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Ingrid Franke experimentiert mit Farben und Formen

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Bürgermeister Christian Seitz freut sich: Das Bild „Der Apfel“ von Ingrid Franke wurde bei der Vernissage versteigert. Der Erlös kommt der Bürgerstiftung zugute.
Bürgermeister Christian Seitz freut sich: Das Bild „Der Apfel“ von Ingrid Franke wurde bei der Vernissage versteigert. Der Erlös kommt der Bürgerstiftung zugute. © van de Loo

Nach drei Jahren Pause wegen Corona wurde wieder eine Ausstellung im Rathaus eröffnet, vier weitere in diesem Jahr geplant.

Kriftel -An diesem Abend herrschte eine gelöste Stimmung im Krifteler Rathaus. Es hat viel damit zu tun, dass jetzt endlich nach drei Jahren coronabedingter Pause in der „Krifteler Galerie“ wieder eine Ausstellung gezeigt werden kann. Anke Heerda hat sie zusammen mit Susanne Vogt organisiert. Die ehemalige und die neue Assistentin von Bürgermeister Christian Seitz engagieren sich - wie sie beide betonen - gerne ehrenamtlich im Namen des Kulturforum Kriftel und der Gemeinde für die Kunst.

Erste Ausstellende nach der Pause ist Künstlerin Ingrid Franke. Sie bezeichnet sich selbst als Wiederholungstäterin, sie tue es immer wieder gern: zu malen und ihre Kunst einem Publikum zu präsentieren. Nach dem Studium zur Mathematik- und Biolehrerin habe sie festgestellt, welch entspannende und ausgleichende Wirkung die Malerei zum Job habe.

„Seitdem habe ich viele Kurse und Lehrgänge auf der Suche nach neuen Ausdrucksformen und theoretischen Hintergründen besucht“, hebt sie zu Beginn der feierlichen Ausstellungseröffnung hervor. Zwei ihrer Gemälde stehen an diesem Abend vor dem Redepult. Sie habe etwas damit vor, erklärt sie geheimnisvoll. Eines der Bilder soll versteigert werden. Welches entscheide das Publikum. Das Apfel-Stillleben oder die Landschaft. Nach zweimaligem Abstimmen ist klar: es ist der Apfel. Letztlich erzielt das Gemälde über 200 Euro, die an die Bürgerstiftung Kriftel gehen. Angelika Fink aus Butzbach darf sich in Zukunft daran freuen. Sie werde es zu den anderen Gemälden im Wohnzimmer ihrer Mutter hängen, bemerkt sie lächelnd.

Versteigerung für einen guten Zweck

„Der Apfel passt doch super zu Kriftel“, freut sich Bürgermeister Christian Seitz. „Diese Ausstellung zaubert mir ein Grinsen auf das Gesicht“, gibt er unumwunden zu. Und, so Seitz, die Bilder der Künstlerin seien ja mittlerweile weltweit bekannt. Wurden in Japan und Frankreich bewundert. Jetzt komme Kriftel dazu, „die wichtigste Station“, wie er scherzhaft bemerkt. Dr. Frank Fichert, Leiter des Krifteler Kulturforums, freut sich, endlich wieder ein gut gelauntes Publikum begrüßen zu dürfen. Er verweist auf die kommenden Aktionen des Kulturforums: Es werde in diesem Jahr noch einiges kommen. Vier weitere Ausstellungen sind 2023 noch geplant.

Dann erklärt Ingrid Franke ihre Arbeiten: Zwei Motivarten spielten hier und heute eine Rolle, erläutert sie und verweist zunächst auf das Genre des Stilllebens. „Darin kann man mit der Wirkung der Farben und Formen experimentieren“, unterstreicht sie. Das zweite Genre sei Landschaftsmalerei im weitesten Sinne. Ihre Gemälde seien zwar eher phantasierte Naturlandschaften, hätten aber teilweise kleine markante Punkte, die man als Haus deuten könne. Ein Trick, um das Auge des Betrachters einzufangen, gibt sie zu. Das gelingt ihr ausgezeichnet, wie zahlreiche Besucher nach eigenem Anschauungsunterricht zugeben.

Musikalisch aufgelockert wird die Vernissage von einem virtuosen Klavierspieler, wie Bürgermeister Seitz in seiner Ansprache hervorhebt. Marcel Hendler sitzt am Flügel, 12 Jahre alt. Nach eigenem Bekunden hat er nichts dagegen, vor so vielen Leuten zu spielen. Händel, Mozart - er hat alles drauf. Seit fünf Jahren spielt der Schüler aus der Rhönschule in Schwalbach. Sein Spiel wird mit viel Applaus belohnt.

Sie wiegt das Bild wie ein Baby

Ingrid Franke arbeitet mittlerweile auch mit einem Accessoire, das man sonst eher vom Friseur kennt: Cold Wax. Das mischt sie in ihre Farben. Sie werden dann leicht luftig, locker und haben einen zarten Glanz. Die Tiefe habe es ihr angetan, sagt sie im Gespräch. Auf ihren abstrahierten Landschaften verschwimmt der Horizont fast wie bei dem surrealistischen Künstler Salvador Dali. „Allerdings ohne seine zerlaufenden Uhren“, wie Franke augenzwinkernd bemerkt.

Wie entstehen die Bilder? Sie schütte die Farbe auf die Leinwand, kippe das Bild, wiege es wie ein Baby hin und her und sprühe auch mit einer Wasserdüse die Farben über die Bilder. Auch der Spachtel kommt zum Einsatz. „So kommt Schicht auf Schicht. Bei manchen Bildern weiß ich gar nicht mehr, wie viele Schichten es gibt“, gibt sie freimütig zu.

In den zwei Etagen des Rathauses kann man auf Entdeckungsreise gehen. Das kunstinteressierte Auge erfreut sich an der Vielfältigkeit von Formen, Themen und Formaten. Da gibt es runde kleine Abstrakte, Schatten werfende Flaschen, an den italienischen Künstler Giorgio Morandi erinnernd. Dazwischen immer wieder die abstrahierten Landschaften. In Öl, Acryl, Coldwax und in Mischtechnik, zu Preisen von 99 bis 300 Euro. 38 Exponate setzten hier einen bunten Kontrast zu hellen Fluren.

Das Gesamtkonzept gefällt. Da ist das Ehepaar aus Kelkheim, das von dem Farbenspiel bei den Kleinformaten entzückt ist. Uneingeschränktes Lob auch von Heiner aus Frankfurt, der mit „seinen Frankfurter Mädscher“ Roswitha und Elke mit Sekt und Knabberzeug am Tisch steht. „Was will man mehr, gute Kunst und gute Gespräche“, lautet sein Resümee.

Öffnungszeiten

Die Ausstellung ist noch bis zum 7. Juni im Krifteler Rat- und Bürgerhaus (Frankfurter Straße 33 bis 37) zu sehen, und zwar montags, mittwochs und freitags in der Zeit von 8 bis 12 Uhr und donnerstags in der Zeit von 16 bis 18 Uhr.

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