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Münster: Viel Holz statt Grünmüll auf dem Biomassehof?

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Von: Frank Weiner

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Holz soll auf der Fläche am Zeilsheimer Weg/B 519 weiter verarbeitet werden, Grünmüll wird dann nicht mehr angenommen.
Holz soll auf der Fläche am Zeilsheimer Weg/B 519 weiter verarbeitet werden, Grünmüll wird dann nicht mehr angenommen. © wein

Entsorger will Sammelstelle an B 519 anders nutzen.

Münster. Immer mal wieder sorgt der Biomassehof an der B 519 zwischen dem Gewerbegebiet und dem Liederbacher Feld für Schlagzeilen. Vor einigen Jahren gab es dort Brände, dann diskutierte die Politik in der Nachbargemeinde über den vom Grünmüll ausgehenden Geruch. Zuletzt ist es öffentlich ruhiger geworden um die Sammelstelle - doch hinter den Kulissen hat die Kilb Vetter Entsorgung GmbH ein Projekt für diesen Standort vorbereitet, das die Situation deutlich verändern soll.

Das Unternehmen wolle dort gleich zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen, wie Geschäftsführer Stefan Hofmann auf Anfrage dieser Zeitung erläutert. Bisher hat Kilb Vetter in einem Jointventure mit der Wallauer Firma Meinhardt das Biomassekraftwerk in Wicker mit Altholz beliefert. Bis zu 125 000 Tonnen im Jahr wurden dort verarbeitet, es gab eine Aufbereitungsanlage auf der Fläche. Doch das Areal wird auf der Deponie für eine Erweiterung benötigt, die beiden Betriebe müssen das Holz also vorher anderswo lagern und verarbeiten. Das Kraftwerk benötige das Material aber weiterhin, so Hofmann. Deshalb soll die Kapazität der Kelkheimer Sammelstelle erheblich ausgebaut werden. Um den Platz dafür zu schaffen, will die Kilb Vetter GmbH die Verarbeitung von Grünmüll fast komplett zurückfahren. Aber Hofmann gibt für Bürger und kleinere Gewerbebetriebe Entwarnung: Eine Abgabe von Grünschnitt soll dann auf dem Wertstoffhof an der neuen Halle am Zeilsheimer Weg in einer großen Box möglich sein.

Um diese Rochade so angehen zu können, muss die Kelkheimer Firma ein Genehmigungsverfahren durchlaufen. So hat das Regierungspräsidium (RP) Darmstadt bereits Ende April in Wiesbaden das Vorhaben erörtert. Das Unternehmen plant eine Erhöhung der genehmigten Durchsatzmenge von 15 000 Tonnen im Jahr auf 97 000. Wobei sich das dann künftig fast ausschließlich auf das Holz bezieht. Das RP führt das Genehmigungsverfahren gemäß Bundes-Immissionsschutzrecht durch. Bei dem Termin unter der Verhandlungsleitung durch das RP-Dezernat für Abfallwirtschaft in Wiesbaden wurden die Einwendungen mit der Entsorgungsgesellschaft erörtert. „Nur einer der Einwendenden nahm an dem Termin teil. Besprochen wurden insbesondere die Bereiche Staub, Verkehr, Wasser- und Bodenschutz sowie Natur- und Artenschutz. Das Regierungspräsidium prüft jetzt die vorgetragenen Argumente und bewertet diese, bevor es über den Antrag der Firma entscheidet“, teilt ein RP-Sprecher mit. Die Unterlagen und Pläne hatten zuvor bei der Stadtverwaltung Kelkheim sowie am RP-Standort Wiesbaden ausgelegen. Zwei Monate lang konnten Einwendungen dagegen eingereicht werden - drei gingen ein. Außerdem holte das Dezernat Stellungnahmen von Fachbehörden ein.

Genehmigung: Verfahren läuft

Vorgesehen ist künftig auf dem Areal am Zeilsheimer Weg/B 519 die Behandlung von Althölzern und Sperrholz in einer Menge von 80 000 Tonnen pro Jahr. Grünabfälle machen dann nur noch rund 12 000 Tonnen aus, aus anderen Abfallbehandlungsanlagen kommen 5000 Tonnen. Die Kompostierung von Grünabfällen soll weitgehend eingestellt werden. Ihre Konsistenz ist laut Hofmann auch schwieriger zu verarbeiten, weshalb nun mit dem Holz größere Mengen auf der ähnlichen Fläche erreicht werden können.

So ist das ganze Projekt also vor allem eine Verlagerung von Material - vom Grün zum Holz. Daher seien größere Umbauten und Investition nicht notwendig, so Hofmann. Allerdings will der Betrieb elf Stellplätze anlegen, Betonsteinwände sowie einen Büro- und einen Sanitärcontainer aufstellen. Die Betriebszeiten sollen werktags von 6 bis 22 Uhr gelten.

Gestank könnte weitgehend ausbleiben

Die Parkplätze seien wichtig, damit anliefernde Fahrzeuge auf dem Gelände warten können, betont Hofmann. So sollen Staus vermieden werden. Ähnlich war Kilb Vetter bei seiner großen Müll-Verarbeitungshalle weiter oben vorgegangen - seitdem habe sich das mit den Rückstau der Lastwagen deutlich verbessert, so der Geschäftsführer. Er ist optimistisch, dass die Firma die Genehmigung erhält, denn es werde ja schon Holz verarbeitet. Und für die Anlieger bleibe der Grünmüll-Geruch künftig weitgehend aus.

Mittelfristig denkt die Gesellschaft, die rund 320 Mitarbeiter hat und Anfang 2019 aus der Kilb Entsorgung GmbH in Kelkheim, und der Vetter Containerservice GmbH in Bad Nauheim entstanden ist, auch darüber nach, moderne, elektrisch betriebene Aufbereitungsgeräte dort einzuführen. Aktuell wird das Holz gesammelt, sortiert und zerkleinert. Die Hackschnitzel kommen dann per Lkw nach Wicker. Hofmann rechnet mit zwei Lastwagen und fünf bis sechs Fahrten am Tag. Das Material vom Standort Bad Nauheim zu transportieren, wäre viel zu aufwendig gewesen, so der Chef. Daher soll nun die neue Kelkheimer Lösung kommen.

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