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Fischbach: Sie entfachen neues Feuer im alten Schloss

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Kamin-Knistern: Generalmanager Philipp Guitton und Geschäftsführerin Valeska Benner.
Kamin-Knistern: Generalmanager Philipp Guitton und Geschäftsführerin Valeska Benner. © privat

Hotel am Rettershof hat vielseitige Pächter, erfahrenen Manager und neue Ideen - Wellness-Ausbau ein Thema

Fischbach. Inspektor Watson von Scotland Yard braucht Hilfe bei der Aufklärung eines kuriosen Mordes an einem exzentrischen schottischen Lord. Es gilt, den Fall aufzurollen und dem Täter durch Kombinieren auf die Schliche zu kommen. Das Schlosshotel Rettershof bietet zwar die passende Kulisse für dieses Verbrechen an dem Adligen - doch zum Glück handelt es sich „nur“ um Theater. Im Stück „Das tödliche Vermächtnis“ sind die Gäste im Restaurant „Retter’s“ auf dem städtischen Gut bei Fischbach mittendrin in einem Krimi-Dinner.

Brunch, Musik und Krimi-Dinner

Die Premiere sei jetzt ausverkauft gewesen und sehr erfolgreich gelaufen, berichten Geschäftsführerin Valeska Benner und Generalmanager Philipp Guitton. Das Duo hält seit vergangenem Spätsommer die Fäden im Schlosshotel in der Hand und sitzt nun entspannt im Restaurant mit dieser Zeitung zusammen. Was tut sich hier oben im Wald zwischen Kelkheim und Schneidhain? Welche Konzepte hat die vielfältig aufgestellte Benner Holding (Schuhgeschäfte, Immobilien, Agrar, Energie, Gastronomie) in Wiesbaden als neue Pächterin geplant? Wie sehen sie nach der Übernahme von Daniela Schwarz und Hans-Jürgen Laumeister hier ihre Perspektiven?

In jedem Fall schon langfristig, betont Valeska Benner, die Geschäftsführerin ist. „Das Haus passt in unser Portfolio.“ Sie und ihr Mann Dominik seien „aus persönlicher Überzeugung“ eingestiegen“. Bei einem größeren Investment „muss man sich selbst hier wohlfühlen“. Das tut die neue Schlosschefin allemal. Das sei ein „Haus mit Flair, mit Stil, einfach zeitlos“. Hier müsse das Team nicht „einem Trend hinterherlaufen“, könne an einem Grundkonzept festhalten.

Für Benner, Guitton und Co. ist dies ein „Genuss mit allen Sinnen“. Das Schloss biete ja quasi die Vorlage für die Umsetzung, findet Benner, für „Kunst, Kultur, gutes Essen“. Natürlich gibt es weiterhin das gehobene Fünf-Gänge-Menü, aber ebenso für Ausflügler draußen Essen und Getränke. Guitton, der Koch gelernt und schon in vielen renommierten Häusern der Welt im Hotelfach Erfahrungen gesammelt hat, will das ganze Ensemble bespielen. Durch sein Engagement in Wiesbaden bestand der Kontakt zu den Benners, die dort das „Benner’s Bistronomie“ im Kurhaus betreiben - zudem in Frankfurt das „Cron am Hafen“ und die „Focacceria“. Er habe das Schlosshotel vorher nicht gekannt, sei aber bei seinem ersten Besuch „richtig geflashed“ gewesen, erzählt der Manager.

So sprudelt das Duo mit seinen rund 25 Mitarbeitern nun vor Ideen, hat einige bereits umgesetzt. Der Brunch sonntags und jetzt an Ostern ist ein aktueller Baustein, außerdem die Violinenkonzerte mit der Musikerin Natascha Naon. Sie ist schon mit José Carreras, Robbie Williams oder David Garrett aufgetreten und wird rund um die Menü-Gänge im Restaurant mit musikalischen Einlagen aus Klassik, Rock und Pop überraschen. „Sehr offen“, so Benner, sind die Pächter auch für größere Konzerte auf dem Areal. Im Rahmen des Kelkheimer Kultursommers soll am 2. Juli die bekannte Sängerin Joy Denalane vor bis zu 500 Gästen auftreten. Das Rheingau-Musik-Festival ist dieses Jahr zu Gast unten im Gutshof, die „Schlossherren“ stehen aber einem Ausbau dieses Programms auch in ihrem Garten sehr aufgeschlossen gegenüber.

„Das Haus ist wie eine alte Diva“

Kurzfristig wiederum wird es in diesem Jahr weitere Krimi-Dinner geben, im Mai donnerstags das Format „BBQ & Beats“ mit Livemusik und Leckereien auf der unteren Terrasse. Bekannt ist das Schloss längst als Haus für Tagungen, Hochzeiten, andere Familienfeiern. An diesem Schwerpunkt soll sich für Guitton und Benner nichts ändern. Doch sie sehen die Herausforderungen am Markt. Tagesgäste kehren nach der Pandemie-Zwangspause zum Netzwerken wieder zurück.

Personal für den Betrieb sei aber schwer zu finden, das Schlosshotel will daher jedes Jahr einen Koch und eine Hotelfachkraft ausbilden. Für das Team wird in Fischbach inzwischen ein eigenes Mitarbeiterhaus in guter Erreichbarkeit angeboten. Personell und beim Thema Finanzen sind Synergien mit dem Kurhaus in Wiesbaden zu nutzen, betont das Duo. Mit Markus Krieg haben sie seit wenigen Wochen auch einen renommierten Chefkoch eingestellt, der unter anderem in der Landeshauptstadt den renommierten „Ball des Sports“ gemanagt hat.

Sehr zufrieden sind die beiden „Regisseure“ über den Kontakt mit der Stadt und deren Rettershof GmbH als Ansprechpartner. Diesem Team liege das Schmuckstück Kelkheims ebenfalls sehr am Herzen, wissen sie. Wie bei einem historischen Kulturdenkmal üblich, sei aber doch einiges zu tun. „Das Haus ist wie eine alte Diva, da gehört es dazu, dass es knarzt und knirscht“, findet Benner. Modernisierungen hat aber die Stadt mit auf dem Schirm - zum Beispiel beim Thema Energieversorgung (Text rechts).

Das Hotel will das Schloss-Duo gerne auch zeitgemäßer aufstellen. Der bisherige Wellnessbereich im Keller sei das allerdings derzeit nicht, weiß Benner. Sie könnte sich ein solches Angebot mit Sauna und kleinem Badeteich sehr gut im Freien vorstellen. Um „langfristig zukunftsfähig“ zu sein, wollen die Pächter zusammen mit der Stadt hier gerne aktiv werden. Ein Thema mit deutlich mehr zeitlicher Distanz indes ist eine Hotelerweiterung. Auch wenn Experte Guitton einräumt, dass 34 Zimmer (alles Doppelzimmer) und die eine Suite in der Größenordnung schwer wirtschaftlich zu betreiben seien. Dafür seien 70 Räume so eine allgemeine Kenngröße.

Mit Angebot nicht „überkandidelt“ sein

So würde sich der Manager nun erst einmal „auf das Schloss konzentrieren“, dabei „den Rettershof mit Leben füllen“. Und in diesem Zuge keinesfalls „überkandidelt“ sein, wie Geschäftsführerin Benner ergänzt. Eine Anlaufstelle für das gehobene Fünf-Gänge-Menü ebenso wie für den Tagestourist sein und sich dabei „mit einem sehr guten Team nachhaltig aufstellen“ - so planen die „Schlossherren“ hier in Fischbach für die nächsten Jahre.

Stadt installiert Photovoltaik auf Feldscheune

„Es ist sehr gut, dass der Übergang so reibungslos gelaufen ist“, sagt Bürgermeister Albrecht Kündiger zum Pächterwechsel im Schlosshotel. Er habe auch mit Blick auf deren vielseitige Aktivitäten „absolutes Zutrauen zur Familie Benner“. Und es sei gut, dass sich Valeska Benner selbst intensiv als Geschäftsführerin kümmere - das sei „ein gutes Zeichen“, so der Aufsichtsratschef der städtischen Tochter Rettershof GmbH. Das Kontrollgremium hat jetzt getagt und laut Kündiger sowie Geschäftsführer Alexander Furtwängler eine wichtige Investition beschlossen: Auf dem Dach der Feldscheune soll eine Photovoltaikanlage installiert werden und künftig das Schlosshotel sowie die Gutsverwaltung mit Strom versorgen. Sie soll eine Leistung von knapp 60 Kilowatt Peak haben und bei Kosten im unteren sechsstelligen Bereich liegen, so Furtwängler. Es seien auch die anderen Dächer am Rettershof geprüft, aber nicht als geeignet eingestuft worden. So sei das am Schloss aus Denkmalschutz- und bei der Reithalle aus statischen Gründen schon nicht möglich. Mit dem Denkmalschutz unter der Unteren Naturschutzbehörde werde es noch Gespräche geben, kündigt Furtwängler an. Die Solarzellen seien ein erster Baustein, um das Energiekonzept moderner aufzustellen. „Wir haben da oben ja alles“, weiß der Geschäftsführer: Versorgung mit Öl, Flüssiggas und Gaseinzelöfen. Furtwängler kann sich Heizungstechnologien mit Wasserstoff vorstellen, denn Wärmepumpen seien aufgrund der alten Bausubstanz und schwieriger Dämmungen nicht die beste Variante dort.

Hier wird die GmbH noch einiges zu tun haben, während Reitbetrieb, zwei Mal Gastronomie, Landwirtschaft, Wohnungen derzeit alle gut verpachtet sind. Die Restaurants kommen laut Furtwängler nach der Pandemie„so langsam wieder in Fahrt“. Beim Schlosshotel habe er mit den Pächtern „ein sehr gutes Gefühl“. Die Benners hätten „viele neue Ideen“. Wobei der Geschäftsführer weiß, dass mit einem Ausbau des Wellness-Themas „erhebliche Investitionen“ verbunden wären. Und sagt: „Wir unterstützen sie, wo es geht.“

Eine Szene vom „Krimi-Dinner“.
Eine Szene vom „Krimi-Dinner“. © privat
Die Kutsche „begrüßt“ die Gäste.
Die Kutsche „begrüßt“ die Gäste. © wein

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