Kelkheim: UKW-Chefin will Erste Stadträtin in Kronberg werden

Doris Salmon kandidiert heute Abend - nach Rückzug eines Bewerbers ist ein Trio noch im Rennen
Kelkheim/Kronberg. Am Montag glänzte Doris Salmon beim Fischbacher Fastnachtsumzug in der Verkleidung einer Sonne. Nun hofft die Fraktionschefin der UKW, auch heute Abend wieder strahlen zu können. Denn sie ist Kandidatin bei einer besonderen Wahl in der Hochtaunus-Stadt Kronberg. In der Stadtverordnetenversammlung (19.30 Uhr, Haus Altkönig) steht die Kür des Ersten Stadtrats auf dem Programm. Es könnte auch eine Stadträtin werden, denn Salmon hat ihren Hut in den Ring geworden, wie sie auf Anfrage dieser Zeitung bestätigt.
„Ich lasse mich überraschen“
Die Ausgangslage ist interessant. „Ich lasse mich überraschen“, sagt auch die 55 Jahre alte Kelkheimerin. Es könnte in der Tat spannend werden. Amtsinhaber Robert Siedler (parteilos) sitzt dort wohl nicht mehr so fest im Sattel. Ein Bewerber hat sich zurückgezogen. Neben Salmon ist noch Heiko Wolf im Rennen, derzeit Bauamtsleiter in Dieburg. Insgesamt hatte es neun Kandidaten für den Posten neben Bürgermeister Christoph König (SPD) gegeben. Der Erste Stadtrat wird im Gegensatz zum Rathauschef vom Parlament gewählt. Die Stadtverordnetenversammlung in der Burgstadt hat 33 Sitze. Platzhirsch mit 9 Mandaten ist die CDU, gefolgt von den Grünen und der Fraktion „Kronberg für Bürger“ (KfB) mit jeweils 6, der FDP (5), der SPD (4), der Unabhängigen Bürgergemeinschaft (2) und einer fraktionslosen Vertreterin.
Dass es dort keine Koalition gibt, hat Salmon auch als Chance für ihre Bewerbung gesehen. Sie habe die Anzeige entdeckt und für sich gedacht: Als Juristin und ehrenamtliche Kommunalpolitikerin mit mehr als 25 Jahren Erfahrung wären ihre Voraussetzungen nicht so schlecht. Zudem sei Kronberg eine „tolle Stadt“, ein Engagement dort reize sie. Noch dazu, wenn sie auf den derzeitigen Zuschnitt des Amtes blickt: Der bisherige Amtsinhaber ist für Bauen, Planen, Klima- und Umweltschutz sowie Verkehr zuständig. „Das sind Themen, die auch ich ganz wichtig finde.“ Sie wolle sie „in einem Kontext bearbeiten“. So wie Salmon auch in Kelkheim in vielen Gebieten zu Hause ist und dafür aktiv im Plenum spricht - vom Haushalt über das umstrittene Museumsprojekt bis zum „Schlämmer“-Baugebiet und Anträgen gegen Versiegelung, für eine „Schwammstadt“.
Sie habe sich in allen Fraktionen präsentiert - „so, wie ich bin“. Nun seien die Stadtverordneten in Kronberg am Zug. „Bebauungspläne sind nichts Neues für mich“, sagt Salmon. Allerdings sieht sie ihre Aufgabe als Erste Stadträtin nicht darin, selbst B-Pläne aufzustellen, dazu gebe es kompetente Mitarbeiter. Sie versteht ihre Rolle als die einer Vermittlerin zwischen Politik und den Hauptamtlichen. Ein Bebauungsplan solle das „politisch Gewollte“ widerspiegeln, ist sie überzeugt. Die 55-Jährige beschreibt sich als kommunikativ und ihren Führungsstil als kooperativ. „Mit Humor geht alles besser“, ist ihre Devise. Dem heutigen Abend sieht sie mit Neugier und einer gewissen Spannung entgegen. „Meine Anreise ist kurz, kürzer als in manchen Kelkheimer Ortsteil.“
Derzeit ist davon auszugehen, dass Salmon heute Abend vor allem auf die Stimmen der Grünen zählen kann. Das bürgerliche Lager mit FDP, KfB und einer Mehrheit der CDU wird vermutlich aber Wolf wählen. Damit rückt er von einer weniger aussichtsreichen Position, die er anfangs hatte, in die Pole-Position. Das hat viel mit dem Rückzug der Bewerbung eines Kandidaten (einem Politologen) zu tun, der von Teilen der CDU favorisiert worden war, Wenn alles zu Wolfs Gunsten läuft, könnte er schon im ersten Wahlgang eine knappe Mehrheit (17 von 33 Stimmen) haben.
Tendenzen, aber weiter Spannung
SPD und UGB stehen weiterhin zu Amtsinhaber Siedler. Allerdings haben beide Fraktionen zusammen nur sechs Stimmen. Vielleicht kommen bei der Wahl noch eine oder zwei von den Christdemokraten hinzu. Das gehört zu den Unwägbarkeiten des Abends - genau wie die Anzahl abwesender Stadtverordneter oder die von Enthaltungen.
Und somit bleibt es spannend. Auch wie es im Fall einer Wahl Salmons mit ihrem wichtigen Ehrenamt in Kelkheim weitergeht. Das könne sehr wohl beides laufen, betont sie, lässt sie aber diese Zukunft noch offen. Fünf Jahre lang hatte sie die UKW sogar als größte Fraktion im Parlament allein geführt. Seit 2021 hat sie Maximilian Alter an ihrer Seite. Ambitionen für ein Hauptamt sind Salmon nicht ganz fremd. 2009 trat sie bei der Bürgermeisterwahl in Kelkheim an, hatte gegen Amtsinhaber Thomas Horn (CDU) aber keine Chance. Hinter seinen 58,8 Prozent kam sie mit 22,7 Prozent aber auf Rang zwei vor der SPD-Bewerberin Anika Janas (18,7).