Münster: Turmfalke und Co. freut’s: Es wird nur „Vor dem Schlämmer“ gebaut

Parlament beschließt neues Konzept zwar einstimmig, verteilt aber zum Finale „schwarze Peter“ / 34 Einheiten weniger entstehen
Münster. Während der Dauerbrenner „Museum“ vom Stadtparlament mit dem Beschluss zur Prüfung eines Ladenlokals an der Frankfurter Straße noch einmal neu aufgerollt wird, so hat die Politik für eine andere fast unendliche Geschichte nun endlich das Schlusswort geschrieben. Für das Areal „Vor dem Schlämmer“ zwischen Königsteiner und Niederhofheimer Straße wurde jetzt das dritte Bebauungskonzept auf den Weg gebracht - einstimmig.
Letztlich waren alle Fraktionen froh, dieses Thema hinter sich lassen zu können. Die Verwaltung wird nun ein Bebauungsplanverfahren starten, auch noch einmal mit allen Eigentümern sprechen und die Umlegung erneut angehen. Ein erster Versuch, sich mit allen Besitzern über spezielle Verträge zu einigen, war schief gegangen. Danach wollte die Verwaltung das Verfahren für den B-Plan starten, doch die Koalition aus CDU. SPD und FDP spielte nicht mit. Sie beantragte erfolgreich, das Areal zu vergrößern, um die Mehrfamilienhaus-Bebauung zu entzerren und noch einen Kindergarten sowie ein Mehrfamilienhaus unterzubringen. Das wiederum gefiel einigen Bürgern um den Münsterer Hans-Georg Sachs überhaupt nicht, denn damit wären die Streuobstwiesen in Teilen zerstört worden. Die „Interessengemeinschaft Schlämmer“ zettelte ein Bürgerbegehren an, erreichte deutlich mehr Unterschriften als notwendig und brachte damit das Bündnis zum Umdenken. Um einen Bürgerentscheid zu vermeiden, wurde die Erweiterung wieder zurückgenommen. CDU, SPD und FDP verzichteten auf Mehrgenerationen-Wohnen und Kita, vorne an der Königsteiner Straße soll nur dreigeschossig statt zusätzlichem Staffelgeschoss gebaut werden, dahinter gibt es weniger Mehrfamilienhaus-Bebauung.
Nach dem neuen Konzept können 125 Wohneinheiten entstehen, davon etwa 47 in Reihen-, Doppel- und Einzelhäusern, rund 63 in Mehrfamilienhäusern auf voraussichtlich städtischen Grundstücken (gefördert) und noch etwa 15 in Mehrfamilienhäusern auf privaten Grundstücken. Nach dem alten Papier vom April 2020 waren es knapp 159 Wohneinheiten (39 in Reihen-, Doppel- und Einzelhäusern, 79 in Mehrfamilienhäusern auf städtischen Grundstücken, 41 auf privaten Grundstücken) gewesen, so die Stadt in der neuen Vorlage. Auch wenn damit 34 Einheiten weniger entstehen, so stimmten letztlich alle Fraktionen zu.
UKW: Koalition schuld; SPD: nicht aufrechnen
Nicht aber, ohne noch einmal die Standpunkte zu diskutieren. Das Verfahren sei um gut zwei Jahre verzögert worden, kritisierte UKW-Vertreter Wolfgang Coy, „das hat die Koalition zu verantworten“. Der Satzungsbeschluss für einen B-Plan wäre schon vor einem Jahr möglich gewesen. Nun komme er - wenn es gut laufe - vielleicht Ende 2023, so Coy. Auch seien die Vorarbeiten, die Gespräche mit den Eigentümern samt Umlegung, nun „weitgehend wertlos“, monierte er. Und letztlich hätte die UKW natürlich gerne mehr bezahlbaren Wohnraum dort verwirklicht, stimme aber zu, „um die Sache nicht weiter zu verzögern“, betonte Coy.
„Ich hoffe, dass ist das letzte Mal, dass wir über so ein Geplänkel reden“, konterte Elsbeth Stegemann von der SPD. Es sei nicht die Zeit, nun aufzurechnen, wer an was schuld sei. Es sei „viel fehlgeschlagen“, darunter auch die Verhandlung mit den Eigentümern. Es sei aber nun „wichtig, den Bürgerwillen zu respektieren“, so Stegemann. Deshalb habe die Koalition eingelenkt, obwohl sie mit der Erweiterung „große Klötze“ habe verhindern wollen, plus Kita und Mehrgenerationenhaus. Die SPD sei immer für ausreichend bezahlbaren Wohnraum. Stegemann betonte aber, nun entstehen zumindest mehr Doppelhäuser. Der Kompromiss solle jetzt „dafür sorgen, dass die Umsetzung zügig vorangeht“, hofft die SPD-Frau.
Bürgermeister Albrecht Kündiger (UKW) wies den Vorwurf zurück, die Stadt habe hier verzögert. Die Umlegung sei in einem „Rekordtempo“ gelaufen, immerhin rund 80 Prozent der Eigentümer hätten zugestimmt. Aber auch er bedauere, dass nun weniger günstige Einheiten entstehen.
„Das sind 34 Wohnungen weniger, die hier sehr dringend gebraucht werden“, sagte Ivaloo Schölzel (fraktionslos, Freie Wähler). Mit Blick auf die kurzfristig geänderte Entscheidung zum Museum hoffe sie bei „Vor dem Schlämmer“, dass „Sie sich an Ihr Wort halten“. Michael Trawitzki, Chef der FDP, monierte, dass nach einem einstimmigen Beschluss im Bauausschuss das Parlament nun genutzt werde, „um schnell ein paar schwarze Peter zu verteilen“. Da mache die FDP nicht mit. Für die Koalition sei es nun „die optimale Lösung“.