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Ruppertshain/Fischbach: Die Baustelle ist und bleibt ein Aufreger

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Die Baustelle in Ruppertshain ist und bleibt ein Aufreger.
Die Baustelle in Ruppertshain ist und bleibt ein Aufreger. © wein

Fahrerflucht und weiter Fischbacher Geschäfte-Frust.

Ruppertshain/Fischbach. Dienstagmorgen um 6.30 Uhr war Bürgermeister Albrecht Kündiger auf der Baustelle. Er wollte sich ein Bild machen, wie die Lage am Nadelöhr Robert-Koch-Straße ist. Denn in den Tagen zuvor hatte es wieder Beschwerden über Konfrontationen zwischen Autofahrern und Bauarbeitern gegeben. Die Stadt duldet inoffiziell eine Durchfahrt, wenn dort nicht gearbeitet wird. Ansonsten bleibt der Weg nach Fischbach dicht - doch nicht jeder hält sich dran und drängelt sich hinter Baufahrzeugen oder in einer Lücke hindurch.

Kündiger habe am Dienstag den „Zahnarzt-Effekt“ erlebt, wie er es formuliert. Denn kaum an Ort und Stelle, seien die „Probleme“ nicht mehr zu spüren gewesen. Der Bürgermeister musste nach Baustart um 7 Uhr zwei, drei Autos abweisen. Ansonsten sei es ruhig gewesen. Der Bauleiter habe ihm aber Fotos von anderen Situationen gezeigt, wo zum Teil die Autos „Schlange gestanden“ hätten hinter den Baufahrzeugen.

Steine zerbröselt, Übeltäter ermittelt

Noch am selben Tag folgte dann aber der Höhepunkt der bisherigen Ärgernisse rund um die Baustelle. Es habe sich eine Unfallflucht dort abgespielt, berichten Kündiger und Johannes Neumann. Der Sprecher der Polizeidirektion Main-Taunus teilt mit, dass ein 35 Jahre alter Audi-Fahrer die Baustelle umkurvt, am Rand Abgrenzungssteine überrollte und zum Teil zerstört habe. Nach einem Disput mit einem Bauarbeiter habe er in Richtung das Fischbach das Weite gesucht, woher er gekommen war. Doch die Arbeiter hatten das Kennzeichen, so konnte der Übeltäter schnell ermittelt werden. Neumann betont, dass Polizeistreifen die Baustelle regelmäßig, aber nicht verstärkt anfahren. Wenn sie Ordnungswidrigkeiten feststellen, würden diese „ausnahmslos“ geahndet, so der Sprecher. „Wir nehmen unsere Aufgabe wahr, übertreiben es aber nicht.“

Das Tohuwabohu um die Fahrerflucht hat auch Thomas Zellhofer, Vorsitzender des Bürgerverein „Stimme für Ruppertshain“, mitbekommen. „Die kooperativen Mitarbeiter der Baufirma sind in letzter Zeit in eskalierende Diskussionen und Streitigkeiten mit uneinsichtigen motorisierten Verkehrsteilnehmern verwickelt worden. Dieses Vorgehen frisst seit und sorgt für Demotivation“, sagt er. Dieser Ärger mit dem Auto sei auch kein Einzelfall.

Kurios lief es schon am Montag rund um die Baustelle: Unbekannte sprengten einen Geldautomaten im Eppsteiner Stadtteil Vockenhausen. Die Hauptstraße dort war dicht - und damit eine offizielle Umleitung nach Ruppertshain über Eppstein. Zudem habe es einen Unfall zwischen Glashütten und Königstein gegeben, weiß Kündiger. Als Ausweichstrecke sei die gesperrte Robert-Koch-Straße angegeben worden, das Chaos dort aber zum Glück ausgeblieben, berichtet er von diesem einmaligen Vorfall.

Der Bürgermeister geht aktuell davon aus, dass der erste Bauabschnitt nach einer ersten Verlängerung bis Ende April planmäßig abgeschlossen ist. Danach könne die Baustelle, die in Richtung Ortsmitte „wandert“, in Ruppertshain für Ortskundige umfahren werden. Der Ärger mit uneinsichtigen Autofahrern dürfe nicht zu einer Verzögerung des Ablaufs führen, so Kündiger. Und nach diesem Vorfall überlege die Stadt schon, ober sie ihre aktuelle Regelung genau so beibehalte.

Bei einem Pressetermin vor wenigen Wochen auf der Baustelle war vom Bürgermeister auch angeklungen, dass sich die Lage insgesamt in Ruppertshain unter den Bewohnern und in Fischbach unter den Geschäftsleuten durchaus stabilisiert habe. Die Einzelhändler im Nachbarort hatten nach dem Start des Bauvorhabens im vergangenen September über massive Umsatzeinbußen geklagt. Und ihre Lage habe sich keinesfalls gebessert, wie sie nun auf Anfrage deutlich machen. Sie glauben auch nicht, dass sich das signifikant ändert. Aktuell sind die Geschäftsleute dran, eine Hinweistafel zu gestalten, mit der sie Werbung machen können. Die Stadt hat laut Kündiger die Bezahlung zugesichert und wartet noch auf den Gestaltungsvorschlag.

Von Schließungen in Fischbach ist nichts bekannt. Aber Gedanken gibt es durchaus. „Normal könnten wie die Tankstelle zumachen, wenn sie nicht durch unsere Werkstatt abgefangen würde“, sagt Betreiberin Martina Nadworniczek. Zu Beginn der Krise hatte sie das Umsatz-Minus auf 70 Prozent beziffert, nun liege es bei der Hälfte. Einer Aushilfe musste gekündigt werden, das weitere Team soll bleiben. Die Tankstelle sucht nach anderen Lösungen, die Chefin rechnet nicht mit der Rückkehr aller Kunden. Den „Normalzustand“ werde es kaum mehr geben, ist sie überzeugt.

„Wir halten das keine zwei Jahre durch“

Das sieht Manuela Rausch von der Metzgerei Rausch genauso. Die Lage sei „bescheiden“, unter der Woche seien es bis zu 80 Prozent Minus beim Umsatz. „Es sieht nicht rosig aus“, sagt sie, die Familie müsse privates Geld zuschießen - die Entlassung der Mitarbeiterin komme aber nicht in Frage. „Wir halten das keine zwei Jahre durch“, sagt Rausch zur Gesamt-Bauzeit in Ruppertshain. Sie glaubt auch nicht, dass Kunden etwa aus Glashütten nach Straßenöffnung zurückkehren. Der Medienrummel habe neue Käufer gebracht, die aber die Einbußen nicht auffangen.

Sie sieht es auch Michael Schramen, Inhaber vom Fischbacher Obst- & Gemüsemarkt. „Die Medien haben das natürlich gepusht.“ Neue Kunden kamen, doch vom Niveau vor der Baustelle sei er weit entfernt. Das große Interesse habe sich wieder „verflüchtigt“. Er hat eine Vollzeitkraft entlassen müssen. Schramen würde sich wünschen, wenn die Stadt die Bauzeiten - gerade samstags - in Ruppertshain im Internet bekanntgeben würde.

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