Kelkheim: Gemalte Hommage an den Künstlerkreis

Dimitri Vojnov verewigt seine Kollegen und zeigt 100 Bilder in neuer, großer Ausstellung.
Kelkheim. Bürgermeister Albrecht Kündiger hat die Krone auf und ist der „König“ direkt hinter dem Stadtwappen. Drumherum schart er die Mitglieder des Künstlerkreises. Marlies Pufahl und Christa Steinmetz mit ihren Skulpturen sind sofort zu erkennen, ebenso der Ex-Vorsitzende Utz Schoris und Barbara Heier-Rainer. Auch die Mitgründer Emil Stoimenoff und Hans-Uwe Hoffmann haben einen Ehrenplatz bekommen. Das mächtige Bild stammt vom Ruppertshainer Künstler Dimitri Vojnov und hat jetzt einen Sonderplatz in seiner neuen Ausstellung beim Künstlerkreis. Dort ist der 77-Jährige vor mehr als 30 Jahren Mitgründer gewesen und möchte nun etwas zurückgeben.
Was er mit dem Bild sagen wolle? Vojnov schweigt und zeigt auf das Motiv: „Ich habe alles erzählt. Das sind alles Persönlichkeiten.“ Der Maler, der aus Bulgarien stammt und seit 33 Jahren in Deutschland ist, fühlt sich im Verein gut aufgehoben. Auch wenn die Gruppierung wohl ein bisschen „verrückt“ sei, wie viele andere Kunstvereine. Vojnov kann es wissen, macht er doch zudem beim Kunstforum und „Kunstkaufhaus“ in Kelkheim sowie bei „Artlantis“ in Bad Homburg mit.
In seiner Ausstellung „Meine Lehrer, meine Musen“ geht er auf seine Vorbilder ein. Die Favoriten sind auf einem großen Bild zu erkennen: Albrecht Dürer und Vincent van Gogh blicken inspizierend über die Staffelei, an der Vojnov malt. Die Ausstellung wird am Sonntag, 19. März, um 11 Uhr im „Kunstraum 44“ an der Parkstraße 2 eröffnet. Paul Pfeffer wird begrüßen, Christina Eretier musikalisch begleiten. Beide hat Vojnov ebenso im Machwerk verewigt, an dem er einige Monate gearbeitet habe. Geöffnet ist bis zum 16. April jeweils donnerstags und samstags von 15 bis 18 Uhr und sonntags von 11 bis 18 Uhr.
Die Ausstellung umfasst genau 100 Gemälde in vielen Größen. Es sind Klassiker von Vojnov dabei wie das Mädchen mit dem Zeitungshut, Porträts seiner Vorbilder. Seinen Nachbarn, den Wirt des Lokals „Merlin“ am „Zauberberg“, hat er mit Schokoladenkuchen auf dem Kopf gemalt. Zwei Damen tragen Taschen von Gucci und Louis Vuitton auf dem Kopf, Goethe sinniert über Sinnlichkeit und Vernunft, Mozart trägt die nach ihm benannte Kugel über der Perücke. So gibt es für Besucher viel zu entdecken an den dicht behängten Wänden.
Die Produktionsmenge ist kein Wunder, wenn Vojnov erzählt. „Ich bin zu 50 Prozent Bulgare, zu 50 Prozent Deutscher, aber zu 100 Prozent Künstler. Das berührt mich.“ Das Atelier am „Zauberberg“ ist „mein Paradies - ich habe es gefunden, es hat mich gefunden“. Dort lebt der kreative Kopf, doch arbeite er täglich viele Stunden, dort sei er während der Pandemie aktiv gewesen. „In aller Ruhe konnte ich denken, phantasieren.“ Nun sei er wieder mitten im „Chaos wie früher“, ist als wohl bekanntester Künstler von Kelkheim („So sagen die Leute“) ein gefragter Mann. Im September stellt er in Zürich aus, Ausstellungen in der Pandemie ohne Vernissagen seien gute Erfolge gewesen. Ein Buch hat er 2022 auch veröffentlicht, mit Geschichten aus „meinem komischen Leben“. Unter dem Titel „Reif für Berlin“ erzählt er auch vom vergeblichen Versuch, eine Galerie in der Hauptstadt zu finden. Er sei einfach zu normal, sagten sie ihm dort. Auf den echten Vojnov, der sich als Surrealist und Perfektionist bezeichnet, trifft das glücklicherweise weniger zu.
