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Archivar findet historische Bilder Kriftels bei Ebay

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Am 18. Mai wird im Heimatmuseum die Ausstellung „Kriftel 1933 bis 1947“ eröffnet. Ein zufälliger Fund auf einem Online-Auktionshaus war für Gemeindearchivar Wilfried Krementz der Ausgangspunkt für seine Ausstellung

Alles begann mit einem glücklichen Zufall. Auf der Auktions-Plattform eBay wurde der Gemeindearchivar Wilfried Krementz vor knapp zwei Jahren auf ein Angebot aufmerksam, das besondere Einblicke in die Historie Kriftels versprach. Ein Anbieter aus Görlitz gab Fotografien zum Verkauf frei, auf denen eine Flakstellung aus dem Zweiten Weltkrieg zu sehen ist. „Diese befand sich auf dem Gelände der Ziegelei und war Sperrgebiet, weswegen das Fotografieren dort eigentlich untersagt war“, erklärt Krementz. Besagte Aufnahmen stammen allerdings von einem damals vor Ort stationierten Soldaten, verkauft wurden sie von dessen Sohn.

Adolf und Emil

„Die Fotos gehören natürlich nach Kriftel“, sagt Krementz, der sich gegen die anderen Bieter durchgesetzt hatte und für die Aufnahmen samt der Negative rund 100 Euro zahlte. Ein Schnäppchen, bedenkt man den Informationsgehalt, den die Fotografien enthalten. „Auf der jeweiligen Rückseite wurde etwa das Datum und der Ort Kriftel notiert“, berichtet der Archivar. So erfuhr er beispielsweise, dass die Schnappschüsse während eines Tages der offenen Tür auf dem Gelände entstanden. Zudem konnten zwei der vier Geschütze näher identifiziert werden. Von den Soldaten bekamen diese Namen verpasst: Adolf und Emil.

Wilfried Krementz weiß, dass eine Ausstellung, die das Dritte Reich thematisiert, nicht nur auf Zustimmung trifft. „Letztlich möchte ich 73 Jahre nach dem Krieg einen Anstoß liefern, um sich mit der Vergangenheit auseinanderzusetzen“, sagt er.

Versteckt auf Dachböden

Bestärkt wurde er in diesem Entschluss durch vergleichbare Ausstellungen in den Nachbarorten, etwa Eschborn oder Kelkheim. Krementz weiß, dass heute sehr wahrscheinlich noch viel mehr Bildmaterial aus der Zeit auf Dachböden oder in Kellern liegt. „Diese Bilder packen die Leute aber nicht aus“, erklärt er. Auffällig sei, dass er wesentlich mehr Material aus dem Ersten Weltkrieg zugespielt bekommt.

Auch in diesem Punkt möchte er seine Mitmenschen animieren. „Das eine oder andere Bild aus den Schubladen der Menschen würde ich natürlich sehr gerne in die Sammlung aufnehmen“, betont Krementz, „allerdings nicht mehr vor der aktuellen Ausstellung.“ Der Platz im Heimatmuseum ist begrenzt und die Auswahl von 52 großformatigen Fotos sowie mehreren kleineren Aufnahmen und zeitgenössischen Zeitungen steht bereits fest.

Linde nach Blitz gefällt

Neben der Flakstellung rückt die Galerie auch weitere Örtlichkeiten zur damaligen Zeit in den Fokus. Ein Bild zeigt etwa die Bevölkerung am 1. Mai 1933. Der Tag wurde durch die Nationalsozialisten zum gesetzlichen Feiertag und in Kriftel versammelte man sich dazu an der tausendjährigen Linde. Diese verdankte im Übrigen ihren Namen nicht dem Duktus der Nationalsozialisten, sondern dem tatsächlich wohl sehr hohen Alter. „Ob sie wirklich tausend Jahre alt war, sei dahin gestellt“, erklärt Krementz, „sicher ist aber, dass sie noch 1933 aufgrund mehrerer Blitzeinschläge gefällt wurde.“

Es folgte ein neuer Baum, der zunächst „Adolf-Hitler-Linde“ getauft, später aber auch abgeholzt wurde. Die Ausstellung „Kriftel 1933 bis 1947“ öffnet am Freitag, 18. Mai, um 19 Uhr im Heimatmuseum (Schulstraße 2). Danach ist sie am Samstag, 19. Mai, und am Pfingstmontag, 21. Mai, von 14 bis 17 Uhr geöffnet. Am Sonntag, 3. Juni, kann sie zwischen 10 und 12 Uhr besucht werden.

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