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Kelkheim: Bahn gelobt Besserung bis Mitte November

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Bald sollen alle Wassersdtoffzüge auch im Taunus fahren.
Bald sollen alle Wassersdtoffzüge auch im Taunus fahren. © oser

RB 12-Probleme Ausschuss-Thema

Kelkheim. Nach fast 90 Minuten Fragerunde und Diskussion brachte es Gianina Zimmermann (UKW) im Ausschuss für Infrastruktur auf den Punkt: Was solle sie nun den Bürgern zum Ärger mit der Regionalbahn 12 genau sagen, überlegte sie mit Blick auf die Vertreter vom Rhein-Main-Verkehrsverbund (RMV) und Start Deutschland GmbH als Betreiber der Strecke. Sie forderte zumindest, dass die Fachleute Anfang 2024 noch einmal nach Kelkheim kommen, um mit der Politik zu schauen, ob die angekündigten Veränderungen auch eingetreten sind. Darauf ließ sich ein Teil ein.

Nach einem Antrag der UKW waren die Verantwortlichen für die RB 12 nun erstmals in den Ausschuss bestellt worden. Auch einige vom ÖPNV leidgeplagte Bürger waren da. Eine Frau sagte nach der Sitzung, sie nehme seit Monaten das Auto, weil Züge ausfallen oder nicht pünktlich kommen. Gleiches berichtete UKW-Fraktionschefin Doris Salmon, die täglich nach Mainz pendelt. „Die Verkehrswende geht nur zuverlässig, wenn die Züge zuverlässig sind.“ Das sei bei ihr oft nicht der Fall. Sie nehme daher das Rad mit. Wenn der Zug ausfalle, sei die nächste Bahn oft so voll, dass sie nicht mehr mitkomme - und nach Höchst zur Anschlussbahn radele. Morgens bergab sei das noch okay, abends mit Steigung nach einem langen Arbeitstag aber kein Vergnügen, so Salmon. Sie forderte die Bahn auf, zumindest im Berufsverkehr komplett lange Züge einzusetzen.

Mit derlei Erlebnissen und Fragen wurde das Trio von der Bahn regelrecht eingedeckt. Kai Daubertshäuser, Leiter des Geschäftsbereichs Vergabe-, Qualitäts- und Infrastrukturmanagement beim RMV, schilderte die Problematik und sprach von einer „für uns außerordentlich bescheidenen Situation“. Den „schwarzen Peter“ schob er an die Firma Alstom, die im Dezember 2022 eigentlich 27 neue Fahrzeuge mit Wasserstoffantrieb habe liefern wollen. 21 Züge seien es aktuell. Daubertshäuser geht davon aus, dass bis Ende Oktober 25 da sind, die beiden fehlenden dann bis Mitte November. Die Hand dafür könne er aber nicht ins Feuer legen.

65 Mitarbeiter nötig, 69 sind aktuell da

Sie würden dann erst zum nächsten Fahrplanwechsel im Dezember auch auf der Linie RB 12 eingesetzt. Die Wasserstoffzüge sollen zudem auf den Strecken RB 11, 15 (wo sie zum bereits im Einsatz sind) und 16 fahren. So haben der RMV und Start laut Daubertshäuser mit Ersatzfahrzeugen operieren müssen, die zum Teil nur 120 statt 160 Sitze haben. Die neuen Wagen sollen in Doppeltraktion mit bis zu 320 Plätzen fahren.

Der zweite Knackpunkt: das Personal. Ende 2022 seien es noch ausreichend Zugführer gewesen, auch von Start-Vorgänger HLB seien einige gewechselt, so der RMV-Mann. Mit den Querelen gingen einige wieder. 65 Kräfte würden auf den vier Strecken gebraucht, so Max Kaiser von Start. 69 seien es inzwischen. Mit diesem Puffer komme das Unternehmen durch einen normalen Winter mit einer angenommenen Krankheitsquote von zehn Prozent. Nicht aber durch schlimmere Zeiten. Deshalb werden laut den Bahnexperten weiter Leute eingestellt, wenn möglich, und dann geschult.

„Bürger-Erfahrungen nicht kleinreden“

Die Fachleute wiesen auf Probleme der Infrastruktur hin, etwa die Sperrung der Omega-Brücke bei Griesheim, zuletzt den Gleistausch bei Liederbach. Kaiser berichtete von einem Loch am Bahnübergang in Kelkheim im September, als wegen der dringenden Reparatur 21 der 78 Züge ausfallen mussten. „Wir wollen die Negativ-Erfahrungen der Bürger nicht kleinreden“, sagte er.

Die Lage sei für die Pendler „gefühlt schlimmer“ als die Statistiken, so Jochen Ballach (UKW). Die Zahlen will der RMV nun dem Ausschuss zur Verfügung stellen. Lisa Henties (SPD) berichtete von der Angst einer Frau, die mit dem Zug häufig zu spät zur Arbeit kam und in der Probezeit Angst vor Entlassung habe. „Das geht gar nicht.“ Auch nannte sie die Informationspolitik als Problem. Verspätete oder ausgefallene Züge würden weder an den Bahnsteigen noch in der App zuverlässig angezeigt, so der Tenor.

Daubertshäuser und Kaiser räumten das Problem ein. Die Technik an den Bahnsteigen sei veraltet, der RMV versuche bereits, Informationen auf seine Automaten zu spielen. Die Übermittlung von Echtzeitdaten soll aber wohl 2024 kommen, versprachen sie. Kaiser: „Da müssen wir besser werden.“ Allein der Glaube schien so manchem Bürger und Politiker zu fehlen. Laut Ausschusschef Kalle Debus (SPD) besteht die Problematik ja nicht erst mit Einführung der Wasserstoffzüge, sondern Jahre. Klaus-Dieter Franz (UKW) fragte, wo das Risikomanagement der Bahn sei. Daubertshäuser verwies darauf, dass Alstom als Ursache der größten Probleme ja schon für den Ersatz sorgen und auch Vertragsstrafen zahlen müsse. Das so genannte „Verfügbarkeitsentgelt“ sei bereits auf Null gekürzt worden.

Eine Absage der Bahn gab es für den Wunsch nach einem Halbstundentakt am Sonntag - dafür fehle schlicht das Geld, hieß es. Auf eine Entschädigung der Bahnkunden wollte sich Daubertshäuser noch nicht einlassen: Für die noch stärker gebeutelte RB 15 soll es als Ausgleich begrenzt kostenfreies Fahren geben, für die RB 12 wolle er das Anliegen zumindest noch mal mitnehmen. Außerdem würde er im Januar zu einer Bilanz wieder in den Ausschuss kommen.

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