Gemeindebrandinspektor: Feuerwehr stößt an ihre Grenzen
Allein das Unwetter am 27. Mai hielt die Wehrleute stundenlang in Trab. 18 000 Einsatzstunden stehen insgesamt in der Jahresbilanz.
Mit 183 Einsätzen war für die Freiwillige Feuerwehr 2016 ein „Rekord-Einsatzjahr“. 207 Feuerwehrleute waren dabei viele Stunden im Einsatz. Allein am Abend des 27. Mai wurde die Krifteler Wehr zu rund 100 Einsätzen alarmiert: Sintflutartige Regenfälle und Hagelschauer richteten vor allem in Kriftel, aber auch in Teilen der Nachbarkommunen Hofheim und Hattersheim große Schäden an. Gemeindebrandinspektor Thomas Rieger zog jetzt auf der Jahreshauptversammlung der Feuerwehr Bilanz: Alle Einsätze, Übungen, Fortbildungen und Dienste zusammen gerechnet waren es knapp 18 000 Stunden, die seine Wehr 2016 im Dienst der Allgemeinheit geleistet hat. Rieger dankte dabei auch den Kollegen aus Hofheim für ihre Unterstützung bei einigen Einsätzen.
Kritische Töne
Der Gemeindebrandinspektor nutzte die Versammlung auch für kritische wie nachdenkliche Worte, als er die Frage stellte: „Ist die Bürgerschaft noch mehrheitlich am Gemeinwohl interessiert? Ist die Feuerwehr ,Mädchen für alles‘?“ Er stelle fest, „dass die Ansprüche der Bürger steigen, aber ihre Bereitschaft, durch ehrenamtliche Tätigkeit am Gemeinwohl mitzuwirken, dagegen sinkt“.
Bis jetzt könne die Wehr in Kriftel am Tag die knappe Einsatzfrist von zehn Minuten selbst einhalten, betonte Rieger, der allerdings die Erfahrung macht, dass die Einsatzbereitschaft am Tag durch die Berufstätigkeit der Kameraden längst „nicht mehr planbar ist“. Mit der zusätzlichen Bewältigung von Verwaltung, Bürokratie und Dokumentation komme die Wehr an ihre Grenzen: „Zusätzliche ehrenamtliche Tätigkeiten sind von der Wehr nicht mehr leistbar.“
Der Erste Beigeordnete Franz Jirasek, zuständig für den Brandschutz, kam ebenfalls auf das Unwetter im Mai 2016 zu sprechen. „In nur 30 Minuten gingen 45 Liter Regenwasser je Quadratmeter über Kriftel nieder.“ Die Krifteler Feuerwehr sei ununterbrochen 13 Stunden in Einsätzen gewesen. „Ohne Ihren selbstlosen und ehrenamtlichen Einsatz wäre die schnelle und kompetente Hilfeleistung für die Bürger nicht möglich gewesen“, lobt er die Kameraden. Die Feuerwehr sei deshalb nicht mit anderen Ehrenämtern vergleichbar, das ist „Einsatzbereitschaft rund um die Uhr“.
Neue Gefährdung
Neben dem gesundheitlichen Risiko bei jedem Einsatz komme in den vergangenen Jahren eine neue Gefährdung hinzu, so Jirasek: „Die Fälle, in denen Helfer zu Opfern wurden, häufen sich.“ So wurden bei der Eröffnung der Europäischen Zentralbank im März 2015 Einsatzkräfte der Feuerwehr teilweise massiv angegriffen. Auf Initiative der Hessischen Landesregierung habe die Bundesregierung ein Bundesgesetz zur Stärkung des Schutzes von Vollstreckungsbeamten und Rettungskräften beschlossen. Wer einen Retter angreift, muss mit einem „erheblich erhöhten Strafmaß“ rechnen. Jirasek: „Angriffe auf Mitglieder der Wehren und Rettungsdienste kommen einem Angriff auf die öffentliche Sicherheit gleich.“
Die Einsatzabteilung aus 46 Aktiven ist das „Herzstück“ der Wehr. Die Jugendfeuerwehr bereitet Kinder ab zehn Jahren auf den Wechsel in die Einsatzabteilung vor. Bei den „Erdbeerlöschern“ lernen Kinder im Alter von sechs bis zehn Jahren spielerisch die vielfältigen Bereiche der Feuerwehr kennen.
(hk,ulk)