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Ruppertshain: Stadt schiebt Baustellen-Kuddelmuddel Riegel vor

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Von: Frank Weiner

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Ein Auto fährt in die Baustelle, obwohl diese gesperrt ist - kein seltener Fall zuletzt.
Ein Auto fährt in die Baustelle, obwohl diese gesperrt ist - kein seltener Fall zuletzt. © wein

Zwischen 7 und 17 Uhr sind in Ruppertshain Durchfahrten tabu - Bauzeit knapp einen Monat länger.

Ruppertshain. Bürgermeister Albrecht Kündiger ist gestern Mittag in seinem Element. Den Fahrer eines Paketdienstes, der von Fischbach aus in die Ruppertshainer Baustelle fahren will, weist er auf die eigentliche Sperrung hin. Als die Bauwagen doch mal kurz Platz geben, drückt der Rathauschef ein Auge zu und lässt den Lieferanten passieren. Wenig später wiederholt sich das Szenario von der anderen Seite. Doch der Paketwagen hat diesmal keine Chance, die Baustelle ist dicht, der Bürgermeister bewegt ihn zur Umkehr und zum Umweg nach Fischbach über Königstein.

Solche Situationen waren in den vergangenen Wochen nicht selten auf dem untereren Teil der Robert-Koch-Straße. Diese wird seit September 2022 grundhaft erneuert. Die Stadt verteilt zwar keine Knöllchen, wenn Autos dort bei freier Fahrt passieren. Die Sperrung gelte aber offiziell weiter, so Kündiger. Doch offensichtlich wird das Vertrauen gerne mal missbraucht, wie er nun beim Baustellentermin berichtet. Es sei zu nicht mehr akzeptablen Situationen gekommen. So reihten sich Autos hinter den Baustellenfahrzeugen ein und behinderten deren Arbeiten. Es seien sogar Absperrungen zur Seite geräumt worden, weiß Kündiger. Und als Gipfel habe es Beleidigungen gegenüber Bauarbeitern gegeben, seien sogar Schläge angedroht worden, kann der Bürgermeister nur den Kopf schütteln.

Baken beseitigt und Arbeiter beleidigt

Deshalb werde die Stadt nun bei der Regelung „rigoroser“ vorgehen müssen. Von 7 bis 17 Uhr, wenn dort gearbeitet wird, darf niemand durch, droht die Kommune nun auch Bußgelder an. „Es ist den Bauarbeitern nicht mehr zuzumuten, sich in Diskussionen zu verstricken.“ Abends und nachts sowie an Sonntagen soll es weiterhin geduldete Schlupflöcher geben können, so Kündiger. Allerdings könne es immer sein, dass die Landespolizei kontrolliert und sanktioniert. Darauf habe die Kommune keinen Einfluss. Der Bürgermeister nimmt ausdrücklich die Ruppertshainer Bürger von der Kritik aus. Hier gebe es Verständnis für die Baustelle, hätten sich die Anwohner mit den Einschränkungen arrangiert. Die Lage habe sich „ganz erheblich beruhigt“, sei „kein großes Thema“ mehr. Nicht ganz so entspannt, wie es der Bürgermeister berichtet hat, ist es im Nachbarort Fischbach, wo die Einzelhändler wegen zum Teil erheblichen Umsatzeinbußen Alarm geschlagen hatten.

So ruhig die Lage teilweise ist, so ist der Bürgermeister doch nicht rundum zufrieden. Den Abschluss des ersten kritischen Bauabschnitts mit Vollsperrung hatte er für Ende März angekündigt. Nun werde es knapp einen Monat später, wobei es nicht den einen Grund für diese Verzögerung gebe. Kündiger hofft aber, dass sich noch einige Tage gewinnen lassen. Die Baufirma habe den 28. April als Finale derzeit zugesichert.

Laut Claus Kühn, Stellvertretender Leiter des Bauamts, ist eine erster Brocken abgeschlossen: der Abwasserkanal mit den Hausanschlüssen. Nun folgen noch die neue Wasserleitung und eine Schmutzwasserdruckleitung, die in zwei Abschnitten samt Rohren zu den Häusern gelegt werden. Unten am Ortseingang entsteht ein Pumpwerk. Von dort aus werde das Abwasser in diesem Bereich hoch bis zum Sammler geleitet, von wo es dann bis zum Klärwerk an der Schönwiesenhalle fließen kann, erläutert Bauamtsleiter Patrick Büttner. Mit dem Ausbau wolle die Stadt insgesamt eine „höhere Betriebssicherheit erreichen“, betont Kühn.

Sind diese Arbeiten beendet, sollen etwa Ende März die Versorgungsleitungen sowie die Arbeiten für Bordsteine, Gehwege und den Straßenbau folgen. Ab diesem Moment müsse die Baustelle dann ohnehin komplett gesperrt bleiben, kündigen Kühn, Büttner und Kündiger an. Um nun im Zeitplan zu bleiben, soll der Ablauf etwas „optimiert“ werden, so der Stellvertretende Bauamtschef. Dazu zählen die Samstagsarbeit sowie zum Beispiel Bündelungen im Ablauf. Nachtschichten werde es aber nicht geben, sagt Kühn.

Kündiger betont, dass Anwohner und Arbeiter gegenseitig Rücksicht nehmen und es ein vernünftiges Miteinander sei. Christine Michel von der Wirtschaftsförderung ergänzt, dass die Ruppertshainer Geschäfte und Gastronomie ja weiterhin über Königstein vernünftig erreichbar seien. Dennoch weiß sie zum Beispiel von erheblichen Umsatzeinbußen des Restaurants „Merlin“ am „Zauberberg“ und appelliert an die Bürger, das Angebot wegen der Baustelle nicht zu vergessen. Auch habe sich die politische Diskussion über eine Umleitung auf den Waldwegen beruhigt, so Kündiger: „Wir sollten uns nicht auf Nebenkriegsschauplätze konzentrieren. Sondern alle zusammenstehen, damit wir die letzten Wochen hinkriegen.“

Im zweiten Abschnitt ist dann zumindest eine ortsinterne Umfahrung der Baustelle möglich. Insgesamt hat die Stadt zwei Jahre Bauzeit in vier Segmenten geplant, bis September 2024 wird es also noch so manche Herausforderung im „Bergdorf“ geben.

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