„Das werden wir schon finanziell nicht schaffen“

Gemeinde muss bis Jahresende 14 neue Geflüchtete monatlich unterbringen.
Kriftel -Die Obstbaugemeinde bekommt bis zum Jahresende jeden Monat vom Main-Taunus-Kreis 14 Menschen zugewiesen, die die Gemeinde unterbringen muss - „das ist eine Mammutaufgabe“. In den Ausschüssen informierte Bürgermeister Christian Seitz über die aktuelle Unterbringungssituation in Kriftel und im MTK. Die Kapazitäten des Main-Taunus-Kreises zur Unterbringung von Menschen seien nahezu erschöpft. Nur wenn es den Städten und Gemeinden gelinge, jeden Monat etwa 300 Personen, die auszugsberechtigt und auszugsverpflichtet sind, aus den Gemeinschaftsunterkünften unterzubringen, könne eine weitere Aufnahme ohne die Inanspruchnahme von Hallen oder - wie im Landkreis Bergstraße - von großen Zelten noch gelingen.
Die Geflüchteten, die der Gemeinde jeden Monat zugewiesen werden, möchte Seitz „menschenwürdig unterbringen und nicht in einer großen Halle oder in einem Zelt“, betont er auch gestern Abend in seiner Haushaltsrede. Von den insgesamt 30 Mobilheimen in der Hofheimer Straße sind derzeit alle 30 bewohnbar. 22 Unterkünfte sind von Geflüchteten belegt, sieben von Obdachlosen, eines wurde kürzlich komplett renoviert und kann nun neu bezogen werden. 16 geflüchtete Personen, die dort leben, haben ein Recht auf einen Auszug. 34 befinden sich in einem Asylverfahren. Ab Januar 2024 könne es zu einer weiter erhöhten Zuweisung von geflüchteten Menschen kommen, so Seitz, wenn dann die jetzt freien Unterkünfte und größeren Gebäude des Main-Taunus-Kreises wieder voll ausgelastet wären.
Der Rathauschef zitierte gestern Abend auch den ehemaligen Bundespräsidenten Joachim Gauck: ’Unser Herz ist weit, aber unsere Möglichkeiten sind endlich’. Dieser Satz werde in diesen Tagen auch in Kriftel mehr als deutlich. „Das ist eine riesige Herausforderung. Kriftel war bei der Hilfe, der Unterbringung und auch der Integration auch mit Unterstützung vieler ehrenamtlichen Kräfte - wie etwa unserem Ausländerbeirat aber auch unseren Integrationslotsen - hier immer vorbildlich und die Menschen, die nach Kriftel gekommen sind, spüren das auch und sind dankbar“, so Seitz in seiner Haushaltsrede.
Für die Unterbringung der 14 Personen, die die Gemeinde ab jetzt jeden Monat unterbringen müsse, müsse sie jedoch etwa drei bis vier Wohnungen bereitstellen. „Auf das Jahr hochgerechnet kommen wir genau auf eine Anzahl von Wohnungen, die wir gerade mit der Gewobau in der Raiffeisenstraße errichtet haben. Wenn die Zahlen so weiter gehen, müssten wir jedes Jahr ein solches Wohnhaus errichten. Das werden wir schon finanziell nicht schaffen“, bekennt der Rathauschef.
Letztes Jahr habe Landrat Michael Cyriax mit den Bürgermeistern des Main-Taunus-Kreises in einem Schreiben an die Bundesregierung auf die Problematik hingewiesen. Bis heute habe man keine Antwort erhalten. „Glücklicherweise scheint es aber nun Bewegung zu geben und ich hoffe, dass Maßnahmen gefunden werden, die zu einer Verringerung der Anzahl der Menschen führt, die wir vor Ort unterbringen und integrieren müssen“, so Seitz