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Eine Hommage an das Akkordeon

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Das „Incantare Akkordeonorchester und mehr“ probt unter Leitung von Sebastian Wagner (rechts) für die Aufführung des Orchesterprojekts „E-Motio“ am kommenden Sonntag in der Schwarzbachhalle.
Das „Incantare Akkordeonorchester und mehr“ probt unter Leitung von Sebastian Wagner (rechts) für die Aufführung des Orchesterprojekts „E-Motio“ am kommenden Sonntag in der Schwarzbachhalle. © Eva-Maria Homann

Sebastian Wagner hat für das Instrument ein Stück komponiert, Musik wird tänzerisch interpretiert.

Kriftel -„Das Akkordeon ist das am meisten verkannte Instrument“, findet Sebastian W. Wagner. Um den schlechten Ruf zu entkräften, müsse man wegkommen von Volksmusik und „Rumtata“. Mit „E-Motio“ hat der Musiker seinem Akkordeonorchester „Incantare“ ein Stück auf den Leib komponiert, das alle Facetten anklingen lässt. Seit fünf Jahren leitet Wagner das Ensemble, in das weitere Instrumente wie Klarinetten oder Flöten integriert wurden. „Das passt so toll zusammen“, ist der 43-Jährige begeistert. Man wolle immer weiter aufgehen und alle zusammenholen. „Es macht einfach Spaß mit vielen Leuten aller Altersstufen gemeinsam etwas Neues aufzubauen“, bekräftigen Anne und Selina Jantos aus dem Orchestervorstand.

Einzelne Stücke wie Filmmusik

In „E-Motio“ hat Wagner neun Gefühle musikalisch gefasst und zu intensiven Klangbildern verarbeitet. In einem zornigen Tango etwa steigert sich das Orchester mit einem Crescendo zu einem fulminanter Ausbruch, ein verspielter Walzer steht ganz ohne übertriebenen Schmalz für Verliebtheit. Wie fein die einzelnen Stücke, die nicht selten wie Filmmusik anmuten, auskomponiert sind, ist zu hören, wenn die einzelnen Stimmen proben. 180 Stunden hat Wagner, der bereits mit neun Jahren einen ersten Preis beim Wettbewerb „Jugend musiziert“ mit Akkordeon errang und mehrere Instrumente spielt, in seiner Freizeit in das Projekt investiert.

Der studierte Musikpädagoge, dessen großes Vorbild Namensvetter Richard Wagner ist, bezeichnet seine Musik als moderne, romantische Klassik mit großer Bandbreite, in der auch mal Funkmusik oder eben ein Tango einfließen. Dabei spielt er mit den Hörerwartungen des Publikums. Traurig müsse nicht immer Moll sein. „Wenn alle denken, jetzt kommt dieses oder jenes, folgt ein „Ätsch bätsch““, sagt er augenzwinkernd. 39 abendfüllende Programme sind bis dato seiner Feder entsprungen.

Das Besondere an dem Konzert am Sonntag in der Schwarzbachhalle ist, dass die Musik von jungen Tänzerinnen der „Tanzetage“ Liederbach in Bewegungen ausgedrückt wird. Das Orchester hatte mit dem Studio bereits beim letzten Projekt zusammengearbeitet. „Die machen das so schön und übertreffen immer unsere Erwartungen“, schwärmt Wagner. „E-Motio“ sei im Gegensatz zum „Schächtelchen in der Mitte der Welt“ nicht handlungsgebunden, sondern eine Ballettmusik und eine Möglichkeit, die Gefühle in „reinem Ausdruck“ rüberzubringen: „Die Synthese von Emotio und Motio wird zu E-Motio, einem Tanz der Gefühle“.

Die Dance Kids und die Junior Company hätten unter der Leitung von Victoria und Teresa Söntgen, „fantastische Tänzerinnen“, eigenen Ideen in die Choreografien eingebracht, weiß Selina Jantos (24), die das Projekt ehrenamtlich mit ihrer Schwester Anne (26) organisiert. „Wir kennen die Choreografien selbst noch nicht und sind sehr gespannt“. Die Jantos-Schwestern sind seit Kindesbeinen an musikalisch aktiv, seit der Gründung spielen sie bei „Incantare“, das 2008 aus der Musikschule Fortissimo Langenhain hervorging. Neben dem Hauptorchester gibt es zwei Jugendorchester, die unter Leitung von Musikpädagogin Regina Wagner in Langenhain proben.

Motivierter Nachwuchs

Eine breite Jugendarbeit sei wichtig, betont Selina Santos. So kommen zur Aufführung von „E-Motio“ unter anderem 25 kleine Geigerinnen einer befreundeten Musikpädagogin aus Hattersheim hinzu. „Es ist aufregend für die jungen Leute vor einem großen Publikum und gemeinsam mit vielen anderen Musikern zusammen zu spielen“. Der Nachwuchs sei sehr motiviert, übe kräftig und werde durch ein solches Projekt gepusht. Selbst ein Musikinstrument zu lernen könne anstrengend sein und manchmal nerven. „Aber ich sehe es als unsere Aufgabe zu zeigen, dass es das Schönste auf der Welt ist, selbst Musik zu machen, sie nicht nur zu konsumieren“, unterstreicht Wagner, der seit 2017 zudem den Männerchor des Krifteler Gesangvereins „Liederkranz“ leitet.

Dankbar ist er der Obstbaugemeinde, dass er im Haus der Vereine mit „Incantare“ proben kann: „Wir erhalten hier große Unterstützung“. Weitere Förderung für das diesjährige Projekt kommt von der Bürgerstiftung Kriftel sowie von Fraport, der Mainova, der Stiftung Citoyen und dem Kulturfonds RheinMain.

Aufführung am Sonntag in der Schwarzbachhalle

Das Orchesterprojekt E-Motio wird am Sonntag, 16. Juli, 18 Uhr, in der Kleinen Schwarzbachhalle aufgeführt. Tickets zu 14,40 Euro zzgl. zwei Euro Gebühr sind unter www.incantare-akkordeon.de erhältlich, Restkarten werden an der Abendkasse verkauft. Kinder bis sechs Jahren benötigen kein Ticket - bitte jedoch vorher per Email an projekte@incantare-akkordeon.de anmelden.

Neue Mitglieder sind im Verein „Incantare Akkordeonorchester und mehr“ herzlich willkommen.

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