Kelkheim: Kantige Schafsböcke in „Schwarzlicht-Malerei“

Katja Trümper bringt eine seltene, neue Note ins „Kunstkaufhaus“ / Ehrenamtlich aktiv auch in Eppstein
Kelkheim/Lorsbach. Ein Roboter spielt Bass und leuchtet noch dazu im Dunkeln: Was in der Realität so in dieser ungewöhnlichen Dreierkombination wohl unmöglich wäre, das ist für Katja Trümper in ihrer Kunstwelt allemal machbar. Die kreative Frau aus Lorsbach, aktives und engagiertes Mitglied im „Kunstkaufhaus“ Kelkheim, hat sich der „Hard-Edge-“ und „Schwarzlicht-Malerei“ verschrieben. So konnte auch ihr „Robot“ mit dem Bass entstehen, der dank der Neonfarben unter besonderem Licht ein ganz strahlendes Bild abgibt.
Wer sich das Motiv in den Räume des Kelkheimer Vereins anschaut, der denkt zunächst vielleicht: Da sind doch nur ein paar Linien aufgeklebt. Weit gefehlt: Sie habe das alles mit Farbe aufgetragen und die Felder dafür vorher genau markiert. Bis zu 20 Schichten habe sie für jeden Bereich gebraucht, damit die Neontöne auf der üblichen Stoffleinwand auch richtig decken und im Dunkel ihre Wirkung entfalten. „Kunst ist harte Arbeit, man trainiert jeden Tag“, sagt die 40-Jährige denn auch mit Blick auf ihr sehr intensives Hobby, das vielleicht mal mehr werden kann.
Auch als Redakteurin beruflich kreativ
Trümper arbeitet als Redakteurin in einer Design-Agentur und malt schon, „seit ich einen Stift halten kann“, sagt die Lorsbacherin, die aus Kasachstan stammt und seit 1991 in Deutschland ist. Sie hätte gerne eine Ausbildung zur Malerin und Designerin gemacht, doch die Frankfurter Goethe-Universität sei damals schneller gewesen, schreibt sie in ihrem Portfolio. Also wurde es das Studium der Literatur- und Sprachwissenschaften, Kunstgeschichte und Philosophie. Doch die Kreativität habe sie selten losgelassen. Früher habe sie mehr flächiger gemalt, vor allem Porträts.
Dann hatte sie vor, sich dem Hyper-Realismus zu widmen. Ein Mufflon, das sie während einer Wanderung im Taunus entdeckte, wurde das erste Modell. Doch es im Detail genau darzustellen, es sei ihr zu aufwendig gewesen. „Und es hat mich nicht selber überrascht.“ Zu ihrem besonderen Stil kam sie über die Recherche im Internet und das eigene Experimentieren. „Das ist wirklich eine Nische, aber eine der geilsten“, schwärmt Trümper. Auch Katrin Lieske, Sprecherin im „Kunstkaufhaus“, findet die Werke sehr besonders, eben „speziell“. Bei einer Exkursion des Eppsteiner Künstlerstammtischs lernten sich beide näher kennen. Neuer, frischer Wind für den Kelkheimer Verein sei damals gesucht worden, sagt Lieske - und wurde mit Trümper gefunden.
Reduzieren auf das Wesentliche
Die findet das „Kunstkaufhaus“ und seine Mitglieder wiederum für sich sehr inspirierend. Dabei ist sie selbst nun ein ganz besonderer Akzent. Mit ihren Werken zeigt sie starke Farben und im wahrsten Wortsinn klare Kante. So entstehen 3 D-Figuren und Formen, die tatsächlich verzerrt, aber auf der 2 D-Leinwand dann schon stimmig seien. Trümper ist ein Naturmensch mit Häuschen und eigenem Nutzgarten, den vor allem ihr Partner bewirtschaftet, zwölf Hühnern und Katze. Das inspiriert sie in ihrem Motiven, die Mufflons oder Schafsböcke werden hier zum Beispiel zu geometrisch zusammengebauten Tieren, die hintereinander her jagen oder sich im Rudel in einem starken Neon-Farbmix begegnen. Über sich schreibt sie dazu: „Die Inspirationsquelle für meine Motive sind die Dinge, die mich umgeben: Leute, Landschaften, Gebäude. Diese reduziere ich dann auf das Wesentliche. Lasse sie erstarren im Moment.“ Da bleiben dann etwa vom „Base Jumper“ nur noch die Würfel des Körpers und eine angedeutete Wand übrig. Auch ihr „Wolkenschwarm“ besteht aus harten, farbigen Kuben, nicht aus zarten, weißen Dampf-Gebilden.
Meist freitags ist Maltag bei Trümper. Zudem engagiert sie sich ehrenamtlich - nicht nur im „Kunstkaufhaus“. In Eppstein hat sie an der Goldbach-Apotheke einen Stromkasten bemalt, für 2024 organisiert sie mit dem Stammtisch eine Ausstellung im Rathaus Vockenhausen. Im Waldgarten Hofheim und bei den offenen Gärten Eppstein hat sie ihre Arbeiten präsentiert. Mit einem Höchster Shop werden ihre Motive auch auf T-Shirts und Hoodies gedruckt. Und Auftragsarbeiten mache sie natürlich gerne, sagt sie mit einem Augenzwinkern. Denn die Kunst bedeutet ihr längst eine ganze Menge. Trümper, die auch handwerklich etwa beim eigenen Hausumbau sehr aktiv und kreativ ist, weiß: „Jeder Fehler ist eine Chance, irgendetwas zu entdecken, was noch nicht gesehen worden ist.“
Weihnachtszeit im „Kunstkaufhaus“
Die „Weihnachtszeit im Kunstkaufhaus“ verbindet der Verein mit einem kleinen Experiment und einem bunten Programm. Denn vor dem Fest werden nun die Öffnungszeiten erweitert. Bis zum 23. Dezember stehen die Türen an der Hauptstraße 4 mittwochs und freitags von 10 bis 13 und 15 bis 18 Uhr sowie samstags von 10 bis 16 Uhr (am 23. Dezember 10 bis 13 Uhr) offen. So könne jeder ausreichend bei kleinen und etwas größeren Geschenken fündig werden, betont Sprecherin Kathrin Lieske. Sie macht deutlich, dass das „Kunstkaufhaus“ kein klassisches Atelier sei, sondern mit dem neuen Untertitel „Concept Store“ eine Anlaufstelle mit erschwinglicher Kunst für jedermann.
Das Konzept habe sich bereits positiv ausgewirkt, weiß Lieske. Das Team sei „sehr zufrieden“, die Verkäufe seien deutlich gesteigert worden. „Wir haben mehr Laufkundschaft, die hier reinkommt.“ Die Lorsbacher Künstlerin Katja Trümper, die sich ebenfalls sehr im Verein engagiert, ergänzt: „Das Konzept ist wesentlich einladender.“
Dazu trägt sie aktuell selbst bei, da sie ihre Schwarzlicht-Malerei in einem Fenster zeigt. Dieser Bereich solle im neuen Jahr auch für alle Künstler im Verein als Präsentationsfläche genutzt werden, kündigt das Duo an. Die großen Schaufenster sollen weiterhin passend zu den Jahreszeiten thematisch bestückt werden. In den Räumen selbst hat das Team mit der Umstellung viel Platz für kleine und große Kunst gelassen. Bilder können zum Beispiel auf Kleiderbügeln angeschaut werden, um Raum zu sparen.
In der Weihnachtszeit gibt es nun auch ein Programm. Die „Kunst-Wundertüten“ werden angeboten. Gastaussteller zeigen Karfunkelstein- und Silberschmuck, Keramik und Deko-Objekte aus Büchern. Am Freitag, 24. November, von 15 bis 19 Uhr wird es eine weihnachtliche Pop-Up-Fotobox mit Anne Fey geben, wo jeder Gast eine persönliche digitale Weihnachtskarte gestalten kann. Am Freitag, 8. Dezember,um 16 Uhr liest Astrid Kemper aus „Der rote Berg“, ihren Bergmärchen in vier Sprachen: Niederländisch, Französisch, Englisch und Deutsch. Kelkheims „lebendiger Adventskalender“ macht am Mittwoch, 13. Dezember, um 18 Uhr Station im „Kunstkaufhaus“. Hier können Besucher mit den Künstlern eine Weihnachtskarte gestalten. Der Eintritt ist stets frei, Essen und Getränke gibt es jeweils. wein
