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Münster: In der Herzenssache viel Gutes tun

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Hundefreunde: Selina Klös war ein Jahr FÖJ-Kraft im Tierheim, Zoe Schmidt (li.) übernimmt.
Hundefreunde: Selina Klös war ein Jahr FÖJ-Kraft im Tierheim, Zoe Schmidt (li.) übernimmt. © wein

Selina Klös übergibt an Zoe Schmidt: Tierheim hat erstmals ein Freiwilliges Ökologisches Jahr angeboten.

Münster. Natürlich hält Selina Klös die Leckerlis in der Hand. Deshalb wird sie gerade von vier Hunden umringt. Doch das ist nicht der einzige Grund: Die Vierbeiner haben längst Zutrauen gefasst zu dem Zweibeiner, Selina ist ihnen bekannt, fast täglich ihre Begleiterin. Und so bereitet es der 20-Jährigen auch keine Mühe, mal einige Hunde für ein Foto mit Hilfe des kleinen Fresschens zwischendurch zusammenzutrommeln. Es ist sofort zu sehen: Selina geht in ihrer Aufgabe auf.

Doch nun ist Schluss, die Kriftelerin hat hier ihr Freiwilliges Ökologisches Jahr (FÖJ) absolviert. Das Pendant dazu, das Freiwillige Soziale Jahr, gibt es in der Region häufiger vor allem in sozialen Einrichtungen oder Vereinen. Das FÖJ hat eher Seltenheitswert und ist in den Bereichen Umweltschutz und Nachhaltigkeit angesiedelt. Das Kelkheimer Tierheim hat im Vorjahr damit Neuland betreten. Selina Klös war die erste Kraft in dieser Funktion hier am Zeilsheimer Weg - und soll nicht die letzte gewesen sein.

Auf jeden Fall etwas Soziales tun

Denn ihre Nachfolgerin ist nun zu einem weiteren Kennenlern-Termin vorbeigekommen und wird heute ihren Dienst beginnen. Zoe Schmidt ist 19, hat ihr Abitur gemacht und kommt aus Hattersheim. Sie wolle auf jeden Fall studieren, eventuell etwas mit Tieren oder im handwerklich-kreativen Bereich machen, kündigt sie an. „Es war von Anfang an klar, dass ich ein Jahr sozial arbeiten wollte“, sagt sie. Und da sie Tiere möge, habe sie sich umgeschaut. Kelkheim sei dabei eine von nur wenigen Anlaufstellen in der Region gewesen. Nach einem Hospitationstag war klar: Es passt für beide Seiten. Und wenn sie am Ende wisse, dass sie beruflich dann doch nichts mit Tieren machen wolle, habe sich das auch schon gelohnt, betont Zoe.

Im Verein offene Tür eingerannt

Für Selina, die ein Pferd, eine Katze und ein Kaninchen privat hat, ist hingegen klar: Tiere werden weiterhin eine ihrer Leidenschaften bleiben - beruflich ist das offen. Aber sie wolle sich gerne im Kelkheimer Tierheim weiter ehrenamtlich engagieren. Denn die FÖJ-Kraft weiß: Es gibt hier eine Menge zu tun, auch immer neue Aufgaben. Da das Tierheim auf Spenden und Hilfen mehr denn je angewiesen ist, seien Ehrenamtler eine wichtige Säule.

Und durch eine gemeinsame „Eingebung“ ist es nun neben dem Jahrespraktikum auch das FÖJ. Selina kam in Sachen Studium damals noch nicht zum Zuge und bei der Suche nach einer sinnvollen Tätigkeit schnell auf den Bereich Tiere. Als sie beim Tierschutzverein und dessen Vorsitzenden Mark Bojko anfragte, rannte sie eine offene Tür ein. Denn das Team habe ebenfalls über die Initiative eines FÖJ nachgedacht. So wurden mit der Diakonie ein notwendiger Träger für die Premiere gefunden und alle Formalitäten gemeinsam gestemmt. Selina freut sich, dass es „gut zusammen passt“ und hatte auch viel Spaß bei ihrer Arbeit.

„Man kriegt hier extrem viel anvertraut“, betont sie. Natürlich steht die tägliche Arbeit mit den Tieren im Mittelpunkt, hier entlastete sie Hausleiterin Nadine Bahr. Aber dann unterstützte sie bei der Büroarbeit, bei Fahrten zum Tierarzt, zuletzt auch beim großen zweitägigen Sommerfest. Und der Verein hat der FÖJ-Kraft die Betreuung der Patenschaften anvertraut. Bürger, die Tiere konkret finanziell unterstützen, bekommen von ihr nun regelmäßig Entwicklungsberichte ihrer Schützlinge. Einmal ist Selina auch bis nach Bad Hersfeld gefahren, um einen im Tierheim abgegebenen Hund zu seinem Züchter zurückzubringen. Besonders ins Herz geschlossen hatte sie Deutsch-Drahthaar-Mix Brodo, der aber in Kelkheim keine neue Familie fand und nun im Sulzbacher Tierheim ist.

Die DNA der Einrichtung hat die besondere Helferin längst verinnerlicht. „Die Tiere sollen alle möglichst schnell ein möglichst schönes Zuhause finden können“, bringt es Selina auf den Punkt. Deshalb begleiten die auf die Hunde, Katzen und Nager spezialisierten Vermittler den Prozess ganz nah. „Wir schauen schon, ob es passt.“ Es würden dabei auch Tipps fürs weitere Wohlfühlen im neuen Zuhause gegeben.

Selina Klös kennt sich längst aus und betont: „Man muss sich das schon gut überlegen.“ Denn ein Tier könne gut 15 Jahre an der Seite des Menschen sein, „der Besitzer ist seine ganze Welt“. Laufe etwas nicht, lande der Vierbeiner in einem Heim, „dann bricht eine Welt zusammen“. Zudem müssten immer die Kosten bedacht werden - in Zeiten oft knapperer Kassen sei ein nicht günstiges Tier eine zusätzliche Belastung, betont Selina.

Ihr FÖJ möchte sie keinesfalls missen. Sie hat schon in Kelkheim viel erlebt und gelernt. Zudem hat sie bei einigen externen Seminaren auch andere Themen mitgenommen, sei zum Beispiel über Gleichberechtigung oder Jagd gesprochen worden, habe Exkursionen gegeben. Sie jedenfalls könne das FÖJ empfehlen.

Mehr als nur die Tier-Vermittlung

Und Vorsitzender Bojko natürlich auch. „Das passt schon“, sagt er entspannt. Vor allem solle die Initiative ein Beitrag des Tierschutzvereins sein, „etwas zurückzugeben an die Gesellschaft“. Schließlich sei das Heim in die Strukturen der Kommunen „gut eingebunden“. Auf der anderen Seite seien die Aufgaben und Herausforderung „exponentiell gewachsen“. Es sei eben nicht nur mit der Vermittlung von Tieren getan, „wir tanzen auf vielen Bällen“, weiß Bojko. „Dazu brauchen wir die Manpower.“ Und eine junge Frau hat nun ein Jahr lang nicht nur ihre Leidenschaft für Tiere pflegen, sondern auch die Mannschaft mit viel Einsatz und Herz unterstützen können.

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