Münster: „Wir erforschen, wie es uns richtig gut geht“

Lions-Club und Wibke Knabe für Engagement zu „Klasse 2000“ geehrt - Munterer Start an „Si-Wi“-Schule
Münster. „Klaaaaroooo“ schallt es durch den Raum der Erstklässler. Das schüchterne Maskottchen traut sich bei so vielen lautstarken Fans dann doch gerne aus seinem kleinen Säckchen. „Er ist ein Forscher“, zeigt Jasmina Schlenkhoff auf die kleine Figur mit den dünnen Beinchen und Ärmchen, aber dem mächtigen und hellen Styropor-Kopf. Er sei mutig und neugierig - das wünsche sie sich auch von den Kindern der Grundschule „In den Sindlinger Wiesen“ („Si-Wi“), sagt die Verantwortliche für das Projekt „Klasse 2000“, das in der ersten Klasse von Lehrerin Stefanie Kunze an diesem Vormittag beginnt. Vor allem sollten die Mädchen und Jungen „erforschen, wie es uns besser und richtig gut geht“, findet Schlenkhoff.
In der allerersten Stunde der Initiative, die seit 23 Jahren das in Deutschland am weitesten verbreitete Unterrichtsprogramm zur Gesundheitsförderung, Sucht- und Gewaltvorbeugung in der Grundschule ist, fühlen sich die Kinder prima. Sie tanzen und springen zusammen mit der Projektleiterin wie Giraffen. Sie erforschen die Atmung und den menschlichen Körper mit den Lungen als zentralem Organ. Dort gebe es viele Bläschen, „das ist so, als ob ihr Milliarden von Luftballons aufblast“, erklärt Schlenkhoff. Die Kinder werden selbst mit einem kleinen Puste-Ballspiel aktiv. So gibt es von der Chefin gleich mal ein Sonderlob: „Ihr wart großartig.“ Es folgt die Ankündigung, dass die zweite „Klasse 2000“-Stunde vor den Sommerferien ist. Als „Hausaufgabe“ gibt es ein Bastelset für „Klaro“ - und für die Lehrerin eine Menge Anregungen für den Unterricht.
Pädagogin Kunze findet es in der Tat prima, wenn mal eine andere Person mit den Schülern spielerisch ein Thema erarbeitet. Die Gesundheitserziehung sei wichtig und dafür geeignet, betont sie. Insgesamt sei das Projekt prima und der Wiedererkennungswert für die Kinder hoch.
Nachhaltig und immer am Puls der Zeit
Das dachte sich vor 20 Jahren auch Wibke Knabe, als sie noch an einer Schwalbacher Grundschule unterrichtete. Damals kam sie mit „Klasse 2000“ erstmals in Kontakt und führte es dort mit ein. „Ich kenne kein Programm, das so nachhaltig ist“, findet die Kelkheimerin, die aktives Mitglied im Lions-Club ist. Das von Ärzten in Nürnberg entwickelte Programm werde ständig aktualisiert, inzwischen an neuen Medien-Thematiken gearbeitet, weiß Knabe. Positiv werde in den Rückmeldungen immer wieder angemerkt, dass sich das Klassenklima durch den besonderen Unterricht verbessere, die Schüler „durch Gespräche Konflikte abbauen“.
Das können die acht Viertklässler der „Si-Wi“ durchaus bestätigen, als sie mit dem Lions-Club und der Presse eine Bilanz ihrer vier Jahre „Klasse 2000“ ziehen. Es habe ihnen allesamt gut gefallen, gehen die Arme von Adrian, Ronja, Paul, Mia, Giuliano, Lukas, Leni und Elisa sofort geschlossen hoch. Experimente und Spiele haben sie gemacht, auch Geschenke bekommen. Langweilig sei es fast nie gewesen, erzählen sie munter drauflos. Zum Thema „Vertrauen“ habe ein Seil eine wichtige Rolle gespielt - ebenso bei der Stunde zur Vernetzung der Bahnen im Gehirn. Eine Maxime ist haften geblieben: „Wenn uns einer ärgert, ignorieren wir das einfach“, ist der Tenor der Klassensprecher. „Nein-Sagen“ sei natürlich erlaubt und auch mal wichtig - und dass jeder deutlich macht, „was er wirklich will“. Die Viertklässler würden sich wünschen, dass es mit einem ähnlichen Programm auch in der Klasse 5 weitergeht.
Dafür gibt es vom Club die so genannte „Lions Quest“, berichten Knabe und Peter Ottiger, zuständig für die Öffentlichkeitsarbeit. Doch das sei längst nicht so verbreitet und anerkannt wie „Klasse 2000“, weiß das Duo. Der Kelkheimer Lions-Club ist hier hessenweit ein Motor und wurde zuletzt mit einem erstmals verliehenen Preis ausgezeichnet. Insgesamt 34 Klassen in Kelkheim finanziert die Organisation an drei Grundschulen: neben der „Si-Wi“ noch die Max-von-Gagern- und Pestalozzi-Schule. Das seien mit Abstand die meisten Partner, heben Knabe und Ottiger hervor - Platz zwei im Bundesland folgt mit geförderten 19 Klassen.
Rund 4000 Euro geben die Kelkheimer Lions dafür jedes Jahr aus, finanzieren das vor allem über das gemeinsame Adventskalender-Projekt mit dem Rotary-Club. Damit sei die Hälfte gedeckt, so Knabe. Den Rest müssten die Schulen als „Hilfe zur Selbsthilfe“ aufbringen - etwa über spezielle Elternbeiträge, einzelne Sponsoren oder einen Zuschuss der Krankenkasse AOK, die das Programm unterstützt. Knabe und Co. wollen mit dem Lions-Club weiter am Ball bleiben, die anderen beiden Kelkheimer Grundschulen vielleicht dafür begeistern. Die Liederbachschule im Nachbarort hat auch wieder Interesse gezeigt. Geht es nach den Kindern, sollte „Klasse 2000“ sicher lieber heute als morgen kommen. Die Erstklässler sind nach der Premierenstunde mit Leiterin Schlenkhoff ganz begeistern und hören fast nicht mehr auf zu reden. „Ihr selbst wollt es am meisten wissen, dass es euch gut geht, das glaube ich“, sagt sie und blickt und in viele strahlende Gesichter.