Eine Anlaufstelle für Familien in Not

Kochen, einkaufen, spazieren gehen – die Kelkheimerin Erika Hofmann erzählt, wie die Hilfe des Notmütterdienstes aussieht.
Mit Geschäftsstellen in Frankfurt, Hamburg, Berlin und, seit vergangenem Sommer, in Köln ist der Notmütterdienst bundesweit gut vernetzt. Doch gerade im Main-Taunus-Kreis ist die Einrichtung vielen noch unbekannt. „Aktuell haben wir im näheren Umkreis 17 laufende Einsätze“, erklärt Geschäftsführerin Ingrid Damian. Zum Vergleich: Insgesamt kümmert man sich in der Regel bundesweit um 200 bis 300 laufende Fälle. Um für die Einrichtung ein wenig Werbung zu machen und etwas Aufklärungsarbeit zu leisten, schaute Damian nun beim Seniorennachmittag der Paulusgemeinde vorbei.
Die Gründer
Gedacht war der Notmütterdienst zur Gründungszeit 1969 als Unterstützung für Familien in Notsituationen. Die Gründer, das Ehepaar Hesser, gerieten selbst in solch eine Notsituation, als Alois Hesser krankheitsbedingt längere Zeit in Kliniken verbrachte. „Großeltern oder sonstige Verwandtschaft gab es nicht“, erinnert sich Ingrid Damian, Tochter von Charlotte und Alois Hesser. Die Mutter pendelte daher zwischen Klinik und Heim, wo sie sich um Ingrid Damian und ihre zwei Geschwister kümmerte. „Mein Vater hatte daher die Idee, dass man eine Einrichtung ins Leben rufen müsste, die bundesweit Familien in solchen Fällen unterstützen kann“, erklärt Ingrid Damian. Neben der Familienhilfe gehört heute auch die Seniorenbetreuung zum Einsatzfeld des Notmütterdienstes.
Bei der Gründung hatte das Ehepaar Hesser auch gleich eine klare Vorstellung vom Typus der Notmutter. „Es wurde vor allem an Frauen im fortgeschrittenen Alter gedacht, deren Kinder bereits aus dem Hause sind“, erklärt Damian. Als „ideale Notmutter“ beschreibt sie daher Erika Hofmann. Die Kelkheimerin engagiert sich seit zweieinhalb Jahren für die gemeinnützige Einrichtung. „Meine drei Kinder sind alle um die 50 und damit schon ganz schön lange aus dem Haus“, erklärt die Notmutter, die durch eine Bekannte von der Einrichtung erfuhr. „Zunächst habe ich einer Seniorin aus Zeilsheim geholfen“, berichtet Hofmann, „an drei Tagen in der Woche habe ich etwa mittags für sie gekocht, Einkäufe erledigt, war mit ihr spazieren und habe vor allem Dingen mit ihr gesprochen.“ Gerade der Kontakt zu der Dame war wichtig, merkte Hofmann doch, wie sie mit jedem Gespräch auftaute.
Der nächste Einsatz ergab sich bei einer werdenden Mutter, die von ihrem Arzt aufgrund einer Risikoschwangerschaft zur extremen Ruhe aufgefordert wurde. „Sie konnte daher gar nichts mehr im Haushalt machen“, berichtet Hofmann, die der Frau dann unter die Arme griff. „Richtig schön aneinander gewöhnt“ habe man sich, bis eines Morgens Hofmann ein überraschender Anruf ereilte. „Da hieß es dann, dass Baby sei schon da“, erklärt die Notmutter – folglich ging es weiter zum nächsten Einsatz. Aktuell betreut Hofmann eine Seniorin aus Kelkheim, die nach einem Schlaganfall auf Hilfe angewiesen ist.
Wer trägt die Kosten?
Wer selbst Hilfe benötigt oder gar welche anbieten möchte, bekommt im Frankfurter Büro des Notmütterdienstes unter der Telefonnummer (069) 95 10 33-0 ausführliche Informationen. Dort wird dann auch geklärt, ob es für den jeweiligen Fall einen Kostenträger gibt. „In der Regel gibt es immer einen“, sagt Ingrid Damian, „wir haben Kooperationsverträge mit sämtlichen Krankenkassen und arbeiten eng mit der Stadt Frankfurt zusammen.“ Seit nunmehr 45 Jahren können die Notmütter so Familien in Notlagen unterstützen.