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Ausflug auf drei Rädern

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Anneliese Wanner (li.) und Gabriele Kortenbusch (re.) genießen die erste Ausfahrt mit der neuen Rikscha, Alexander Hiller aus der sozialen Betreuung gibt Bürgermeister Christian Seitz letzte Anweisungen.
Anneliese Wanner (li.) und Gabriele Kortenbusch (re.) genießen die erste Ausfahrt mit der neuen Rikscha, Alexander Hiller aus der sozialen Betreuung gibt Bürgermeister Christian Seitz letzte Anweisungen. © Niklas Müller

Rikscha-Projekt im Kursana kommt bei den Bewohnern gut an.

Kriftel -Anneliese Wanner jauchzt, als Bürgermeister Christian Seitz (CDU) in die Pedale tritt. Dabei rührt ihre Freude weniger daher, dem Bürgermeister beim Sport zuzusehen. Die Seniorin genießt vielmehr als eine der ersten Bewohner des Kursana Pflegeheimes zusammen mit Seniorenberaterin Gabriele Kortenbusch eine Ausfahrt in der neuen Rikscha, über die die Einrichtung seit Freitag vergangener Woche verfügt. Bürgermeister Christian Seitz (CDU) gibt sein Bestes, die Damen per Muskelkraft über das Gelände zu befördern. Wobei, viel Kraft ist gar nicht nötig, um das Gefährt anzutreiben, ist die Rikscha doch mit einem Elektromotor ausgestattet. Wie bei einem E-Bike lässt sich dieser in drei Unterstützungsstufen zuschalten, sogar an eine Anfahrtshilfe für den flotten Start an der Ampel oder an einer Steigung wurde gedacht.

Bei künftigen Ausfahrten soll es aber ohnehin gemütlich zugehen. Für drei Monate wird die Rikscha nun im Seniorenheim Kursana zum Einsatz kommen. „Wir wollen erst einmal mit 20-Minuten-Fahrten anfangen und dann sehen, wie es ankommt“, sagt Stefanie Hoyer, Direktorin der Einrichtung. Bei Interesse können sich die Bewohner per Fahrplan eintragen und sich so einen Termin reservieren.

Aller Anfang ist schwer

Kommt das Projekt gut an, könne man auch Routen durch Kriftel entwickeln, an Sehenswürdigkeiten vorbei. Die Idee hatte Gabriele Kortenbusch bereits 2021, dank einem Artikel zu dem Thema in der Zeitung des Sozialverbandes VDK. „Das fand ich toll“, so Kortenbusch. Für das Projekt musste sich aber erst eine Einrichtung finden. „Ich habe überlegt, ob ich das in der Gemeinde machen kann und habe daraufhin sofort Frau Nitzling angerufen.“

Carina Nitzling, die Leiterin des Sozialen Dienstes im Kursana, fand die Idee gut. Allerdings hatte Nitzling damals noch andere Sorgen, die Corona-Pandemie beherrschte zu dem Zeitpunkt den Alltag. Kortenbusch ließ aber nicht locker, und nach mehreren erneuten Anfragen habe Nitzling im Frühjahr diesen Jahres gesagt: „Jetzt machen wir es.“ Gesponsert wird das Projekt vom Ministerium für Wirtschaft, Energie und Verkehr des Landes Hessen. Die Rikscha wird kostenfrei zur Verfügung gestellt, verfügt aber über alle notwendigen Versicherungen wie Haftpflicht, Diebstahlschutz und einer Unfallversicherung für Fahrer und Insassen. Sogar an Sicherheitsgurte wurde gedacht, das orangene Faltdach lässt sich bei Bedarf einklappen.

Vermittlung zwischen den Generationen

Vier Piloten stehen derzeit zur Verfügung, teils aus dem Pflegeteam. Man suche aber fieberhaft nach Verstärkung, um künftig regelmäßig Touren anbieten zu können. Einige Voraussetzungen müssen als Pilot allerdings erfüllt sein. Neben dem Mindestalter von 18 Jahren ist eine Einweisung für das Fahren des Gefährtes erforderlich. Ein Führerschein ist nicht notwendig. Das Projekt, das ursprünglich aus Holland stammt, dient dabei nicht nur dazu, älteren oder bewegungseingeschränkten Menschen eine Ausfahrt zu bieten. „Wie bei einem Rollstuhl lassen sich tolle Unterhaltungen führen, sogar noch besser, weil der Kopf des Fahrers näher an den Fahrgästen ist“, erklärt Alexander Hiller, der in der sozialen Betreuung der Einrichtung arbeitet.

Hiller hofft, dass sich so nachhaltige Beziehungen zwischen Bewohnern und Fahrern ergeben, auch über das Projekt hinaus. „So könnte man eine Brücke zwischen den Generationen schlagen“, ist Hiller überzeugt. „Man könnte sich an einen Sportverein wenden“, regt Anneliese Wanner an, die jungen Leute ließen sich bestimmt begeistern. Es wird zudem überlegt, einen Sponsor zu bekommen, um die Rikscha dauerhaft in der Einrichtung zu lassen. Die Bewohner würden das Gefährt jedenfalls gut annehmen, weiß Stefanie Hoyer. „Die Neugier ist groß.“ Einige hätten bereits gefragt, wann es losgehen könne. Die Chancen stehen also gut, dass sich das Projekt im Kursana Pflegeheim etabliert.

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