsberuhigte Bereich mit Betonpflaster und ohne Bürgersteig mehr, werde „bestimmt gut aussehen – eine Flaniermeile wird das aber nicht geben“, sagt Benllomo. „Ich hätte nicht gedacht, dass es so schwierig für uns wird.“

Lob für die Arbeiter

Ähnlich frustriert äußert sich Stipe Rogulj, der Chef des Gasthauses „Zum Löwen“. Die Umsätze seien mit Beginn der Baustelle Ende Oktober nicht mehr so gut. Auch er merke den schlechten Besuch des Mittagstischs, gerade Senioren würden die Baustelle meiden. Mit einem Hinweis an der Ecke zum Mittelweg weist der „Löwe“ auf Parkplätze im Hof hin – doch das fruchtet nicht wirklich. „Da muss ich einfach durch“, trägt Rogulj die Situation mit Fassung und freut sich auf eine dann schöne Straße. Zufrieden ist er mit dem Bauarbeitern, die einen guten Job machen.

Nicht so gut zu sprechen auf die Baufirma ist Satpal Singh von der Pizzeria schräg gegenüber. Sein Werbeschild sei wohl im Zuge der Arbeiten beschädigt worden, weiß er. Nun sei „keiner verantwortlich“. Auch die Umsätze betrüben den jungen Mann, der seit sechs Monaten hier ist. Normalerweise habe er bis zu 30 Abholer im Lieferservice, zuletzt seien es fast Null gewesen. Singh hofft aber noch auf die neue Hauptstraße: „Vielleicht haben wir dann mehr Fußgänger.“

Machtlos

Der Chef der Änderungsschneiderei, der seinen Namen nicht lesen möchte, stimmt in den trüben Chor mit ein. Normalerweise seien seine Ständer voll mit Kleidung, zeigt er auf Lücken im Geschäft. „Ein bisschen weniger ist das schon.“ Ärgerlich findet er den Dreck, der immer wieder in den Laden getragen wird. „Da kann man nichts machen“, weiß er längst.

So ähnlich fällt die Bilanz der ersten Monate auch bei Michael Günther aus, der ein Geschäft für Tiernahrung betreibt. Die Umsatzeinbußen beziffert er auf „die Hälfte weniger“, sagt aber auch: „Wenn die Kunden nach der Baustelle wiederkommen, ist es ja gut.“ Günther hat allerdings Sorge, dass sie nun zum Internet abwandern. Ein Lob gibt es für die Bauarbeiter: „Die geben sich richtig Mühe.“ Als der Laster mit Katzenstreu nicht anfahren konnte, da haben die Arbeit die Säcke mit dem Bagger angeliefert. „Und die sind hier weg, da war nicht ein einziges Loch“, sagt Günther. Während der Winterpause haben sich aber wieder Krater gebildet. Wer durchfährt, befördert das Spritzwasser an die Hauswände. Immerhin habe Bürgermeister Albrecht Kündiger vorbeigeschaut, um sich nach den Sorgen der Geschäfts zu erkundigen. Günther kann sich gut vorstellen, dass mit Hilfe von Fördergeldern „ein schönes Sträßchen draus wird“ – sagt aber: „Ich wage es zu bezweifeln, dass es sich für den Einzelhandel positiv auswirkt.“

Ruhe unter Nachbarn

Die privaten Anwohner der Hauptstraße wiederum sehen die Arbeiten weniger kritisch. Zumindest haben die beiden Nachbarn, die gerade aus dem Dachfenster schauen, hier keinen großen Ärger wahrgenommen. Sie können aber mit den Einzelhändlern mitfühlen: „Für die Geschäfte ist es doof.“

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